Klimaschutz und Nachhaltigkeit: Ein Beispiel aus der Filmindustrie
Filme und Serien sind aus Sicht des Klimaschutzes eine große Ressourcenverschwendung. Beleuchtung, Catering, eventuell sogar Flugreisen und viele Fahrzeuge. Damit der CO2-Abdruck der Filmbranche besser wird, müssen sich Produktionen mittlerweile an ökologische Standards halten.
Der Spielfilm "Mels Block" soll im kommenden Jahr im ZDF laufen. Er erzählt die Geschichte einer Selfmade-Millionärin, die zurückkehrt in ihre Heimat Rostock und den gesamten Plattenbau kauft, in dem sie groß geworden ist.
Rostock war in dieser Filmproduktion der einzige Drehort. Das Team konnte sich in einer Schule vor Ort einmieten. Technik, Requisite, Aufenthaltsräume waren so nah beieinander. Aus ökologischer Sicht sehr vorteilhaft, findet die Produzentin des Films, Paula Klossner: "Wir hatten Strom in der Schule und für die Dreharbeiten haben wir uns auch immer an Feststrom bedient. Generatoren waren für uns in diesem Fall gar kein Problem."
Selbstverpflichtung der Film- und Medienbranche
2022 hat sich die Film- und Medienbranche selbst zu ökologischen Standards verpflichtet. Diese gelten mittlerweile bundesweit und sind die Voraussetzung für die Filmförderung durch Bund und Länder, von denen die meisten Filmproduktionen finanziell abhängig sind. Man komme bei der Antragsstellung also gar nicht dran vorbei, erklärt Lina Claudi von der Filmförderung MV: "Was das Besondere bei diesem Prozess war, dass diese Branche sich tatsächlich branchenübergreifend zusammengesetzt hat und im Arbeitskreis Green Shooting, an dem sowohl Förderung, Verbände und auch Sender und Streamer beteiligt sind, sich kooperativ in einem Prozess selbst verpflichtet hat, Emissionen einzusparen. Das ist das Hauptziel."
21 obligatorische Vorgaben
Es gibt 21 obligatorische Muss-Vorgaben wie etwa Ökostrom in Betriebsstätten, Bahnreisen statt Fliegen bei einer Zugreise von unter fünf Stunden Dauer oder kein Einweggeschirr. Dazu gibt es noch weitere Soll-Vorgaben. Momentan sind fünf Abweichungen von den Vorgaben möglich, ab Sommer 2024 nur noch drei, damit eine Produktion mit dem Label Green Motion ausgezeichnet werden kann. Prüfung und Vergabe laufen über eine Unternehmensberatung.
Die Filmförderung Mecklenburg-Vorpommern bezuschusst auch die Weiterbildung zum so genannten Green-Consultant. Sie beraten und unterstützen die Produktionen in Sachen Nachhaltigkeit.
"Eine Filmminute kann eine Tonne CO2 produzieren"
Auch Filmproduzentin Paula Klossner hat von dieser Förderung profitiert und sich zur Green-Consultant ausbilden lassen. Ein Schwerpunkt in den Seminaren: die CO2-Bilanzierung, die einmal vor und nach der Filmproduktion erstellt werden muss. "Wenn man sich diese CO2-Bilanzierung genauer anguckt, auch die von größeren Produktionen, und das Ganze dann komplett zusammenrechnet und wieder runterbricht, dann merkt man, dass auch eine Filmminute mal eben eine Tonne CO2 produzieren kann. Das hat mich schon überrascht", sagt Klossner. Wie viel verbraucht wird, hängt auch vom Genre ab. Serienproduktionen verbrauchen häufig mehr CO2 als Spielfilme.
Engpass bei emissionsarmen Fahrzeugen
Bei "Mels Block" war Paula Klossner das erste Mal Green-Consultant. Vieles habe gut geklappt, sagt sie. Mülltrennung, Requisiten wurden im Second-Hand-Shop gekauft, statt Einweggeschirr haben sie sich Porzellan geliehen. Beim Catering seien Mehrkosten durch regionale Lebensmittel entstanden. Schwierig umzusetzen war der Einsatz von emissionsarmen PKWs: "Alle Vermieter haben uns darauf hingewiesen, dass sie uns nicht versprechen können oder es voraussichtlich nicht möglich ist, weil sie einfach gar keine E-Autos oder emissionsarme Pkw aktuell zur Verfügung haben. So gesehen bestand unser Fuhrpark leider auch nur aus Benzin- und Dieselfahrzeugen", sagt Klossner.
"Mels Block" ist zur Hälfte vom ZDF und zur Hälfte von der Filmförderung MV finanziert worden. Oft bekommen Filme und Serien ihre Gelder aber aus verschiedenen Fördertöpfen der Länder - und drehen deshalb auch in den verschiedenen Regionen. Solche Reiseproduktionen sind für die CO2-Bilanz eher kontraproduktiv.
Am Ende wird geprüft: Was wurde nicht eingehalten?
Sollten die ökologischen Standards nicht eingehalten werden, müssen die Produktionen allerdings keine Fördermittel zurückzahlen, erklärt Lina Claudi von der Filmförderung MV: „Das Hauptziel ist, Emissionen einzusparen. Selbst wenn ich das Label nicht bekomme, habe ich ja trotzdem Emissionen eingespart. Darum soll es gehen. Deswegen hat man sich auch darauf geeinigt: Es gibt keine Sanktionen in diesem Sinne.“ Anschließend werde trotzdem geprüft: Was wurde nicht eingehalten? Warum nicht? Und ist es plausibel, warum es nicht eingehalten wurde?
Für den Spielfilm "Mels Block" gibt es noch keine Abschlussbilanz, noch wird daran in der Postproduktion gearbeitet. Paula Klossner hat sich zum Ziel einen CO2-Verbrauch von maximal 400 Kg pro Sendeminute gesetzt. Trotz der Benzin- und Dieselfahrzeuge ist sie optimistisch, dass das sie am Ende mit ihrer CO2-Bilanz zufrieden sein wird.