Usedom-Krimi: Colin Towns komponiert für die NDR Radiophilharmonie
Im November feiert der Usedom-Krimi mit Katrin Sass ein kleines Jubiläum: Die 20., 21. und 22. Folge sind dann im Ersten zu sehen. Dafür hat die NDR Radiophilharmonie gerade in Hannover die Musik eingespielt - im Beisein des Komponisten Colin Towns.
Probe im Großen Sendesaal des NDR in Hannover: Dirigent Christian Schumann sitzt lässig vor dem Orchester auf einem Hocker: schwarzes T-Shirt, schwarze Jeans, Turnschuhe. In Reihe 1, auf einem der roten Klappstühle sitzt, mit einer Partitur in der Hand: Colin Towns. Ob er eine Stelle anders gespielt haben möchte, will Schumann wissen. Towns macht Vorschläge: Er will andere Dynamiken, will Unkonventionelles.
Colin Towns: "Meine Musik kommt allein aus dem Herzen"
Er habe keine Musikausbildung, sei Autodidakt, sagt Towns. "Meine Musik kommt allein aus dem Herzen." Es existiere kein Regelbuch, das ihm sage, was er tun solle. "Manchmal heißt es dann: Das geht nicht. Okay sage ich, dann finden wir einen anderen Weg. Und so arbeiten wir alle zusammen." Das Orchester sei bereit, Neues auszuprobieren. Darüber sei er sehr froh.
Colin Towns zählt in Europa zu den gefragtesten Komponisten für Film, Fernsehen und Theater. Und zu den vielfältigsten: Er schreibt für Werbespots, für die Oper und das Ballett, auch Jazz für die NDR Bigband. Das Wort "Multitalent" sei für ihn erfunden worden, schwärmen Kritiker.
Arbeit mit der NDR Radiophilharmonie: Jackpot für den Komponisten
Er denke nicht in Schubladen - Altbekanntes langweile ihn, bestätigt der gebürtige Londoner. Die Lippen umspielt dabei ein leicht lakonisches Lächeln. Der 75-Jährige ist zuvorkommend, galant und genießt die intensive Probe- und Aufnahmephase mit der NDR Radiophilharmonie. Teil davon zu sein, sei wie ein Jackpot für ihn, sagt Colin begeistert. Der Weg sei unglaublich wichtig für ihn.
Im Gegensatz zum Komponisten hat das Orchester den neuen Usedom-Krimi noch nicht gesehen. Stattdessen findet sich bei jedem Track eine Inhaltsnotiz: "Dann müssen wir natürlich unsere Fantasie benutzen", erklärt Geigerin Yuliia Van. Aber es sei ein tolles Erlebnis, direkt mit dem Komponisten zu arbeiten.
Musik für drei Usedom-Krimis: Ausstrahlung im November
Hinter der Bühne kommen Van und der Komponist ins Gespräch: Es geht um Musik, um Melodien, Irritationen und Albernheiten in den Stücken. Und darum, welchen Effekt die Musik hat, wenn sie am Ende mit dem Bild zusammengeführt wird. Towns liebt es, dem Bild musikalisch etwas entgegenzusetzen. Das Publikum frage sich dann oft, was plötzlich los sei, sagt er. Dass es mit der Musik zu tun haben könnte, sei den Zuschauern nur selten bewusst.
Im November können sich Fans des Usedom-Krimis selbst von dem Zusammenspiel zwischen Bild und Musik überzeugen. Dann laufen die Folgen "Friedhof der Welpen", "Die Geburt der Drachenfrau" und "Schlepper" in der ARD.