"Hollywood Blacklist": Als selbst Bertolt Brecht verdächtig war
Die Furcht vor dem Kommunismus prägte in Amerika die sogenannte McCarthy-Ära. Auch in Hollywood machte man regelrecht Jagd auf vermeintliche Kommunisten. Das Skirball Center in LA widmet dieser dunklen Geschichte Hollywoods nun eine Ausstellung.
Die Furcht vor Kommunisten und kommunistischen Ideen durchsetzte die amerikanische Politik, die so genannte McCarthy-Ära, benannt nach dem Senator, der sich dem Kampf in den 40er- und 50er-Jahren gegen Kommunisten verschrieben hatte. Auch in Hollywood gab es öffentliche Verhöre und die berüchtigte Schwarze Liste. Schauspieler, Drehbuchautoren, Regisseure und Musiker wurden von den Studios von der Arbeit ausgeschlossen.
"Komitee für unamerikanische Umtriebe": Jagd auf Filmschaffende
"Sind Sie oder waren Sie jemals Mitglied der Kommunistischen Partei?" Dies war die Standardfrage vom sogenannten Komitee für unamerikanische Umtriebe. Das Gremium des Repräsentantenhauses war eines der wichtigsten Instrumente der US-Regierung im selbsternannten Kampf gegen den Kommunismus in Hollywood, der 1947 begann.
"Am Anfang ging es nicht darum, wer selbst Kommunist war, sondern ob es kommunistische Inhalte in Filmen gab", erklärt Ellie Gettinger, Kuratorin der Ausstellung "Hollywood Blacklist" im Skirball Center in Los Angeles. Das Museum schaut auf eines der dunkelsten Kapitel Hollywoods. Denn schnell entwickelt sich die Suche nach kommunistischen Filmen und Skripten zu einer regelrechten Hexenjagd auf Filmschaffende, die verdächtig erschienen.
Stars wie Gary Cooper und Ronald Reagan sagten als "freundliche Zeugen" aus
Geladen wurden sogenannte "freundliche Zeugen", Stars wie Gary Cooper, der angab, Skripte abgelehnt zu haben, die "kommunistische Ideen hatten". Ronald Reagan, der spätere US-Präsident, sagte in seiner Rolle als Präsident der Schauspielergewerkschaft aus. Es gebe eine kleine Gruppe, die Taktiken von Kommunisten anwende, sagte er.
Nach den ersten Anhörungen wurden zehn Filmschaffende auf eine schwarze Liste geschrieben. Die "Hollywood 10", wie sie genannt wurden, bestanden unter anderem aus den Drehbuchautoren Dalton Trumbo, Lester Cole oder Adrian Scott. Sie mussten ins Gefängnis, weil sie "nicht auf die Frage antworten wollten, ob sie Mitglied der Kommunistischen Partei sind", so Gettinger. Auf viel Unterstützung konnten die geächteten Filmemacher nicht hoffen - im Gegenteil, viele Filmemacher beteiligten sich an den Anschuldigungen, teilweise auch aus Sorge, selbst unter Verdacht zu geraten.
Bertolt Brecht muss im amerikanischen Exil aussagen
Auch vor dem deutschen Schriftsteller Bertolt Brecht, der zuvor in die USA ausgewandert war, machte das Komitee nicht halt. Ob er "revolutionäre Gedichte" geschrieben habe, wollte man wissen. Die waren gegen Hitler gerichtet "und deswegen revolutionär", entgegnete Brecht.
Er entschied sich, die Frage nach der Mitgliedschaft in einer Kommunistischen Partei zu beantworten. Als Gast wolle er in keinen Rechtskonflikt geraten - "I am Guest in this country". Er antwortet mit Nein. Auch wenn Brecht mit den Kommunisten sympathisierte, war er nie Mitglied einer Partei. Brecht entschied sich danach, sein Exil wieder zu verlassen.
Auch Hanns Eisler und Harry Belafonte standen auf der Liste der verdächtigen Personen
Die Liste der kommunistisch-verdächtigen Personen wurde im Laufe der Jahre immer länger, auch der deutsche Komponist Hanns Eisler wird aufgelistet sowie der US-amerikanische Schauspieler Harry Belafonte. Das FBI durchsucht Filme nach kommunistischen Inhalten und entdeckt diese sogar in amerikanischen Klassikern wie "It's a wonderful life". "Die bösen Jungs sind die Banker" - das sei verdächtig gewesen.
Was die Schwarze Liste und Hollywood mit uns heute zu tun hat? Viel, meint Kuratorin Ellie Gettinger - damals habe man es nicht geschafft, Brücken zwischen unterschiedlichen Lagern zu schlagen, das sei heute aus ihrer Sicht ganz ähnlich.