"Adiós Buenos Aires": Die grenzenlose Kraft des Tangos
German Kral wurde 1968 in Buenos Aires geboren und lebt seit 1991 in Deutschland. Sein erster Spielfilm bietet einen sentimentalen Einblick in eine von vielen Widersprüchen und Facetten geprägte Gesellschaft.
"Ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann" - so nannte Enrique Santos Discépolo, einer seiner ganz großen Komponisten, einmal den Tango. Und ebenso leidenschaftlich, wie die Weltmeister ihren Fußball lieben, so brennen sie auch für diese Musik, mit ihrer Mischung aus Melancholie und Euphorie, Hoffnung, Leid und Tatendrang.
Hoffnung auf ein besseres Leben in Deutschland
Julio spielt leidenschaftlich Bandoneon in einem Tango-Quintett. Er besitzt einen kleinen Schuhladen in Buenos Aires, den allerdings schon lange kein Kunde mehr betreten hat. Es ist 2001 und Argentinien - mal wieder - auf dem Höhepunkt einer Wirtschaftskrise und politischem Chaos. Julio sieht keinen anderen Ausweg mehr, als nach Deutschland, in das Geburtsland seiner Mutter auszuwandern. Dafür muss er sein Auto loswerden.
Noch hat Julio kaum jemandem von seinen Plänen erzählt, und seit sein Quintett auf schelmische Weise einen alten Tango-Star aus dem Altenheim zurück auf die Bühne geholt hat, läuft es eigentlich auch wieder ganz gut. Sein prinzipientreuer Freund Atilio ist sowieso nicht begeistert von der Idee:
"Die feigen Ratten verlassen das sinkende Schiff?"
"Nein, die Dummen bleiben an Bord und saufen ab."
"Dann verzieh dich doch, du drittklassiger Schnulzensänger."
Filmszene
Bevor er sein Auto tatsächlich verkaufen kann, fährt ihm die temperamentvolle Taxifahrerin Mariela auch noch in die Seite, und das bringt wiederum ordentlich Wirbel und neue Perspektiven in sein Leben:
"Du willst doch auch nicht dein Leben lang dieses Scheiß-Taxi fahren."
"Das ist kein Scheiß-Taxi, Julio. Es ist alt, aber um es kaufen zu können, habe ich lange gespart. Jetzt gehört es mir, und ich bin stolz darauf, dass ich für meinen Sohn sorgen kann und für mich. Es gab Tage, da habe ich mir die Zähne mit Seife geputzt und hatte nichts zu essen, aber Paulito hat es nie an etwas gefehlt."
"Tut mir leid, verzeih' mir."
Filmszene
Sentimentaler Einblick in die argentinische Gesellschaft
Wirtschaftliche Sicherheit oder leidenschaftliches Leben mit geliebten Menschen? Am Ende muss Julio sich eingestehen, dass er sich wohl oder übel von der Idee des Abschiedes verabschieden muss. Er wird in Buenos Aires bleiben und den Filmtitel Lügen strafen.
Bis dahin jedoch bietet "Adiós Buenos Aires" seinem Publikum einen altmodisch anmutenden, sanften, sentimentalen Einblick in eine von vielen Widersprüchen und Facetten geprägte Gesellschaft, in die sich oft wiederholende wirtschaftliche Krisensituation Argentiniens und ein Finale, das trotz allem - oder gerade deshalb - voller Hoffnung ist.
Adiós Buenos Aires
- Genre:
- Drama | Komödie
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- Deutschland | Argentinien
- Zusatzinfo:
- Mit Diego Cremonesi, Marina Bellati, Carlos Portaluppi u.a.
- Regie:
- German Kral
- Länge:
- 95 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahre
- Kinostart:
- ab 11. Mai 2023