Kieler Borowski-Tatort im Ersten: Morbide Familienverhältnisse
Am Sonntag hat Das Erste den neuen Fall für Kommissar Borowski und Mila Sahin gesendet: "Borowski und der Wiedergänger". Die Tatort-Folge steht noch bis 6. September in der ARD Mediathek.
Seit langem betrügt der notorisch untreue Tobias Exner (Petur Oskar) seine Frau Greta (Cordelia Wege), von deren Geld er lebt. Mit seiner anonymen Bekanntschaft "Kitty13", die er auf einem Dating-Portal kennengelernt hat, plant Tobias den Mord an seiner Frau, um reich und frei zu sein. Er hat auch schon einen Plan, wie sie verschwinden soll. Doch bevor Tobias Exner seinen Plan umsetzen kann, verschwindet er selbst spurlos. Alle Ermittlungsstränge führen Klaus Borowski (Axel Milberg) und Mila Sahin (Almila Bagriarcic) zu dem rätselhaften Dating-Kontakt.
In der Folge spielen ebenfalls Thomas Kügel (Kriminalrat Schladitz), Victoria Trauttmansdorff (Alma Kovacz), Karin Neuhäuser (Vera Exner), Stephan Bissmeier (Konstantin Exner) und andere mit.
Drehbuchautor Arango: Es geht um den Wiedergänger-Mythos
Drehbuchautor Sascha Arango schrieb bereits acht "Borowski"-Tatorte für den NDR, unter anderem die Trilogie mit dem "stillen Gast" mit Lars Eidinger. In der aktuellen Folge gehe es um den Wiedergänger-Mythos, so Arango. "Die zentrale Idee war: Eine Frau entdeckt den systematischen Betrug ihres Ehemannes. Wie geht sie damit um? Sie entscheidet sich, eine Falle zu stellen und eine Identifikationsfigur zu fabrizieren, von der sie glaubt, so eine Frau wünsche sich ihr Mann insgeheim. Sie teilt sich damit selber in die puritanische kontrollierende Person und die laszive verführerische, die sie (auch) gern sein möchte."
Regisseur Kleinert ist mehrfacher Grimme-Preisträger
Regisseur Andreas Kleinert wurde, wie Arango, bereits mehrfach mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Ihn hat Folgendes an der Folge gereizt: "An der Geschichte selbst hat mich natürlich gereizt, dass alles anders ist, als man denkt; dass Schein und Sein so weit auseinander liegen und dass man Spaß daran hat zu entdecken; dass man etwas wissen müsste und trotzdem immer wieder überrascht wird." Er möge beim "Tatort", wenn das Publikum nicht einfach nur eine Ermittlung mitbekomme, sondern in Welten absteige und Charaktere herausbekommen könne, die auch für die Kommissare überraschend sind.
"Hier konnte man wunderbar Machtverhältnisse darstellen: Das war ein bisschen wie ein Tschechow oder Shakespeare: Es gibt so viele Beziehungsgeflechte; alle sind miteinander verknüpft, obwohl das Ensemble relativ überschaubar ist; und man kann wunderbar morbide Familienverhältnisse darstellen. Man sympathisiert mit einer Figur, die nachher etwas ist, womit man nicht rechnet", meint Kleinert.
Almila Bagriarcik zeigt Mila Sahin von einer neuen Seite
Almila Bagriarcik mochte an dieser Episode besonders, sich einmal von einer anderen Seite zu zeigen. Sie tritt oft ironisch distanziert, humorvoll schlagfertig oder süffisant auf: "Ich fand es genial, dass Sahin diese Seite mal zeigen durfte. Natürlich macht sie das nur, um sich in die Gespräche einzuladen und die Eltern zum Sprechen zu bringen", erzählt die Schauspielerin. Sie interviewe diese Menschen eigentlich. "Das ist eine schöne Tarnung, die mit Humor funktioniert."