Flüchtlings-Drama "Ich Capitano": Epische Bilder einer gefährlichen Reise
Wir alle kennen die Bilder von Flüchtlingen, die auf überfüllten Booten das Mittelmeer überqueren. Eine Hintergrundgeschichte zeigt der italienische Regisseur Matteo Garrone in dem Spielfilm "Ich Capitano".
Seydou und Moussa leben im Senegal und träumen davon, als Musiker in Europa berühmt zu werden. Die beiden abenteuerlustigen Teenager haben heimlich erarbeitetes Geld beiseite gelegt, denn die Reise durch die Wüste und über das Meer wird nicht billig - so viel ist ihnen schon klar. Wie gefährlich es aber sein kann, davor warnt hauptsächlich Seydous Mutter, sodass dem Jungen doch noch Zweifel kommen, was seinen Freund Moussa nervt:
"Hör' mal, Seydou, hast du es dir anders überlegt, willst du jetzt doch nicht nach Europa? Sechs Monate stecken da drin. Du weißt, wie viel wir gearbeitet haben. Und warum? Deine Träume, was wird aus denen? Eins weiß ich genau, ich geh' auf keinen Fall ohne dich." Filmszene
Und weil Moussa Sedous bester Freund ist und er ein loyaler Mensch, willigt er letztlich doch ein, seine Heimat zu verlassen. Aber die Reise wird nicht der Fun-Trip, den sich die beiden vorgestellt haben, sondern ein Weg voller Gefahren und Grausamkeiten, ein Kampf ums Überleben.
Seydou wird zum Kapitän
Schon in der Wüste trennen sich die Wege der Freunde. In Libyen angekommen, landet Seydou im Gefängnis, trifft aber immerhin Moussa wieder, der schwer verletzt ist. Und einen Mann, der für die Überfahrt auf einem Boot nach Italien eine horrende Summe verlangt, die Seydou nicht hat:
"Wie alt bist du?"
"16."
"16?"
"Ja."
"Jetzt hör' mal zu, ich habe eine Lösung. Wenn du bereit bist, das Boot zu steuern, könnt ihr beide zum Preis von einem mitfahren."
Filmszene
Und so wird Seydou, der nicht einmal schwimmen kann, zum Kapitän eines Seelenverkäufers, dem nur der Seenotrettungsruf bleibt.
"Ich Capitano": Teilweise großes Kino
Die Bilder dieser oft letzten Etappe von Migranten, gekenterte Boote und um Hilfe flehende Menschen kannte der Regisseur Matteo Garrone zur Genüge. Bei einem Besuch in einem Aufnahmezentrum für Minderjährige in Italien hörte er die Geschichte eines 15-jährigen Afrikaners, der ein Boot bis nach Italien steuerte und so das Leben aller Passagiere rettete.
Das war der Ausgangspunkt für "Ich Capitano", der die gegenteilige Perspektive zur gängigen Medienberichterstattung erzählen will, das Vorher und das Warum. Das ist hier oft plakativ, aber dafür auch gut nachvollziehbar. Und die oft surrealistischen, schönen Bilder, die er vor allem für die Reise in der Wüste inszeniert, machen daraus streckenweise großes Kino.
Ich Capitano
- Genre:
- Abenteuer, Drama
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- Italien, Belgien
- Zusatzinfo:
- Mit Seydou Sarr, Moustapha Fall, Issaka Sawadogo u.a.
- Regie:
- Matteo Garrone
- Länge:
- 122 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahre
- Kinostart:
- 4. April 2024