Das Gespräch
Sonntag, 26. Januar 2025, 15:00 bis
15:30 Uhr
"Das Leid ist gewissermaßen tradiert worden." Ob als Trauma von Opfern wie Tätern bis in die vierte Generation oder als antisemitisches wie rassistisches Gedankengut - das Grauen in deutschen Konzentrationslagern hat bis heute tiefe Spuren hinterlassen. Diesen Schluss zieht Elke Gryglewski, Geschäftsführerin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, aus ihrer täglichen Arbeit. Sie ist unter anderem Leiterin der Gedenkstätte Bergen-Belsen und hält als solche für ihre Erinnerungsarbeit Kontakt mit den letzten Zeitzeugen: "Wir wissen, dass die seltene Möglichkeit mit Überlebenden zu sprechen von sehr, sehr hohem Wert ist."
Da die Zeitzeugen altersbedingt aber immer weniger werden, übernähmen nach Ansicht Gryglewskis authentische Gedenkstätten die Aufgabe der Erinnerungsarbeit. "Wir merken es an unserem Publikum, dass es wichtig ist dort zu sein, wo es geschehen ist. Was immer dieses 'wo-es-geschehen-ist' auch bedeutet."
Im Gespräch mit Jürgen Deppe betont Elke Gryglewski, dass vor dem Gedenken aber das Schließen von Bildungslücken stehe, bei jüngeren wie bei älteren Menschen, zumal sich die Diversität von Antisemitismus in der Vergangenheit erweitert habe: Er komme von rechts wie von links, aber auch aus muslimischen Communities. "Diese Phänomene müssen wir sehr ernst nehmen."