Detlev Buck: Der "Regisseur der Gegensätze"
Erholung findet der norddeutsche Erfolgsregisseur, Schauspieler und Produzent bei der Arbeit. Ein Widerspruch? Nicht für Detlev Buck. Am 1. Dezember ist der aus Bad Segeberg stammende Künstler 60 Jahre alt geworden.
Vielen Menschen ist Detlev Buck seit "Wir können auch anders" bekannt. Die erfolgreiche Komödie aus dem Jahr 1992 mit Joachim Król, Horst Krause, Sophie Rois und Jan-Gregor Kremp um die Brüder Krepp und Most ist bis zum 28. Dezember in der ARD-Mediathek zu sehen.
Detlev Buck: "Ich lebe durch den Kontrast"
"Ich lebe durch den Kontrast", sagt Detlev Buck. Und diese Aussage zieht sich tatsächlich wie ein roter Faden durch sein Leben. Denn wenn der am 1. Dezember 1962 in Bad Segeberg geborene Regisseur, Schauspieler und Produzent gerade nicht mit der Filmerei beschäftigt ist, widmet er sich zum Ausgleich der Landwirtschaft. Damit knüpft Buck an seine Wurzeln an: Aufgewachsen ist er auf dem elterlichen Bauernhof im heute rund 450 Einwohner zählenden Dorf Nienwohld in Schleswig-Holstein.
Landwirt mit Filmambitionen
In seiner Kindheit denkt sich das Einzelkind "allein unter Schweinen", wie er in einem Interview sagt, Geschichten aus und visualisiert sie im Kopf. Der erste Schritt auf dem Weg zum Regisseur ist damit getan. Nach dem Abitur in Bargteheide und dem Zivildienst bei den Alsterdorfer Anstalten in Hamburg absolviert Detlev Buck aber zunächst eine Lehre als Landwirt und anschließend ein praktisches Jahr auf einem Bauernhof in Bayern. In dieser Phase entsteht sein Kurzfilm "Erst die Arbeit und dann?"(1984), für den er das Drehbuch schreibt, Regie führt und auch die Hauptrolle des Jungbauers spielt. Der Film verhilft ihm zur Aufnahme an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, wo er zwischen 1985 und 1989 studiert. Seine Bewerbung an der Hamburger Schauspielschule war zuvor abgelehnt worden.
Trockener Humor und genaue Beobachtungsgabe
Zwei Jahre später gründet er gemeinsam mit dem damaligen Geschäftsführer des Delphi-Filmverleihs Claus Boje in Berlin die Filmproduktionsfirma Boje-Buck. Das Unternehmen produziert nicht nur alle zukünftigen Filme Bucks, sondern auch Streifen von Leander Haußmann wie "Sonnenallee", "Herr Lehmann" und "NVA". Das selbstgesteckte Ziel ist es unter anderem "bis ins Detail liebevolle Produktionen" hervorzubringen. Mit der Komödie "Karniggels" gelingt Buck dies im Jahr 1991. Sein Kinodebüt über einen Polizisten, der in Norddeutschland Kuhmörder jagt, sehen fast 400.000 Kinobesucher. Kritiker loben seine Beobachtungsgabe und seinen trockenen Humor. "Karniggels" ist aber auch der Entwurf eines Lebens, das Buck vielleicht geführt hätte, wäre er dem Wunsch seiner Eltern nachgekommen. Sie hatten gehofft, dass ihr Sohn Polizist wird.
Blick für neue Talente
Den Deutschen Filmpreis für das beste Drehbuch erhält er 1993 gemeinsam mit Ko-Autor Ernst Kahl für die Komödie "Wir können auch anders" mit Joachim Król und Sophie Rois. Einer der erfolgreichsten deutschen Kinofilme der 90er-Jahre folgt zwei Jahre später mit "Männerpension", in dem Heike Makatsch ihr Schauspieldebüt gibt. Eine komplett neue Richtung schlägt Buck nach "Liebe deine Nächste" (1998) und "Liebesluder" (2000) im Jahr 2006 mit dem Jugenddrama "Knallhart" an und zeigt, dass sein Name nicht nur für Komödien steht. Die Hauptrolle spielt der bis dahin unbekannte David Kross, der zwei Jahre später an der Seite von Kate Winslet in der Hollywoodproduktion "Der Vorleser" berühmt wird.
Mit "Hände weg von Mississippi" (2007) wechselt Buck erneut das Genre und dreht in Mecklenburg-Vorpommern einen Kinderfilm. Die Vorlage stammt von Erfolgs-Kinderbuchautorin Cornelia Funke. 2009 kommt mit "Same Same But Different" ein in Kambodscha, Thailand und Hamburg gedrehtes Liebesdrama in die Kinos. David Kross spielt darin einen jungen Hamburger, der sich in eine an Aids erkrankte Prostituierte verliebt.
Auf der Suche nach Charakter-Darstellern
Auf große Namen aus der Branche legt er bei der Besetzung seiner Rollen keinen Wert. Die Schauspieler müssen glaubhaft den jeweiligen Filmcharakter verkörpern. Und wenn Buck niemand passenden findet, übernimmt er eben selbst die Rolle - beispielsweise in seinem Film "Rubbeldiekatz", der im Dezember 2011 in die Kinos kam. In der romantischen Komödie spielt neben Matthias Schweighöfer auch Buck selbst mit. Aber auch Regiekollegen verpflichten Buck regelmäßig für ihre Filme, beispielsweise hat er in in Leander Haußmanns "Sonnenallee" (1999), Michael Hanekes preisgekröntem Drama "Das weiße Band" (2009) und Hermine Huntgeburths Biopic "Lindenberg! Mach dein Ding!" (2019) mitgespielt.
2012 verfilmte Buck einen Bestseller: Vorlage war Daniel Kehlmanns fiktive Doppelbiografie "Die Vermessung der Welt". Im Mittelpunkt stehen der Naturforscher Alexander von Humboldt und der Mathematiker Carl Friedrich Gauß. Den Film hat Buck erstmals in 3D-Technik gedreht. Danach hat sich Buck vor allem dem Kinderfilm zugewandt und die beliebten Kinderbücher "Bibi und Tina" verfilmt. Doch nicht nur: 2018 kam sein Filmdrama "Asphaltgorillas" nach einer Kurzgeschichte von Ferdinand von Schirach in die Kinos. 2021 dann die Verfilmung von Thomas Manns "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull", bei dem Kehlmann das Drehbuch schrieb. 2022 gab es einen "Tatort", bei dem Buck Regie führte. In der Folge "Alles kommt zurück" steht neben Maria Furtwängler auch Udo Lindenberg vor der Kamera.
2021 mit Verdienstorden ausgezeichnet
2021 wurde Buck mit dem Verdienstorden des Landes Schleswig-Holsteins ausgezeichnet. Als Botschafter Schleswig-Holsteins habe er sich große Verdienste erworben, indem er die Landschaft, die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Besonderheiten des Landes in Filmen präsentiere, so die Begründung. Auch das zeichnet Buck aus: Für seine norddeutsche Heimat hat er sich vielfältig engagiert. Zum Beispiel mit einem Kino für Geflüchtete oder bei einer Rettungsaktion für das Kleine Theater - beides in Bargteheide.
Typisch norddeutsch?
Wenn der Vater dreier Töchter Abwechslung und Erholung sucht, findet er diese nicht nur auf dem Bauernhof, sondern auch beim Dreh von Werbefilmen. Häufig hat er so die Gelegenheit, in ferne Länder zu verreisen und sich dabei für neue Projekte inspirieren zu lassen. Er gilt seit Langem als "Kenner der norddeutschen Provinz" - die in seinen Augen übrigens ganz anders ist, als die gängigen Klischees es vermuten lassen. Spontan, flexibel, offen und sogar tanzwütig sei der typische Norddeutsche, so Buck. Sich selbst sieht er als nervösen Typ, der sehr viel redet. Und wenn Detlev Buck dann doch mal schweigsam ist, hat er einen guten Grund dafür: Dann ist dem Multitalent langweilig.