"Living - einmal wirklich leben" - Glanzrolle für Bill Nighy
Bill Nighy gehört zu den gefragtesten Bühnendarstellern Großbritanniens. Nun glänzt er in dem Melodram "Living - Einmal wirklich Leben", und wurde dafür für den Oscar nominiert. Seine Darstellung des Mr. Williams verleiht er dem Film Größe.
Der Film ist eine Neuinterpretation von Akira Kurosawas Schwarz-Weiß-Drama "Ikiru" aus dem Jahr 1952. Das Drehbuch schrieb der Literaturnobelpreisträger Kazuo Ishiguro und der verlegt die Geschichte nach England.
Schon die ersten Szenen geben Ton, Tempo und farblichen Look des Films an. London in den frühen 1950er-Jahren: nostalgisches Großstadtgewusel, Doppeldeckerbusse in glänzend rotem Technicolor, Businessmen mit Bowler-Hüten, tippelnde Damen beim Schaufensterbummel im dezenten Kostüm.
Farbloser Beamter im Rad der Bürokratie
Still hingegen ist es in der städtischen Beschwerdestelle, einem verwinkelten, dunklen Gebäude. Hier arbeiten schweigsame, stocksteife Männer mit ausdruckslosen Minen. Sie alle sind kleine Rädchen in der absurden Maschinerie endloser Bürokratie. Geleitet wird die Abteilung vom griesgrämigen Mr. Williams, an dem kein Antrag vorbeigehen darf. Und so stapeln sie sich meterhoch, die Aktenberge auf den Schreibtischen.
Krebsdiagnose als Wendepunkt
Mr. Williams hat sich mit diesem eintönigen Dasein arrangiert. Doch eines Tages erscheint er plötzlich nicht pünktlich zur Arbeit - das ist noch nie vorgekommen, seine Mitarbeiter sind verunsichert. Mr. Williams hat zwar nicht alles hingeworfen, aber nach einem Arztbesuch mit der Diagnose Krebs im Endstadium hat er kurzerhand entschieden an die See zu fahren, wo er einem Unbekannten sein Herz ausschüttet.
Mr. Wiliams möchte schon noch ein bisschen leben. Genauer gesagt wenigstens ein Stück von dem Leben, was er sich einstmals gewünscht hat, und das scheinbar ohne sein Zutun an ihm vorbeigezogen ist. Spaß haben, etwas Bedeutendes tun. Er weiß nur nicht wie.
Nighys Darstellung verleiht dem Film Größe
Letztlich entscheidet er sich, seinen Alltagstrott zu durchbrechen, und sich für den Bau eines Spielplatzes in einer armen Wohngegend einzusetzen. Er möchte seinen Beitrag zu mehr Menschlichkeit leisten. Das alles tut er still und würdevoll. Bill Nighy hat schon oft als kauziger Typ geglänzt, hier aber übertrifft er sich selbst. Und es ist seine überwältigende, herzzerreißende Darstellung des Mr. Williams, die dem Film seine Größe verleiht.
Living - Einmal wirklich leben
- Genre:
- Drama
- Produktionsjahr:
- 2022
- Produktionsland:
- Großbritannien
- Zusatzinfo:
- mit Bill Nighy, Aimee Lou Wood, Alex Sharp (II), Tom Burke
- Regie:
- Oliver Hermanus
- Länge:
- 103 Minuten
- FSK:
- ab 6 Jahre
- Kinostart:
- 18. Mai 2023