"20.000 Arten von Bienen": Auf der Suche nach der eigenen Identität
Aitor, als Junge zur Welt gekommen, fühlt sich nicht so, wie es alle Welt von ihm erwartet. Das Drama "20.000 Arten von Bienen" erzählt die Geschichte eines Kindes, das auf der Suche nach Antworten ist.
Filmgeschichte hat sie jetzt schon geschrieben: Bei der diesjährigen Berlinale wurde die achtjährige Nachwuchsschauspielerin Sofia Otero mit dem Silbernen Bären für die beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle ausgezeichnet und ist damit die jüngste Preisträgerin in der Geschichte des Festivals. Der Film "20.000 Arten von Bienen" kommt diese Woche in die Kinos.
Auf der Suche nach der eigenen Identität
"Setz ihnen mal Grenzen, Schatz. Du musst ihnen Grenzen setzen, der Junge ist ja völlig verwirrt."
"Der Junge ist erst acht Jahre, wieso ist er verwirrt? Mein Gott, erst ist acht und er ist sehr sensibel und er muss nicht gleich verwirrt sein, nur weil er sich selbst entdeckt."
"Ach hör' doch auf mit "sich selbst entdecken. Merkst du nicht, dass du selbst daran Schuld bist? Du machst ihn zu etwas besonderem, weil du ihn dauernd verwöhnst."
Filmszene
Es kommt ja nicht selten vor, dass die Großmutter andere Vorstellungen von Kindererziehung hat als die eigene Tochter. Im Falle von Aitor, dem Jungen, den seine Mutter Ane angeblich ständig verwöhnt und seinen zwei älteren Geschwistern vorzieht, ist die Sache allerdings etwas komplizierter. Denn Aitor, als Junge zur Welt gekommen, fühlt sich nicht so, wie es offenbar alle Welt von ihm erwartet. Ob im Schwimmbad in der Umkleidekabine oder beim Einkaufen, wo es lieber ein Kleid statt eines Anzuges sein soll, wird klar: Aitor ist anders.
Er möchte auch nicht mehr mit seinem Geburtsnamen angesprochen werden und hat sich eigentlich für einen anderen Namen entschieden. Obwohl, nicht immer - was seine sehr verständnisvolle, aber meist überforderte Mutter manchmal schon an gewisse Grenzen bringt:
"Was ist dir denn lieber, Coco? Aber den Namen magst du doch auch nicht."
"Du sollst mich gar nicht nennen."
Filmszene
Lucia nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand
In den Ferien in einem kleinen Dorf, wo demnächst die Taufe einer Cousine stattfinden soll, sind die Erwachsenen eigentlich sämtlich mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Nur die Großtante, die sich um die seit Generationen im Familienbesitz befindliche Bienenzucht kümmert, hört dem Kind wirklich zu und ermutigt es, seine eigene Identität zu finden und zu leben.
Und beim Schwimmen mit einem Jungen aus dem Dorf wird ganz beiläufig klar, wie einfach die Sache mit der Akzeptanz sein kann:
"Mein richtiger Name ist eigentlich Lucia."
"Nicht Coco?"
"Sag das aber keinem."
"In meiner Klasse gibt es einen Jungen, der eine 'Mumu' hat.
"Und wie ist der Junge sonst?"
"Hmm, ganz nett."
Filmszene
Nicht nett und komisch, sondern ernsthaft, manchmal berührend und zielgerichtet erzählt "20.000 Arten von Bienen" die Geschichte eines Kindes, das auf der Suche nach Antworten schließlich sein Schicksal selbst in die Hand nimmt und den Erwachsenen zeigt, was sie lernen sollten. Und das, wo doch ständig und jeden Tag neue Fragen zur eigenen Person, der Welt, kurz: allem und jedem hinzukommen.
Die Nachwuchsdarstellerin Sofia Otero macht das in der Tat sehr beeindruckend, auch wenn es kritische Stimmen zur Preisvergabe bei der Berlinale gab, die meinten, die Entscheidung sei politisch motiviert. Das ist möglich, schmälert aber die Leistung nicht.
20.000 Arten von Bienen
- Genre:
- Drama
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- Spanien
- Zusatzinfo:
- Mit Sofía Otero, Patricia López Arnaiz, Ane Gabarain u. a.
- Regie:
- Estibaliz Urresola Solaguren
- Länge:
- 125 Minuten
- FSK:
- ab 6 Jahren
- Kinostart:
- ab 29. Juni 2023