Der einst schönste Mann der Welt: Zum Tod Helmut Bergers
Tod einer Ikone: Der österreichische Schauspieler Helmut Berger ist am Donnerstag im Alter von 78 Jahren in Salzburg gestorben. Vom Aufstieg und Fall eines Weltstars.
Helmut Berger war einmal eine Welt für sich: Als "schönster Mann der Erde" wurde der gut aussehende Sohn einer Hoteliersfamilie aus Bad Ischl einst bezeichnet. Berger war früh ein Suchender, jobbte als Achtzehnjähriger im Swinging London, nahm Schauspielunterricht, machte Werbung und versuchte sich mit zunehmendem Erfolg als Model.
Der italienische Star-Regisseur Luchino Visconti galt als Bergers Mentor
Über Sprachunterricht in Perugia kam Berger 1964 nach Rom und lernte dort den Mann kennen und lieben, der sein Leben veränderte: Luchino Visconti. Der berühmte italienische Regisseur machte ihn zu seinem Partner und, nach einigen Nebenrollen, 1969 zum Hauptdarsteller in dem Film "Die Verdammten". Für die Rolle erhielt er prompt eine Nominierung bei den Golden Globes als bester Nachwuchsdarsteller.
In einer Szene persifliert Helmut Berger die Rolle der Lola, wie sie von Marlene Dietrich im Blauen Engel gespielt wurde. Kultregisseur Billy Wilder kommentierte das mit den Worten, außer Helmut Berger gäbe es heute keine interessante Frau mehr. 1970 folgte unter der Regie von Massimo Dallamano "Das Bildnis des Dorian Gray" - eine symbolträchtige Paraderolle für den jungen, eitlen Star.
Berger spielte neben Elizabeth Taylor, Anthony Hopkins, Burt Lancaster, Kirk Douglas oder Romy Schneider
Helmut Berger, der Österreicher mit italienischem Flair, wurde zum Weltstar und spielte in großen internationalen Produktionen neben Elizabeth Taylor und Henry Fonda oder wie in "Unternehmen Entebbe" mit Anthony Hopkins, Burt Lancaster und Kirk Douglas. Er wurde aber auch zu Diva. Zur Marke. Helmut Newton oder Andy Warhol fotografierten ihn. Er war als erster Mann auf dem Cover der "Vogue". 1972 inszenierte Visconti ihn neben Romy Schneider als König Ludwig II. Ein Höhepunkt seiner Karriere.
Als Visconti 1976 stirbt, wird Berger aus seinem Orbit geschleudert. Das Testament des Regisseurs, in dem er seinen Geliebten als Erbe eingesetzt worden sein soll, ist nicht mehr auffindbar. Es folgt ein Suizidversuch, Alkohol, Drogen und ein langsamer über viele Jahrzehnte andauernder, Abstieg aus der ersten Liga - bis hin zum Denver-Clan. Visconti war für Berger sein Fixstern. Fragen nach ihrer Beziehung weist er in der Öffentlichkeit schroff zurück: "Dieser Mensch hat mich entdeckt, das wissen doch alle. Es wissen doch alle alles. Warum da noch diese langweiligen Fragen aufbringen? Ich weine alleine, nicht vor der Presse."
Alkoholsucht und exaltiertes Verhalten bestimmten seine letzten Jahre
Wenn Berger noch mal gut ist, wie etwa 1990 in "Der Pate III" von Francis Ford Coppola oder 1993 in seiner Lebensrolle als König Ludwig II. in dem Film "Ludwig 1881" der Gebrüder Dubini, ist er über die Maßen gut. Doch zunehmend bestimmen sein exaltiertes Verhalten, Alkoholsucht und peinliche Auftritte in der Öffentlichkeit sein Leben. Der einst extravagante Androgyne des internationalen Jetsets, der, stets Champagner trinkend, larmoyant mit seiner Bisexualität kokettierte, wurde zum plappernden, schlüpfrigen Trash-Promi und Dschungelcamp-Teilnehmer, ließ sich als Enfant terrible in der Harald-Schmidt-Show vorführen.
Durch ein biografisches Filmprojekt der deutschen Regisseurin Valesca Peters kam Helmut Berger 2018 schließlich an die Berliner Volksbühne und spielte an der Seite von Ingrid Caven einen dahinsiechenden Baron aus der Barockzeit. Es wurde sein Bühnendebüt und zugleich sein letzter großer Auftritt.