Fundulus in Osnabrück: Wie entsteht ein Puppentheater?
Während über den Sommer alle im Urlaub sind, bereitet das Puppentheater Fundulus in Osnabrück die neue Spielzeit vor. Dahinter steckt die Künstlerin Ruth Pflaumer. Gerade arbeitet sie an einem ganz neuen Stück - ohne Team, alles stammt aus einer Hand.
Ruth Pflaumer sitzt an ihrem Küchentisch. Sie näht gerade einem Känguru das Fell an den Hintern. Das Känguru ist ungefähr so groß wie ein DIN-A4-Blatt, besteht überwiegend aus Schaumstoff - und ist der Namensgeber für das neue Stück: "Klara Kängurukind. Ein Stück für Kinder ab zwei Jahren", verrät Pflaumer.
"Es geht um Kängurus, die ganz ähnlich unterentwickelt sind wie Menschen, wenn sie auf die Welt kommen, und der Beutel ist ein sicherer Ort. Es geht vom Beutel hinaus in die Welt."
Die Geschichte bestimmt, wie die Figur gefertigt wird
Das Skelett der Figur besteht aus Holzstücken, Federn und Draht. Je nach Geschichte müssen die Figuren ganz unterschiedliche Fähigkeiten haben. "Ich schaue dann, ob ich möchte, dass die Kängurus schön hüpfen können, dass zum Beispiel beide Beine beim Hüpfen nach vorne gehen, dass der Kopf schön beweglich ist. Da bin ich immer am Testen, ob die das auch gut hinbekommen", so Pflaumer.
Känguru Klara kann sogar den Mund öffnen. Dafür steht schon ein Baum aus Pappmaschee und Stoff bereit. An ihm hängen köstliche Blätter aus Papier. "Die sind mit Magneten festgemacht", verrät die Künstlerin. "Plötzlich können die Kängurus sie abnehmen und fressen. Ja, ein bisschen Zauberei muss sein", sagt sie und lacht.
Den idealen Beruf gefunden
Die Künstlerin hat schon viel gezaubert. Ihre kleine Wohnung in Osnabrück quillt förmlich über von Kartons, Koffern und Tüten. Darin stecken Figuren, Kulissen und Rohmaterialien. Die Küche ist Lager, Werkstatt und Probenraum zugleich. "Das ist für mich ein ganz klarer Schutzraum. Hier ist auch ein Stück weit meine Welt, wo ich dann auch mal in Schlumperklamotten sitzen und schreinern kann, mich vollklecksen kann und nicht perfekt sein muss", erzählt sie.
Ruth Pflaumer ist ein Multitalent. Sie stammt ursprünglich aus Süddeutschland, hat freie Malerei und Grafik in Nürnberg studiert. Dabei fing sie 2006 mit dem Puppenspiel an. Ein paar Jahre später zog sie nach Osnabrück. "Was so das Spielen anbelangt und das Machen, das Gestalten, das Bauen, das Basteln und Zeichnen, das ist schon immer meins gewesen", erinnert sich die Puppenkünstlerin. "Das zusammenzuführen und damit Geschichten zu erzählen, das war so das, wo ich mir gedacht habe: Eigentlich ist es der ideale Beruf für mich."
Das richtige Geräusch für das Känguru-Hüpfen
Auch Musik und Geräusche produziert die Osnabrückerin selbst, zeichnet sie mit einem kleinen Audiorekorder auf. Für ihr neues Stück ist sie gerade noch in der Experimentierphase. Gerade probiert sie verschiedene Percussion-Geräusche aus. Sie sucht einen Klang für Känguru Klara, wenn es über die Bühne hüpfen wird.
Wie am Ende das Zusammenspiel funktioniert, demonstriert die Puppenspielerin anhand eines älteren Stückes aus ihrem Repertoire: Däumeline. Eine Fee schimpft mit der anderen. Die passende Musik löst Ruth Pflaumer mit einem Fußtaster aus.
Das ehrlichste Publikum sind die Kinder
Auch für Däumeline sind im Herbst wieder Auftritte angesetzt. Ruth Pflaumer spielt in Kulturzentren, Altenheimen und vor allem in Kindergärten. "Die Kinder sind das strengste Publikum, aber auch das ehrlichste. Das ist total super. Die sagen dann: Häh? Öh! Das ist blöd, das ist langweilig! Oder: Boah! Das alles von einem Kind in einer Aufführung", berichtet die Puppenspielerin begeistert.
Das neue Werk "Klara Kängurukind" soll im kommenden Frühjahr Premiere feiern. Das ist noch ein weiter Weg. Viel Arbeit für das Eine-Person-Unternehmen Ruth Pflaumer.