Das Gespräch
Sonntag, 02. Februar 2025, 15:00 bis
15:30 Uhr
"Ich bin kein besonders guter Zuhörer", bekennt Bernhard Pörksen. "Ich höre viel zu oft nur mich selbst. Gefangen im eigenen Ego, den eigenen Urteilen oder auch Vorurteilen." Deutschlands prominentester Medienwissenschaftler sagt das nicht etwa aus Eitelkeit, sondern meint, er sei da "wie viele andere Menschen."
Der Tübinger Medienprofessor, der derzeit Fellow am New Institute in Hamburg ist, stellt im Gespräch mit Katja Weisedie Zuhör-Defizite nicht nur im privaten, sondern auch im öffentlichen Bereich fest. Angesichts der zahlreichen Krisen weltweit funktioniere im allgemeinen Rauschen das Zuhören nicht mehr: "Die Bequemlichkeit und die Verdrängungssehnsucht werden größer. Die Menschen werden nachrichtenmüde, klinken sich aus, flüchten sich in den eigenen heiliggesprochenen Seelengarten."
In seinem Buch "Zuhören. Die Kunst, sich der Welt zu öffnen", erschienen im Hanser Verlag, beschreibt Bernhard Pörksen, dass der Nachrichten-Überdruss auch mit den Veränderungen in der Medienlandschaft zu tun habe: "War es früher schwer zu senden, ist es heute schwer Gehör zu finden." Dieser Mechanismus von Senden und Empfangen werde jetzt gesteuert von "Zuckerberg, Musk und Co.", sei also, so Pörksen, maximal profitorientiert. Im Gegenzug fordert der Medienwissenschaftler: "Man muss das Zögern lernen. Man muss dem Flüstern, dem Murmeln hinterherhören."