"Beau Is Afraid": Verstörender Horrortrip von Ari Aster
Ari Aster gilt als neues Wunderkind im Horrorfilmbereich. Sein neuer Film "Beau Is Afraid“ mit Joaquin Phoenix in der Hauptrolle ist eine dreistündige Therapiesitzung, an deren Ende vor allem Ratlosigkeit zurückbleibt.
Es gibt ab und zu Filme, die nicht nur verstören, sondern die vor allem auch spalten. Filme, bei denen es nur zwei Optionen gibt, zwei Lager: Die einen hassen den Film, die anderen lieben ihn. "Beau Is Afraid" von Ari Aster - um das direkt vorwegzunehmen - ist ein Film, der in diese Kategorie fällt. Eine dreistündige filmische Tour de Force, an der Sigmund Freud seine Freude hätte.
Eine Reise zur Auseinandersetzung mit sich selbst
"Beau Is Afraid" beginnt mit einer Geburt, verklärt gefilmt durch die Augen des Neugeborenen, das den ersten Schrei schuldig bleibt und den Ärzten und der Mutter einen gehörigen Schreck einjagt. Nach dieser traumatischen Erfahrung für Kind, Mutter und Zuschauer gibt es einen harten Schnitt. Ein paar Jahrzehnte später ist aus dem Neugeborenen ein erwachsener Mann geworden. Beau, gespielt von Joaquin Phoenix, eine lebende Neurose, hat mehrere Psychosen, ein schwieriges Verhältnis zu seiner Mutter, einen Therapeuten und einen Plan: Er will seine Mutter wiedersehen. Doch der Besuch - so viel sei vorweggenommen - wird zum Desaster: Beau schiebt den Trip auf, die Mutter wird von einem Kronleuchter enthauptet, und er schafft es gerade so zu ihrer Beerdigung. Der filmische Weg dahin ist für ihn eine Reise zum Ort seiner Kindheit, eine Reise zur Auseinandersetzung mit sich selbst.
"Beau Is Afraid": Ari Asters Herzensprojekt
Die absurde Albtraumkomödie ist ein Herzensprojekt von Regisseur Ari Aster. Sie beruht auf einem Drehbuch, dass er schon als Filmstudent begonnen und kontinuierlich weiterentwickelt hat. In der ersten Stunde des Films entfaltet sich das Chaos: Beau mit seinen Neurosen zuhause, in einem heruntergekommenen Viertel, Graffitis an der Wand. Er wohnt über einem Puff, auf der Straße lungern nackte Bettler. Aster inszeniert fast schon hyperrealistisch das kaputte, albtraumhafte Amerika als urbanen Kriegsschauplatz. Mittendrin ein Mann, gefangen in sich selbst.
Ein kafkaesker Horrortrip, der einen ratlos zurücklässt
Danach wird "Beau Is Afraid" zu einem kafkaesken Albtraum, einem Horrortrip, in dem die Welt die Hölle ist. Ein wilder Ritt, in dem unter anderem ein Riesenpenis durch einen Küchenboden tritt und Beau immer wieder in Rückblenden in sein eigenes Leben eintaucht. Regisseur Ari Aster hat ein Faible für kaputte Familien. Hier nimmt er sich eine dysfunktionale Mutter-Sohn-Geschichte vor und tobt sich vor allem auf der Ebene der Bildsprache aus.
Es gibt surreale Einschübe, Animationssequenzen und visuelle Elemente, die mehr als verstören. Doch das hilft alles nichts, um darüber hinwegzutäuschen, dass "Beau Is Afraid" eine dreistündige Therapiesitzung ist, an deren Ende vor allem Ratlosigkeit zurückbleibt. Und hoffnungsloses Kopfschütteln.
Beau Is Afraid
- Genre:
- Komödie | Drama | Horror
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- Kanada | USA
- Zusatzinfo:
- Mit Joaquin Phoenix, Nathan Lane, Amy Ryan u.a.
- Regie:
- Ari Aster
- Länge:
- 179 Minuten
- FSK:
- ab 16 Jahre
- Kinostart:
- ab 11. Mai 2023