Lodderbast-Kinobetreiber leiten nun kommunales Kino in Hannover
Einst betrieben Wiebke und Johannes Thomsen das Minikino Lodderbast in Hannover - auf nur 36 Quadratmetern. Später tourten sie mit einem eigenen Filmprojekt durch Deutschland. Nun führen die beiden das Kommunale Kino im Künstlerhaus Hannover.
Es ist das Jahr 2018, als sich Wiebke und Johannes Thomsen mit ihrem ersten Projekt einen Namen in Hannovers Kulturszene machen: das Lodderbast, ein Minikino Sie wollen ein "kulturelles Ausrufezeichen" in Hannover setzen, wie Johannes Thomsen damals erzählt. Und nicht nur das: "Uns geht es vor allem darum, Filme zu zeigen, die sonst nicht gezeigt werden", erklärt er weiter. Besonders sollen die Filme sein, in ihrer Bildgestaltung und in der Art, wie sie Geschichten erzählen. "Lieber ein bisschen mit Ecken und Kanten, auch wenn man dann aus dem Kino geht und es schrecklich fand. Dann hat man immerhin etwas gesehen, was man so noch nie gesehen hat", ergänzt Wiebke.
"Lodderplast"-Pleite während Corona
Gerade mal 36 Quadratmeter, 20 Plätze und feinstes, handverlesenes Kino, das war das Lodderbast. Doch dann kommt Corona. Kontaktverbot. Und trotz Rettungsversuchen, wie Grünkohl statt Kino, bedeutet das das Aus für das Lodderbast. "Das war unser Baby, das haben wir gehegt, gepflegt, aus dem Nichts aufgebaut. Vor allem hat es inhaltlich einfach gut funktioniert", erinnert sich Wiebke.
Was machen zwei Cineasten ohne Kino? Wiebke und Johannes stürzen sich in ein neues Projekt, einen eigenen Film. "Wir haben Super-8-Material so zusammengeschnitten, dass wir den Film dann live vertonen können", erzählt Johannes. Damit gehen sie auf Tour. Der Film zeigt ein alternatives Deutschland-Bild, "ein Panoptikum aus den 60er- bis 80er-Jahren", wie Johannes es beschreibt.
Nach der Film-Tour kommt plötzlich eine neue Aufgabe für das Paar: wieder ein Kino, nur diesmal um einiges größer als das Lodderbast. Es ist das kommunale Kino im Künstlerhaus in Hannover. "Das gibt es seit 50 Jahren und wir sind erst die dritten Betreibenden überhaupt", sagt Wiebke Thomsen. Seit Sommer 2023 teilt sich das Paar die Stelle. "In unserer Heimatstadt und wir mit unserer Filmliebe, was für ein Glück, auch dass wir das zusammen machen können", erzählt Wiebke noch immer voller Begeisterung.
Mehr Platz, mehr Möglichkeiten im Künstlerhaus
Im Künstlerhaus Hannover haben sie jetzt alle Möglichkeiten, ihrer Idee von Kino neues Leben einzuhauchen. Da schlägt kein Algorithmus die immer gleichen Filme vor, in denen es kaum etwas Neues zu entdecken gibt. "Wir versuchen immer Sachen zu kuratieren, die aus anderen Ländern kommen, aus anderen Perspektiven erzählt sind, mit anderen filmischen Mitteln arbeiten. Das man einfach was hat, was in irgendeiner Form die bekannten Sehgewohnheiten sprengt", umschreibt Wiebke Thomsen ihren Anspruch.
Und das funktioniert; Die 160 Plätze sind regelmäßig ausverkauft. Auch dank alter Technik, die kein modernes Multiplexkino bietet. "Dies analoge Produktionstechnik ist ja unglaublich schön. Das ist echtes Licht, das durch den Filmstreifen läuft und das Bild auf die Leinwand projiziert", erklärt Johannes. "Das ist, glaube ich, auch ein ganz anderes Filmerlebnis auch für die, die es noch nie gesehen haben, ist das was Besonderes."
Die Faszination für das Kino, lässt die beiden nicht mehr los. Die wollen sie weitergeben. Kino ist nicht tot und Kino wird auch niemals tot sein. Es ist immer die Frage, was man damit macht." Denn natürlich verändere sich das Kino. Also zeigen Wiebke und Johannes Thomsen nicht einfach nur Filme: Sie machen Kino, veranstalten Events. "Wir schaffen einen Raum, wo man gerne ist. Wir bringen Leute mit Filmgeschichte zusammen oder mit spannenden neuen Sachen." Programm-Kino als Ort der Begegnung und des Austausches, darin sehen Wiebke und Johannes die Zukunft.