Mediathektipps: "Blackwater", "Harvey Keitel" und "Die Zeugen Jehovas"
Wie viel Zeit lassen Sie einer Serie, um sich in ihren Bann ziehen zu lassen? Filme, die nur langsam in Gang kommen, sind im Wettbewerb um Aufmerksamkeit im Nachteil - bei welchen Angeboten es sich lohnt: Unsere Mediathekstipps für die Woche 16.
Leicht zu übersehen ist "Blackwater": Eine Nordic-Noir-Serie, die sich Zeit nimmt, um die gesellschaftlichen Verwerfungen in einem schwedischen Provinzflecken zu schildern.
Ich bin mit dem Bus gekommen. Meine Tochter und ich waren den ganzen Tag unterwegs. Szene aus "Blackwater"
Am Mittsommertag 1973 kommt Annie in einem nordschwedischen Dorf an. Die junge Lehrerin aus Stockholm ist mit ihrer Tochter unterwegs zu einer Kommune in den Bergen. Dort will sie mit ihrem Freund Dan zusammen leben - aber Dan kreuzt nicht auf. Und Annie muss einen Mann aus dem Dorf anheuern, um sie zu dem einsamen Anwesen in den Bergen zu bringen. Das letzte Stück des Weges müssen Mutter und Tochter zu Fuß gehen. Dabei macht Annie eine grausige Entdeckung: In einem Zelt am Lobber Fluss findet sie ein ermordetes Hippie-Pärchen.
"Blackwater" beleuchtet schwedische Gesellschaft Anfang der 1970er-Jahre
Die Aufklärung des Verbrechens bildet die Folie, vor der die schwedische Serie "Blackwater" die gesellschaftlichen Verwerfungen Anfang der 1970er-Jahre beleuchtet. Es geht um Vorurteile und Ausgrenzung, um Gewalt zwischen Männern und Frauen. Nicht nur die Dorfbewohner erweisen sich als scheinheilig, auch in der angeblich so fortschrittlichen Kommune sind Manipulation und Missbrauch an der Tagesordnung.
Ganz langsam entfaltet die Nordic-Noir-Serie - die mit Rolf Lassgârd, Pernilla August und ihren Töchtern Asta und Alba hervorragend besetzt ist - einen düsteren Sog. Alle sechs Folgen noch bis Ende dieses Jahres in der ARD-Mediathek.
Arte-Porträt über Schauspieler Harvey Keitel
Der Schauspieler Harvey Keitel beschreibt sich selbst als früheren Marine-Soldaten, der Glück hatte - großes Glück! Understatements wie dieses sind bezeichnend für den Hollywood-Star, der im Mai 85 Jahre wird. Aber es stimmt: Keitels Karriere verlief alles andere als gradlinig:
Oft nimmt er sich zurück. Lässt anderen den Vortritt und vertut damit die eigenen Chancen. Denn das Gefühl, fehl am Platze zu sein, reicht bei Harvey Keitel weit zurück. Bis in die Kindheit. Szene aus der arte-Doku über Harvey Keitel
Ein Porträt auf Arte zeichnet das Leben und die Film-Laufbahn des jüdischen Einwanderersohns aus Brooklyn nach. "Harvey Keitel - Zwischen Hollywood und Independant-Kino". Noch bis zum 20. Mai in der Arte-Mediathek.
3sat-Doku schaut hinter die Kulissen der Zeugen Jehovas
Im 6. Kapitel der Offenbarung des Johannes wird neben den vier Reitern auch eine tödliche Plage erwähnt. Die Corona-Pandemie hat den Zeugen Jehovas neuen Zulauf beschert.
Die Ereignisse um uns herum machen deutlicher denn je, dass wir in der Endzeit leben und kurz vor dem letzten Tag der Endzeit stehen. Szene aus der 3sat-Doku "Die Zeugen Jehovas - Bibelfest, freundlich und kompromisslos"
So warnt ein ranghoher Prediger der Zeugen Jehovas. Eine Dokumentation auf 3sat schaut hinter die Kulissen der Glaubensgemeinschaft, die wie ein multinationaler Konzern geführt wird - ausschließlich von Männern. Aus der Organisation auszutreten, bedeutet geächtet zu werden. Auch von den eigenen Eltern, wie sich eine ehemalige Zeugin Jehovas in der Doku äußert.
Sie sagten mir, dass sie mich nicht mehr sehen wollen. Und dass ich für sie gestorben sei. Das hat mich hart getroffen. Szene aus der 3sat-Doku "Die Zeugen Jehovas - Bibelfest, freundlich und kompromisslos"
"Die Zeugen Jehovas - Bibelfest, freundlich und kompromisslos". Noch bis zum 15. Mai in der 3sat-Mediathek.