Impro-Komödie "Micha denkt groß": Ernste Themen und trockener Humor

Stand: 21.08.2024 06:00 Uhr

In "Micha denkt groß" kehrt ein Berliner Unternehmer in sein ostdeutsches Heimatdorf zurück, wo er mit einer Wellness-Oase für wirtschaftlichen Aufschwung sorgen will. Das Regie-Duo Jan Georg Schütte und Lars Jessen hat die Impro-Komödie inszeniert.

von Bettina Peulecke

Micha, dargestellt von Charly Hübner, der wieder einmal sämtliche Register seines schauspielerischen Könnens zieht, hat ein erfolgreiches Videospiel designed, damit viel Geld gemacht und das teure Leben in der Berliner Hipster-Szene genossen. Nun will er in seinem Heimatdorf in Sachsen-Anhalt die marode Pension seiner Eltern in eine Luxusoase verwandeln. Das Problem ist: Es gibt kein Wasser für das geplante Wellness-Ressort, und auch nicht für die Bewohner von Klein-Schappleben, wo es unter Vorsitz der örtlichen Lokalpolitikerin zu einer Krisensitzung kommt:

"Ich habe wirklich alle Hebel in Bewegung gesetzt."
"Moni, bevor du hier weiter Witze machst und irgendwie Zeug erzählst, der Wassertank nützt mir gar nichts. Also, wenn ich nicht wirklich in ein paar Tagen Wasser habe, dann kann ich meine Herde keulen, und dann habt ihr alle nichts mehr zu fressen."
"Ich weiß Bernd, wir haben alle ein Problem." Filmszene

"Micha denkt groß": Welten prallen aufeinander

Ein Mann mit einem bunt bedrucktem T-Shirt zeigt auf eine Karte auf einer Leinwand - Szene aus "Micha denkt groß" © ARD Degeto/MDR/Florida Film/ Pandora Film/Thomas Leidig Foto: Thomas Leidig
Aus dem maroden ehemaligen Hotel seiner Eltern will Micha ein Luxushotel machen.

Dieses Problem ist real, besonders in der Gegend in Sachsen-Anhalt, in der Lars Jessen und sein Team gedreht und recherchiert haben - was anfangs nicht so leicht war, erinnert sich der Regisseur: "Ich spürte da eine große Angst, dass wir als Filmleute hinkommen und die Leute - auf gut Deutsch gesagt - verarschen. Deswegen brauchten wir eine gewisse Anlaufzeit, um Vertrauen aufzubauen. Das ist dann schnell umgeschlagen, in eine große Zuneigung und eine kollegiale Art, miteinander umzugehen."

Im Filmdorf ist die ganze politische-Palette vertreten: der AfD-Bauer, der Öko-Schäfer, die linke Masseurin, und alle liegen sie irgendwie miteinander im Clinch. Da sind Michas Appelle an das Gemeinschaftsgefühl ziemlich vergeblich und es prallen Welten aufeinander.

Dominante Hauptdarsteller - blasse Nebenfiguren

Die Spielfreude ist den Hauptdarstellern, allen voran Charly Hübner, Peter Kurth und Jördis Triebel, anzusehen. Sie dominieren dann aber auch die Szenerie - die Nebenfiguren bleiben blass. Auch der trockene Humor kommt gut rüber, und ein so gewichtiges Thema leicht und ohne moralischen Zeigefinger in Szene zu setzen, ist nicht einfach.

Für Lars Jessen ist "Micha denkt groß" ein politisches Statement, vor allem aber ist ihm wichtig: "Humor in Zeiten von Konflikten, die total eskaliert sind. Wenn wir es schaffen, wieder ein bisschen mehr Gelassenheit und Humor reinzubekommen, wird die gesellschaftliche Diskussion, die Debatte vielleicht ein bisschen entspannter. Und dann auch mehr nur auf die Probleme orientiert, sondern auf die Lösung."

Weitere Informationen
Ein Mann mit einem bunt bedrucktem T-Shirt zeigt auf eine Karte auf einer Leinwand - Szene aus "Micha denkt groß" © Bojan Ritan / Filmfest München Foto: Bojan Ritan

"Micha denkt groß": Charly Hübner und Lars Jessen auf Kinotour

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Micha denkt groß

Genre:
Komödie
Produktionsjahr:
2024
Produktionsland:
Deutschland
Zusatzinfo:
mit Charly Hübner, Jördis Triebel, Natalia Rudziewicz und anderen
Regie:
Lars Jessen, Jan Georg Schütte
Länge:
89 Minuten
FSK:
ab 12 Kahren
Kinostart:
22. August 2024

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 21.08.2024 | 07:20 Uhr

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