Diane Kruger und eine Hamburgerin beim Filmfest San Sebastián
Unter den norddeutschen Produktionen beim 70. Filmfest San Sebastián, das gestern endete, war ein Kurzfilm der Hamburgerin Manaka Nagai. Auch die gebürtige norddeutsche Diane Kruger kam zum Festival.
Juliette Binoche, Ana de Armas, Liam Neeson, Claire Denis, David Cronenberg und sogar der japanische Literatur-Nobelpreisträger Kazuo Ishiguro: Zur 70. Jubiläumsausgabe des spanischen Filmfestivals in San Sebastián kamen zahlreiche Stars aus der Filmwelt. Am Sonnabend siegte dort der kolumbianische Film "Los Reyes del mundo" (Die Könige der Welt) von Regisseurin Laura Mora im Wettbewerb. Bereits am Freitag reiste die im Norddeutschland geborene Diane Kruger an die baskische Küste, um bei einer Weltpremiere ihren jüngsten Film "Marlowe" an der Seite des Regisseurs Neil Jordan und des Hauptdarstellers Liam Neeson vorzustellen - den Abschlussfilm des Festivals.
"Marlowe": Diane Kruger im Krimi-Historienfilm beim Filmfest San Sebastián
Der Krimi "Marlowe" spielt in den 1930er-Jahren in Hollywood. Darin spielt Diane Kruger die Tochter einer Ölbaronin, die den Detektiv Marlowe damit beauftragt, ihren Liebhaber zu finden. Marlowe hat aus früheren Zeiten gute Kontakte zur Polizei in Los Angeles und findet schnell heraus, dass der Gesuchte längst tot ist. Doch die Auftraggeberin behauptet, sie habe den Liebhaber erst vor kurzem auf der Straße gesehen. Sie ist nicht die einzige, die nach dem vermeintlich Toten sucht. Bei seinen Ermittlungen sticht Detektiv Marlowe in ein Wespennest aus Korruption und Drogenhandel.
"Triangle of Sadness" und "Mondnacht" aus Hamburg im Programm
Im Hauptkino am Kursaal - mit einem Surferstrand direkt hinter dem Gebäude - liefen auch mehrere von der Moin Filmförderung geförderte Produktionen in einer Sektion der besten Filme des Jahres, Perlak (Perlen). So lief die Satire von Cannes-Sieger Ruben Östlund "Triangle of Sadness" beim Festival, die er in wenigen Tagen in Hamburg beim Filmfest an der Elbe vorstellen wird. Auch Albert Serras außergewöhnliches gefördertes Spionage-Drama "Pacifiction" war hier zu sehen.
HfBK-Kurzfilm "Mondnacht" der Wahl-Hamburgerin Manaki Nagai
Die wohl weiteste Anreise zum Festival dürfte die Wahl-Hamburgerin Manaka Nagai gehabt haben: von Tokio nach San Sebastián. Ihr Kurzfilm "Mondnacht", gefördert von der Moin Filmförderung Hamburg, lief in der Sparte "Nest" und konkurrierte im Wettbewerb um den mit 10.000 Euro dotierten Kurzfilmpreis - ging jedoch leider leer aus. Die Jury teilte dem Team jedoch mit, der Film sei in der engsten Wahl um den Hauptpreis gewesen und habe ihn nur knapp nicht gewonnen.
"Mondnacht" ist ihr 15-minütiger Abschlussfilm an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg (HfBK), gedreht auf 16 Millimetern. Darin erfährt eine junge Frau vom Tod ihrer Mutter - und fliegt auf wundersame Weise zum Mond.
Die heute 27-jährige Japanerin Manaka Nagai entschloss sich nach der Fukushima-Katastrophe, Film in Deutschland zu studieren und lernte eigens Deutsch, um an der HfBK zu studieren. Sieben Jahre lang hat sie dort verbracht und ihren Master bei Regisseurin Angela Schanelec ("Orly", "Ich war zuhause, aber") gemacht. Seit dem Tod ihrer eigenen Mutter wohnt Nagai wieder in Tokio. Angela Schanelec schlug Nagais Kurzfilm der HfBK vor, so konnte das Filmteam diesen beim Filmfest San Sebastián einreichen. "Hamburg vermisse ich sehr, ich telefoniere regelmäßig mit meinen Freunden", erzählt die junge Filmemacherin.
Sie hat einen starken Jahrgang von spanischen Filmen beim Festival sehen können, das 2022 besonders mit sozialen Themen punktet: In "As Bestas" von Rodrigo Sorogoyen versucht ein französisches Paar, mit ökologischer Gemüsezucht in einem kleinen galizischen Dorf Fuß zu fassen. "La Maternal" von Pilar Palomero handelt von Teenagerschwanger- und mutterschaften, Fernando Francos Film "La consagración de la primavera" vom Erwachsenwerden und der Sexualität von Menschen mit der körperlichen Behinderung Zerebralparese. Der spanische Berlinale-Siegerfilm "Alcarrás" von Carla Simón handelt von der Konkurrenz zwischen traditionellem Obstanbau und Solar-Panels auf dem Land in Katalonien. Er ist als einziger bislang ins deutsche Kino gekommen.