Kunstfestspiele Herrenhausen: Schuhplatteln trifft Avantgarde
Die Kunstfestspiele Herrenhausen sind am Wochenende mit zeitgenössischer Musik und Zirkus gestartet. Besonders angetan zeigte sich das Publikum von einer Gruppe Nackt-Schuhplattlern, die das Thema Volkstanz queer dekonstruierten.
Die Mitglieder des Jack Quartet aus New York sind ausgewiesene Interpreten gegenwärtiger Musik. Gleich an zwei Abenden spielten sie gemeinsam mit der kanadischen Sopranistin Barbara Hannigan Musik von John Zorn. Der Amerikaner ist in Jazz und Hard Rock genauso zu Hause wie in zeitgenössischer klassischer Musik.
Barbara Hannigan: Transzendieren mit John Zorn
Die Einstudierung sei sehr, sehr intensiv gewesen - doch man bekomme auch etwas zurück, sagt Hannigan: "Mit der Musik von John Zorn ist es so, dass man sich völlig auf sie einlassen muss. Natürlich ist das mit jedem Stück so, das man einübt, aber bei John Zorn geht es um alles und nichts. Wenn du aber erst einmal zu seinem inneren Kreis gehörst und wirklich hart arbeitest, spürst du diese unglaubliche Freundlichkeit, Großzügigkeit sowie die Verbindung von ihm, die dir hilft, zu versuchen, an einen Ort der Transzendenz zu gelangen."
Vier Tänzer untersuchen das Bild von Männlichkeit
Eine tänzerische Transzendenz hingegen erreichten die Sons of Sissy. Mal höchst unterhaltsam, dann wieder nachdenklich stimmend, zerlegten die vier Männer aus Österreich alpenländische Volksmusik in ihre Einzelteile. Einzelne Bewegungen des Volkstanzes wie etwa das Sich-Drehen zogen sie heraus und überzeichneten sie. Mithilfe von Queering untersuchten sie die Norm des Volkstanzes, das Bild von Männlichkeit darin, und tanzten und musizierten dabei am Ende nackt.
Das Konzept stammt vom Tänzer und Musiker Simon Meyer. "Was wäre eine Tracht, die man eine menschliche Tracht nennen könnte? Wir wollten nicht irgendeine Zugehörigkeit mit dem, was wir an Kostümen tragen, erzeugen", so Meyer. "Wir wollten mehr so ein Queering von Kostüm oder Tracht erzeugen. Dann sind wir drauf gekommen, die menschliche Tracht wäre für uns im Moment die Nacktheit. Nackt auf der Bühne zu sein, beinhaltet Diversität, ist aber auch ein Common Ground, den man wahrnehmen kann."
Kunstfestspiele Herrenhausen: Zirkustheater als Schwerpunkt
Handflächen klatschten auf Oberschenkel, Füße und Pobacken - sehr zum Spaß des Publikums. Das dürfte sich auch beim geplanten Schwerpunkt Zirkustheater dieses Jahr amüsieren. Auf dem Ehrenhof von Schloss Herrenhausen ist ein großes Zirkuszelt aufgebaut, gleich drei Produktionen sind im Programm, sagt der leitende Dramaturg der Kunstfestspiele Rainer Hofmann: "Es gibt in Hannover eine sehr große Zirkusszene, vor allem eine Kinder- und Jugend-Zirkus-Szene, mehreren Schulen mit Zirkussen. Gleichzeitig finde ich es auch wichtig, etwas für ein jüngeres Publikum zu haben. Zirkus gilt immer noch so ein bisschen als die proletarische, ungeliebte Schwester der Kunst. Das finde ich sehr schade, weil ich glaube, dass es auch da sehr schöne Produktionen gibt. Man kann das auch gut anerkennen und auf die gleiche Ebene stellen."
Kunstfestspiele Herrenhausen: Schuhplatteln trifft Avantgarde
Beim Eröffnungswochenende gab es nackten Volkstanz, zeitgenössische Musik und Zirkus in Hannover.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
Hannover, diverse Orte
- Telefon:
- 0511 168 499 94
- E-Mail:
- vorverkauf@vvk-kuenstlerhaus.info