"Alles steht Kopf 2": Der große Zweifel
Pixars neuester Streich "Alles steht Kopf 2" ist wild, traurig, lustig, überbordend vor Fantasie, manchmal zu schnell, manchmal zu langsam, zu forsch, zu chaotisch - genauso wie die Pubertät eben ist.
"Orange? Wer hat die Konsole orange gemacht?"
Es war eine versteckte Steilvorlage im ersten Teil "Alles steht Kopf" vor neun Jahren. Am Ende des Films, in dem die Gefühle Freude, Kummer, Angst, Ekel und Wut 95 Minuten lang auf der Kommandobrücke der Gefühle die verschiedensten Knöpfe gedrückt und das Leben der damals elfjährigen Riley ordentlich durcheinandergewirbelt haben, thronte auf einmal ein roter Knopf mit Warnhinweis "Pubertät". Ein Knopf, den die Gefühle damals getrost ignoriert haben und der jetzt, neun Jahre nach dem erfolgreichen ersten Teil, knapp eine Milliarde Dollar und einen Oscar für den besten Animationsfilm später, gedrückt wird.
Pubertät bringt neue Gefühle hervor
Wie das im Leben Heranwachsender so ist, sorgt dieser Knopf für ordentlich Trubel. Die alte Schaltzentrale wird abgerissen, Freude, Kummer, Angst, Ekel und Wut werden in einem Einmachglas ins Gefühlsjenseits geschickt und Neue ziehen ein. Neben Zweifel sind es noch Neid, Ennui, die Langeweile und Peinlichkeit. Was Pixar aus dieser Mischung macht, ist großes Kino.
Das neue Hauptgefühl in diesem wahnsinnig gutaussehenden Animationsfilm ist Zweifel, ein kleines, aufgedrehtes orangefarbenes Männchen mit breitem Grinsen und wuscheliger Haartolle. Das perfekte Gefühl nicht nur für die Pubertät, sondern auch für das Jahr 2024. Denn man kann es keinem Teenager verübeln, sich genau diesem Gefühl hinzugeben - in einer Zeit nach einer weltweiten Pandemie, in einer Zeit der globalen Erderwärmung, dem Rechtsruck in Europa und dem Druck der sozialen Medien.
Beratende Teenager sorgen für Authentizität
Regisseur Kelsey Mann und Kreativchef Pete Docter haben sich nicht nur Unterstützung von studierten Spezialisten geholt, sondern auch selbst bei der Zielgruppe nachgefragt. Ein neunköpfiges Team aus Mädchen zwischen 13 und 16 Jahren hat den Machern beratend zur Seite gestanden und sorgt so mit ihrem emotionalen Einsatz für die größtmögliche Authentizität im Leben eines 13-jährigen Mädchens.
"Alles steht Kopf 2" ist wild, traurig, lustig, überbordend vor Fantasie, ist manchmal zu schnell, manchmal zu langsam, zu forsch, zu chaotisch. Genauso wie die Pubertät eben ist. Ein Film, der wieder einmal perfekt die richtigen Knöpfe drückt.
Alles steht Kopf 2
- Genre:
- Animation, Komödie, Familie
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- USA
- Zusatzinfo:
- mit Tahnee Schaffarczyk, Bastian Pastewka, Olaf Schubert u.a.
- Regie:
- Kelsey Mann
- Länge:
- 96 Minuten
- FSK:
- ab 0 Jahren
- Kinostart:
- 12. Juni 2024