"Bis ans Ende der Nacht": Wenig überzeugender Großstadt-Thriller
Regisseur Christoph Hochhäusler ist bekannt für seine Melange aus Genre- und Autorenkino. Aber diese Mischung aus Kriminalgeschichte, Melodram und Thriller überzeugt nicht. Einzig Schauspielerin Thea Ehre ist eine Wucht.
Der Thriller "Bis ans Ende der Nacht" lief im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale und Thea Ehre wurde mit dem Silbernen Bären für die beste schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle ausgezeichnet. "Was mich bei der Figur so fasziniert hat und warum ich sage, dass sie eine Kämpferin ist, ist, dass sie sich den Film hinweg in einer extrem toxischen Situation befindet, sie aber als einzige Figur wirklich weiß, wo sie hin will und wer sie ist", sagt die österreichische Schauspielerin, die nach der Auszeichnung bei der Berlinale die Unterstützung aus ihrem Umfeld betonte und den Preis der Trans-Community widmete.
Das passt nicht nur zum Leben der 23-Jährigen, sondern auch zu der Figur, die sie ebenso verletzlich wie wild entschlossen in "Bis ans Ende der Nacht" verkörpert: die Transfrau Leni, die sich auf einen folgenschweren Deal einlässt.
Eine vorgetäuschte Liebesbeziehung
Leni möchte sich vor allem ganz und gar frei fühlen. Und damit sie früher aus dem Gefängnis kommt, stellt sie sich als Kontaktperson für einen verdeckten Ermittler zur Verfügung. Dieser Mann namens Robert soll einen Drogendealer dingfest machen und täuscht daher eine Beziehung mit Leni vor, die den Dealer von früher kennt. Aber auch den schwulen Robert kannte Leni vor ihrer Transition - und da wird's dann kompliziert mit den echten Gefühlen und der vorgetäuschten Liebesbeziehung.
Immerhin gelingt die Kontaktaufnahme zu dem Drogendealer. Das Undercover-Paar trifft sich mit dem Kriminellen und seiner Begleitung zum Abendessen, wo Fragen an Leni nicht ausbleiben:
"Ja erzähl doch mal, wo warst du denn die letzten zwei, drei Jahre?"
"Zwei Jahre, ich war auf Bali."
"Ehrlich, wie ist es denn da so?"
"He, jetzt lass sie doch."
"Bitte schön, ich kann sie doch fragen, was sie in der Zwischenzeit gemacht hat. Du warst damals so plötzlich verschwunden."
"Ja, ja. Ich hab einen Tapetenwechsel gebraucht."
Filmszene
"Bis ans Ende der Nacht": Ohne klare Zielsetzung
Was "Bis ans Ende der Nacht" bräuchte, ist eine klarere Zielsetzung. Der Regisseur Christoph Hochhäusler ist bekannt für seine Melange aus Genre- und Autorenkino. Aber diese Mischung aus Kriminalgeschichte, Melodram und Thriller funktioniert und überzeugt weder in die eine noch in die anderen Richtung. Dazu kommen oft schwache, manchmal manierierte Schauspielszenen und Dialoge. Einzig Thea Ehre als Leni ist wirklich eine Wucht in diesem ansonsten von Unwucht gezeichnetem Film.
Bis ans Ende der Nacht
- Genre:
- Thriller
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- Deutschland
- Zusatzinfo:
- Mit Timocin Ziegler, Thea Ehre, Michael Sideris u. a.
- Regie:
- Christoph Hochhäusler
- Länge:
- 119 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahren
- Kinostart:
- ab 22. Juni 2023