"Baby To Go": Satire über die Folgen technologischen Fortschritts
Wie könnte eine Zukunft aussehen, in der die menschliche Fortpflanzung von Sexualität weitestgehend abgekoppelt ist und Kinder nicht mehr im Mutterleib ausgetragen werden müssen? Der Science-Fiction-Film "Baby To Go" zeigt eine Variante.
Im New York der nicht allzu fernen Zukunft leben Rachel und Alvy zusammen mit Kater Carl in einem Luxusappartement. Die digitale Helferin namens Elena informiert die Bewohner unter anderem über ihren täglichen "Glücks-Index" und ihre "Darm-Intelligenz". Rachels Psychotherapeutin heißt "Eliza" und ist ein sprechendes Auge.
"Baby To Go": Zeugung und Geburt einfach outsourcen
Für das Ehepaar in dieser schönen neuen Welt gilt aber auch der alte Grundsatz: Gegensätze ziehen sich an. Rachel arbeitet sich immer weiter optimierend in einem High-Tech-Unternehmen hoch, Alvy ist Botaniker. Er versucht, seinen Studenten eine Idee von ursprünglicher Natur zu vermitteln - und buddelt gern in echter Erde. Zeugung und Geburt können outgesourct werden und Rachel hat einen der begehrten Termine im "Womb-Center" ergattert:
"Wir können ein Baby zeugen, indem wir eine ihrer Eizellen nehmen und eine Stammzelle aus Ihrer Haut. Damit sind Männer bei der Zeugung inzwischen überflüssig."
"Oh, das ist ja fantastisch. Danke, klasse!"
"Es sei denn, es soll unbedingt ein Junge sein. In dem Fall, brauchen wir ein Y-Chromosom."
Zitat aus "Baby to go"
Das Embryo entwickelt sich nun in einem Pod, der aussieht wie ein großes, glänzendes Ei. Mann oder Frau können ihn sich vor den Bauch oder auf den Rücken schnallen. Der Geburtstermin ist nun ein "Liefertermin", wenn das Kind fertig ist:
"Bei der Ernährung können Sie die Geschmacksrichtungen individuell gestalten oder sich standardmäßig für unsere hausinterne Auswahl entscheiden. Es ist wichtig, Babys verschiedenen Geschmäckern auszusetzen, damit sie später nicht so mäkelig werden." Zitat aus "Baby to go"
Zwischen bissloser Satire und Drama
Der ganze Prozess ist eigentlich gegen jede Überzeugung Alvys, aber seiner Frau zuliebe hat er eingewilligt. Die Konflikte sind vorprogrammiert. Bei aller rationalen Effizienz hat auch Rachel Träume von einem realen Babybauch. Aber Träume erfüllen angeblich evolutionstechnisch keinen Zweck, also träumen vom "Womb-Center" in die Welt gesetzte Kinder auch nicht. Auch verschmierte Hände oder Klamotten gehören der Vergangenheit an:
"Das hier ist unser Kunstraum. Ja, überraschend, oder? Keine schmutzigen Kittel, rennende Kinder mit Scheren oder tropfenden Pinseln."
"Heißt das, sie malen und zeichnen digital?"
"Nein, die Kinder malen und zeichnen gar nicht. Nein, die Computer malen und zeichnen und die Kinder geben den Computern Feedback."
Zitat aus "Baby to go"
Auch die Bildung ist nicht mehr Aufgabe der Regierung, sondern von investierenden Unternehmen. Die offenkundigen Fragen, welche sozialen, ethischen und politischen Folgen der technologische Fortschritt haben kann, werden in "Baby To Go" mal satirisch, mal dramatisch angegangen. Dabei geht es um starke Emotionen, die aber nur schwach rüber kommen. "Baby To Go" ist eben kein "Gattaca", in dem es eindrucksvoll und visionär auch um auf verschiedene Weise gezeugte Menschen in einer futuristischen Gesellschaft ging. Für die Satire, die der Film ansatzweise offenbar sein möchte, fehlt eindeutig der Biss.
Baby To Go
- Genre:
- Romantikkomödie, Science Fiction
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- Großbritannien
- Zusatzinfo:
- Mit unter anderem Emilia Clarke, Chiwetel Ejiofor, Vinette Robinson
- Regie:
- Sophie Barthes
- Länge:
- 109 Minuten
- FSK:
- 12
- Kinostart:
- 11. Januar 2024