"Landünner" im Ohnsorg: Hallig-Krimi feiert Premiere

Stand: 08.04.2024 12:00 Uhr

Liebe, Leidenschaft und ein Verbrechen. Mit Hendrik Bergs Krimi-Komödie "Ländünner - Eine Nacht am Ende der Welt" geht es im Ohnsorg-Theater mit ganz viel norddeutschen Humor auf die Hallig. Am Ende der Premiere gab es viel Applaus.

von Fiene Meier

Das Radio rauscht und knackt. Die Pensionswirtin Hertha Katelsen (wundebar schrullig und wundersam gespielt von Meike Meiners) sitzt alleine in der Diele ihrer kleinen Hallig-Pension. Aus dem Radio tönt blechern der Wetterbericht: "Für die gesamte Nordseeküste besteht die Gefahr einer schweren Sturmflut. Die Bevölkerung auf den Inseln und den Halligen werden gebeten, sich in Sicherheit zu bringen." Und tatsächlich: Orkanartig pfeift der Wind um die etwas in die Jahre gekommene, windschiefe Pension mit undichten Fenstern. Vier Gäste haben sich dort eingebucht. Gäste, die unterschiedlicher kaum sein können.

Ein Mann in Regenmantel und mit rotem Schal schaut in die Kamera. Er sieht aus als würde er die Luft anhalten. Um Ihn herum sind Regentropfen. © Sinje Hasheider Foto: Sinje Hasheider
AUDIO: Ohnsorg-Premiere "Landünner - Eine Nacht am Ende der Welt" (3 Min)

Norddeutscher Humor für Platt-Liebhaber

Szenen aus dem Stück Landünner im Ohnsorg Theater. Ein junges Paar und ein älteres Ehepaar sitzen an einem Essenstisch. © Oliver Fantitsch Foto: Oliver Fantitsch
Beim Abendessen lernen sich die Pensionsgäste (v. l. n. r.) Anna Koch (Nadja Wünsche), Matthes Steenbock (Colin Hausberg), Regina Biehl (Birte Kretschmer) und Klaus Biehl (Robert Eder) etwas näher kennen.

Regina und Klaus Biehl sind Hertha Katelsens Stammgäste aus Rensburg. Seit fast 20 Jahren kommt das eher spießig wirkende, immer im Partnerlook auftretende Ehepaar einmal jährlich mit der Fähre vom Festland rübergefahren. In Cordhose und mit gelbem Regenmantel geht Hobby-Naturfotograf Klaus (großartig und tüffelig gespielt von Robert Eder) auf die Jagd nach Fotos. Fast schon bemutternd kümmert sich seine Frau (grandios trutschig und liebevoll: Birte Kretschmer) um ihn.

Neben Regina und Klaus hat sich auch noch ein junges Pärchen in der Pension einquartiert. Abenteuerlustig, teilzeitvegan und über beide Ohren verliebt. Anna und Matthes, toll gespielt von Nadja Wünsche und Colin Hausberg, können die Finger kaum voneinander lassen. Doch sie hüten ein Geheimnis. Sie sind auf der Flucht. Mit im Gepäck: eine große Tasche voller Geld. Den eigenen Traum von einem Haus in der Südsee wollen sie sich damit verwirklichen und eigentlich, nachdem sie sich auf der Hallig vesteckt haben, so schnell wie möglich dorthin verschwinden. Aber wo haben sie das Geld eigentlich her? Das darf natürlich keiner wissen. Doch als Klaus und Regina anfangen unangenehme Nachfragen zu stellen und das junge Paar sich immer mehr in Widersprüche verstrickt, kommt die kriminelle Wahrheit ans Licht - und die Situation eskaliert.

Mehr Komödie als Krimi - dafür mit Klabautermann!

Wenn Hendrik Berg in seinen Krimi-Geschichten von den Fällen Kommissar Krummes erzählt, dann wird es an der Nordsee richtig spannend. Der trockene norddeutsche Humor dürfe trotz aller Spannung aber nicht fehlen, erzählte Hendrik Berg in einem Interview mit dem Ohnsorg. Bei seinem Stück "Landünner", hat man den Eindruck, dass der Bühnenkrimi eher andersherum geschrieben wurde: Humor macht doch den größeren Teil der Geschichte aus. Kriminalistische Elemente rücken vor allem im ersten Teil in den Hintergrund. Deutlich präsenter ist der Grusel - vor dem Klabautermann und vor dem verstorbenen Ehemann der Pensionswirtin. Wenn die Türen sich wie von Geisterhand öffnen und das Licht erlischt, dann jagd es den Gästen der Pension einen ordentlichen Schrecken ein - und dem Publikum auch. Spökenkram à la Hendrik Berg, inszeniert durch zeitlich perfekt abgepasste Elemente von Licht, Ton und Nebel. Gänsehaut!

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Premiere für das Ohnsorg - erstes Theaterstück für Hendrik Berg

"Landünner - Eine Nacht am Ende der Welt" ist das erste Theaterstück des Nordsee-Krimi-Autoren Hendrik Berg. Gemeinsam mit dem Regisseur Harald Weiler und der gleichzeitig als Übersetzerin fungierenden Schauspielerin Meike Meiners, gelingt es dem Team, ein Stück auf die Bühne zu bringen, das fast schon wie ein Ohnsorg-Klassiker daherkommt.

Hendrik Berg - Ohnsorg-Fan seit Kindestagen

Hendrik Berg selbst verfolgte das Ohnsorg-Theater bereits als Kind vor dem Fernseher. Ein großer Moment war es für ihn als Ohnsorg-Ikone Henry Vahl sogar einmal höchstpersönlich in seinem Elternhaus zu Gast war. Seine Mutter war Malerin und fertigte ein Portrait von Vahl. Vor einiger Zeit entdeckte Berg bei einer Premiere seine Liebe zum Ohnsorg-Theater neu und war von der Idee angetan, selbst einmal ein Bühnenstück für das Haus zu verfassen. Herauskommen ist die Geschichte eines leidenschaftlichen Ganovenpaares à la "Bonny and Clide", einer sonderbaren Wirtin und ihres längst verstorbenen Gatten und die Geschichte eines spießigen Ehepaares, das, angeregt durch die Geschehnissen, ihre Abenteuerlust und Leidenschaft zueinander neu endeckt. Manchmal ist eine Nacht am Ende der Welt wohl der Weg, um aus der eigenen Lebenssituation mehr zu machen.

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Kulturjournal | 08.04.2024 | 19:00 Uhr

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