Das Konzert
Montag, 03. April 2023, 20:00 bis
22:00 Uhr
In der Barockzeit war der Tod genauso unausweichlich wie heute - aber viel präsenter und stärker im Alltag der Menschen verwurzelt. Oft wurde er - und damit die bessere Welt im Jenseits - sogar sehnsüchtig erwartet. Damit verbunden war eine völlig andere Vorstellung seiner Bedeutung.
Heute wird der Tod mehr und mehr als absolutes Ende aller menschlichen Existenz angesehen, im Barock war er ein Übergang zum himmlischen Leben. Einschneidende Ereignisse wie der Dreißigjährige Krieg, Hungersnöte, Hexenverfolgung und Epidemien ließen ihn als Erlösung von irdischen Sorgen und Nöten erscheinen.
Von der Kunst des Sterbens
Die Musik der Zeit spiegelt diese Haltung. Heinrich Schütz etwa zelebriert in seinen "Musikalischen Exequien" geradezu die Ars moriendi, die Kunst des Sterbens, im Auftrag eines deutschen Fürsten, der sich minutiös auf seinen Tod vorbereitet hatte. Dass Schütz selbst die "Musikalischen Exequien" als op. 7 in sein Werkverzeichnis aufgenommen hat, lässt darauf schließen, dass er sie nicht als Gelegenheitswerk betrachtete, sondern sie auch der Nachwelt hinterlassen wollte.
Monteverdis musikalisches Vermächtnis
Was Schütz für den deutschen Sprachraum bedeutete, entsprach Claudio Monteverdi in Italien. Eine halbe Generation älter, kam er von der a cappella-Musik und der berühmten venezianischen Mehrchörigkeit her, wandte in seinen Sakralwerken aber auch den modernen "konzertierenden Stil" von Gesang mit Instrumentalbegleitung an. Beide Richtungen sind in den Litaneien und Motetten zu hören, die das belgische Vokalensemble Vox Luminis zum Thema Kreuzigung und Auferstehung zusammengestellt hat.
Meine Seele preiset den Herrn
Im Kontrast zu diesen auf die Passionszeit zugeschnittenen Werken steht im zweiten Teil des Konzerts die "Magnificat"-Vertonung von Carl Philipp Emanuel Bach. Der große Lobgesang Marias wird häufig in der Weihnachtszeit aufgeführt, weil er zur Verkündigungsgeschichte passt, ist aber im Grunde liturgisch zeitlos einsetzbar. In seinem ersten großen Vokalwerk zog der zweite Bach-Sohn alle kompositorischen Register und setzte sich bewusst vom kontrapunktischen Stil seines Vaters ab.
Eine Sendung von Christiane Irrgang.