Thees Uhlmann: "Ich verlasse mich auf mein Bauchgefühl"
Aus seinem Romandebüt wurde das Spielfilm-Regiedebüt von Charly Hübner: "Sophia der Tod und ich" läuft jetzt in den norddeutschen Kinos an. Wie lief die Arbeit am Film? Musiker Thees Uhlmann im Gespräch.
Thees Uhlmann kennt man vor allem als durch und durch norddeutschen Musiker - mit seiner Band Tomte oder als Solokünstler. 2015 hat er sein Romandebüt geschrieben. "Sophia, der Tod und ich", der jetzt ins Kino kommt.
Wie ist das denn so, wenn die Romanfiguren auf der Leinwand auf einmal zum Leben erwachen?
Thees Uhlmann: Ich muss gleich mal mit einem Selbst-Kompliment anfangen. Ich bin bei so einer Sache schon relativ uneitel. Da verlasse ich mich schon auch nach 25 Jahren Kunstmachen auf mein Bauchgefühl. Wenn ich weiß, dass Charlie Hübner Regie führt und King Rocko Schamoni in dem Film auch noch mitmacht, dann reicht mir das eigentlich schon. Ich habe nicht besonders viel Ahnung von Schauspielerei und von der Schauspielkunst. Aber ich bilde mir eben auch ein zu sehen, dass die Leute, die in dem Film mitspielen - und die drei wichtigsten Rollen spielen -, dass die ganz toll miteinander spielen. Zum Beispiel: Wie Anna Maria Mühe spielt - dass das eine Mischung aus drei verschiedenen Ex-Freundinnen von mir ist. Genauso habe ich das im Buch geplant - dieses Norddeutsche, Schroffe. Das ist dann wirklich schön, dass das so geworden ist, muss ich wirklich sagen. Da fühle ich meinen Roman sehr schön umgesetzt und wiedergegeben.
Ausgangspunkt ist ja, dass der Tod vor der Tür steht und sagt: Ich bin der Tod, und Sie müssen jetzt mitkommen. Sehr eindrucksvoll und auch lustig gespielt von Marc Hosemann. Das ist eigentlich eine traurige Sache. Dem etwas abzugewinnen, also das glaubwürdig zu machen, hatten Sie keine Zweifel, dass das gelingen kann?
Uhlmann: Wenn ich zweifeln würde, hätte ich nie 20 Jahre lang meine eigene Plattenfirma gehabt mit den Jungs von Kettcar zusammen. Wenn ich Zweifel gehabt hätte, hätte ich mit meiner Musik nie angefangen und sowas. Ich glaube, das ist mir nicht so richtig gegeben. Natürlich hätte ich irgendwie Angst, wenn ich die Buchrechte für wahnsinnig viel Geld einem kommerziell orientierten Privatsender angeboten hätte. Und die hätten dann gesagt Verena Kerth macht da mit, und einer der, der beim letzten Mal den Dschungel gewonnen hat, spielt dann den Hauptdarsteller. Dann hätte ich gesagt: Danke für das Geld, aber kreativ habe ich ein bisschen Angst. Wir haben die ersten Male zusammengesessen, damals noch mit Detlev Buck, der uns alle so ein bisschen zusammengeführt hat. Dann gab es das erste Gespräch. Da ist Charly Hübner aufgestanden und hat gesagt: Eine Frau bewegt sich doch so. Charly Hübner sieht ja auch ein bisschen aus wie ich und ist noch größer und auch hemdsärmlig. Wenn der das schafft, sich wie eine Frau zu bewegen - das hat mich so beeindruckt. Spätestens seitdem habe ich mir keine Sorgen mehr gemacht.
Sie haben ja auch einen Song geschrieben zum Film: "Egal was ich tun werde, ich habe immer an Dich gedacht", heißt er. Ist dieser Song von der Herangehensweise ein bisschen anders entstanden, weil Sie wussten, dass es ein Song zum Film wird?
Uhlmann: Meine Fähigkeiten beim Komponieren sind begrenzt. Aber ich meine, das Buch habe ich ja schon aus mir heraus geschrieben. Da sind viele Sachen drin, die ich selber so sehe und selber so erlebt habe - einige Dinge, egal was ich tue, dass die immer mit dabei sind. Das hört sich jetzt natürlich komisch an, aber natürlich ist der FC St Pauli in allem, was ich hier in Berlin mache - und sei es nur zum Edeka zu gehen -, irgendwie immer da. Oder meine Tochter - auch in der Reihenfolge natürlich (lacht). So einfache Sachen, die einen immer begleiten, gar nicht aufdringlich und gar nicht ambivalenten. Aber es ist nur so schön oder nur so tief, weil diese Sachen einen immer begleiten.
Ich bin nach dem Trailer schon Feuer und Flamme und freue mich auf den Film.
Uhlmann: Da freue ich mich. Ich bin auch ganz stolz - das kann man auch mal sagen. Natürlich hatte ich auch die große Idee: Dann schreibe ich auch noch das Drehbuch dazu. Ich habe mir auch das Computerprogramm runtergeladen, mit denen auf der ganzen Welt Drehbücher geschrieben werden. Da habe ich so rumgeschrieben. Nach drei Seiten war mir das so peinlich, weil das wirklich eine ganz andere Kunst ist. Musik schreiben, Texte schreiben und auch Bücher schreiben - das kann ich so ungefähr, da fühle ich mich auch sicher. Aber so ein Drehbuch zu schreiben, das ist wirklich etwas ganz anderes. Dann bin ich mit einer ganz tollen Künstlerin - Lena Graf - zusammengekommen. Sie hat mir dann erläutert, wie sie manche Klippen in dem Buch umschiffen würde, die da eben einfach sind, wenn man das visualisieren will. Das ist dann eben für mich auch schon wieder geiler, als wenn ich das selber auch noch geschafft hätte. Dass man so Menschen gegenübersteht, die sagen: Ich habe folgende Idee zu dem, was du dir ausgedacht hast, Thees. Das fand ich ganz, ganz romantisch und bin mega stolz auf sie.
Das Interview führte Philipp Schmid.