Kinodoku "Wunderland": Die ganze Welt unter einem Dach
Als Kinder träumten die Zwillinge Frederik und Gerrit Braun von einer großen Modelleisenbahn. Heute betreiben sie in Hamburg das "Miniatur Wunderland", die größte Anlage der Welt. Der Dokumentarfilm "Wunderland" startet am 7. März im Kino.
Die große Welt in ganz klein: Allein an Venedig wurde über ein Jahr lang gebaut. Auf nur neun Quadratmeter ist die Lagunenstadt geschrumpft - und trotzdem voller fantastischer Details. Im Dokumentarfilm "Wunderland" kommt man den Geschichten, die hier erzählt werden, noch ein Stück näher. "Wir hatten so viele Träume als Kinder", erzählt "Wunderland"-Macher Gerrit Braun. "Einer davon war, eine große Modelllandschaft oder Eisenbahn zu haben: Wir haben Doppelhaushälften zusammen, im Keller brechen wir die Wände durch und bauen da unsere Landschaft. Wir haben nie geplant, wo wir, wenn wir groß sind, mal leben würden, aber es war immer ein diffuses Gefühl: selbstverständlich zusammen."
Von Nachtclubbesitzern zu Modelleisenbahnbauern
Gerrit und Frederik Braun erfüllen sich im Jahr 2001 ihren Kindheitstraum: das "Wunderland" in der Hamburger Speicherstadt. Seitdem tüfteln sie immer weiter an neuen Details. Bis heute hatten sie 23 Millionen Besucher aus aller Welt. Dabei waren die Zwillinge bereits in einem ganz anderen Business erfolgreich: ihr Hamburger Nachtclub "Voila" war in den 90er-Jahren angesagt. Doch Frederik hat plötzlich eine Vision: Er will die weltweit größte Modelleisenbahn bauen und macht einen Workshop in der Disco.
Schon immer haben sich die Beiden neue Welten ausgedacht. Ihre Kindheit war nicht immer leicht, die Eltern lassen sich früh scheiden. Im Dokumentarfilm werden Frederik und Gerrit wieder zu Kindern, die als animierte Miniatur-Zwillinge durchs Wunderland laufen und Abenteuer bestehen.
"Wir haben uns überlegt, dass wir diese Kindheitsgeschichte erzählen", sagt Regisseurin Sabine Howe. "Nämlich dass es diese tolle, schöne, traumhafte Kindheit gab und dann irgendwann die Erkenntnis kam, dass sie ganz schön alleine waren. Dann haben sie sich eine Welt geschaffen, die sie komplett beherrschen, wo sie das Licht an- und ausmachen können, wann sie wollen, wo sie nie wieder allein sein müssen."
"Wunderland": Arbeitsplatz mit Gefahrenpotenzial?
Inzwischen arbeiten 400 kreative Köpfe für das "Wunderland", die mit viel Liebe zum Detail ganze Länder und Kontinente kreieren. Hier darf sich jeder aus dem Team verwirklichen - der Fantasie und Leidenschaft sind keine Grenzen gesetzt.
"Es ist genau genommen unheimlich gefährlich, hier zu arbeiten: In dem Moment, wo man angefangen hat, kann man ein bisschen Gott spielen", sagt Gerrit Braun. "Man kann entscheiden, wie die Geschichten laufen und wie sie ausgehen. Man geht durch die echte Welt und fragt sich die ganze Zeit: Haben wir das schon auf der Anlage? Man sieht einen Hund, der gegen den Baum pinkelt, und sagt: Okay, das brauche ich morgen."
Gerrit und Frederik Braun: Hamburger von Herzen
Perfekt soll es sein, das Hamburger "Wunderland" - und einmalig: "Wir bekommen aus der ganzen Welt Fragen, ob man nicht 'Wunderländer' auch woanders bauen kann", erzählt Frederik Braun. "Manchmal stehen Scheichs hier, wedeln mit dem Scheckbuch und sagen: Wollt ihr nicht in Abu Dhabi, in Dubai oder sonst wo etwas bauen? Wir sagen immer: Nein, wir sind total glücklich hier. Die Welt ist noch so groß. Wir haben noch so viel nachzubauen. Wir sind Hamburger von Herzen."
Aber sie sind offen für die weite Welt: Der Film begleitet die Zwillinge nach Argentinien. Hier besuchen sie die Modellbau-Familie Martinez. Es entsteht eine Freundschaft und gemeinsam erschaffen sie eine neue Stadt für das "Wunderland": Rio de Janeiro. Jetzt kann man die Copacabana und den berühmten Karneval hautnah in Hamburg erleben. Auch sie sind Teil der größten Modelleisenbahnanlage der Welt.
"Wunderland": Sehenswerte Reise in eine Welt, in der alles möglich scheint
Ein Dreamteam, das noch viel vorhat: Patagonien, Peru und der Regenwald sind in Planung. Die Brüder Braun sind auch deshalb so erfolgreich, weil sie sich perfekt ergänzen: Frederik hat die Vision und Gerrit setzt sie um.
"Es gibt keine Privatperson hinter der Person, die wir kennenlernen", meint Sabine Howe. "Die sind so. Die laufen wie Duracell-Männchen die ganze Zeit auf Hochtouren und haben immer Ideen, wollen immer etwas umsetzen, wollen immer etwas Neues machen. Sie sind unheimlich begeisterungsfähig." Das sieht auch man im Film: "Wunderland" ist eine sehenswerte Reise in eine Welt, in der man träumen darf und in der alles möglich scheint.
Wunderland
- Genre:
- Dokumentation
- Regie:
- Sabine Howe
- Länge:
- 93 Minuten
- FSK:
- 0
- Kinostart:
- 7. März 2024