Oper "Venere e Adone" feiert Uraufführung in Hamburg
Mit dem antiken Mythos um Venus und Adonis haben sich viele Künstlerinnen und Künstler beschäftigt. Komponist Salvatore Sciarrino hat ihn in "Venere e Adone" etwas abgewandelt. Am Sonntag wurde das Stück an der Hamburgischen Staatsoper uraufgeführt.
Eine Göttin und ein Mensch - kann das gutgehen? Venus und Adonis sind das Liebespaar der Mythologie par excellence. Pikant an der Sache: Der Liebesgott Amor ist Venus‘ außerehelicher Sohn mit Mars, noch dazu ist Venus mit Vulkan verheiratet. Die Geschichte geht mit vielen Fragezeichen aus. "Schiffbruch eines Mythos" nennt Schöpfer Salvatore Sciarrino im Untertitel seine Oper. "Eigentlich erleiden wir am Mythos Schiffbruch, weil der Mythos von Liebe so nicht durchhaltbar ist, das ist das ganze Thema", sagt Klaus-Peter Kehr, Dramaturg der Hamburger Uraufführung.
Adonis und der Eber
Im Mythos bricht Adonis nach rauschender Liebesnacht zur Jagd auf und wird von einem Eber zerfleischt. Aus seinem Blut lässt Venus eine Blume sprießen. Salvatore Sciarrino erzählt die Geschichte etwas abgewandelt. Adonis versucht den Eber vergeblich mit Pfeilen zu töten. Amor hat aber einen Liebespfeil dazugeschmuggelt. Als der trifft, entbrennt der Eber in Liebe zu Adonis. Sciarrino nennt die Figur "Mostro“ (Ungeheuer). "Wenn er auf der Bühne ist, gibt es etwas, das ist nicht so rationell", sagt der Komponist. Das Monster will Adonis küssen, besitzen und zerfetzt ihn.
Dann ein Blick - über ihre Augen tauschen die beiden ihre Seelen: Adonis mutiert zum Eber - verzweifelt und vergeblich ruft er nach Venus.
Musik an der Grenze zur Stille
Kaum ein zeitgenössischer Komponist hat soviele Opern geschrieben wie der 76-jährige Italiener Salvatore Sciarrino. Intendant Georges Delnon ist seit vielen Jahren mit Sciarrino befreundet, aber erst jetzt kam es zum ersten Mal zur Zusammenarbeit.
Sciarrinos Musik liegt an der Grenze zur Stille. Sie zwingt zum Zuhören. Die Uraufführung in Hamburg ist Chefsache, Generalmusikdirektor Kent Nagano steht am Pult. Auf den Punkt agiert das Philharmonische Staatsorchester mit feinen Nuancen. Die Kanadierin Layla Claire und der Countertenor Randall Scotting in den Titelpartien sowie Evan Hughes als Ungeheuer singen mit großer Intensität und kristallisieren gekonnt die melodischen Qualitäten von Sciarrinos Musik heraus.
Liebe oder Tod?
Regisseur Georges Delnon hat mit seiner Bühnenbildnerin Varvara Timofeeva mit poetischen Bildern der feinen Musik Sciarrinos nachgespürt. Ein schlichter, nicht sehr großer Raum in Beigetönen. Auf einen Gazevorhang werden immer wieder Videos projiziert, meist wenn sich das zunächst unsichtbare Monster von irgendwoher meldet.
In einem Epilog fragt Salvatore Sciarrino: "Wer hat gewonnen: Liebe oder Tod?" Die Liebe ist jedenfalls eine Gefahr. Salvatore Sciarrinos "Venere e Adone" stellt viele Fragen, die Antworten muss man selber finden. Dazu gibt die poetisch-stille Produktion der Hamburgischen Staatsoper reichlich Stoff zum Nachdenken.
Oper "Venere e Adone" feiert Uraufführung in Hamburg
Komponist Salvatore Sciarrino hat den Mythos um Venus und Adonis etwas abgewandelt. Am Sonntag wurde das Stück an der Staatsoper erstmals gezeigt.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ort:
-
Staatsoper Hamburg
Dammtorstraße 28
20354 Hamburg - Preis:
- 11 Euro bis 80 Euro
- Hinweis:
- Musikalische Leitung: Kent Nagano
Inszenierung: Georges Delnon
Bühnenbild: Varvara Timofeeva
Kostüme: Marie-Thérèse Jossen
Licht: Carsten Sander
Dramaturgie: Klaus-Peter Kehr