"Black Sabbath": Heavy Metal trifft Ballett in Hamburg
Bei den Hamburger Ballett-Tagen war diesmal ein besonderes Stück auf der Bühne: In "Black Sabbath - the Ballet" tauchen die Tänzer und Tänzerinnen vom Royal Ballet aus Birmingham ein in die Geschichte der weltberühmten Heavy Metal Band.
Das war wahrscheinlich eine besondere Premiere: Dienstag Abend wurden in der Staatsoper Ohrstöpsel verteilt. "Ist Heavy Metal" raunte einem die Aufsicht beim Einlass zu. Zu sehen gab es Headbanging und Luftgitarre - sehr elegant und auf Spitze versteht sich. Meistens jedenfalls.
Black Sabbath auf der Staatsopern-Bühne
Für das Stück wurde neue Musik im Stil von Black Sabbath komponiert. Acht Originalsongs der Band wurden für ein Sinfonieorchester bearbeitet, darunter auch "War Pigs" - der Anti-Kriegssongs von 1970, im Original fast acht Minuten lang und auf dem zweiten Album der Band "Paranoid" erschienen. Das war Durchbruch und Anfang einer gigantischen Karriere. Manche hatten sich gestern Abend für den Staatsopern-Besuch sogar in ihr Black Sabbath-T- Shirt geworfen: "Mit Black Sabbath verbinde ich Jugend, die erste Death Metal Band, die es für mich gab, coole Songs und natürlich Ozzy Osborne", erzählt ein Zuschauer.
Sänger Ozzy Osborne und seine Bandmitglieder sind in den Straßen von Aston, Birmingham, aufgewachsen und arbeiteten dort in den Metallfabriken. Mit der Herkunft der Band befasst sich der erste Teil des Abends: Tänzer und Tänzerinnen in schwarz auf dunkler Bühne zu dunkler Musik - energiegeladene, schnelle Ensembleszenen. Von Anfang an auf der Bühne dabei: Gitarrist Marc Hayward - verehrt und von den Tänzern in die Luft gehoben.
Ballettreise durch die Bandbiografie
Schon in der Pause herrscht Begeisterung: "Super, ich bin total begeisterst. Die Choreografie ist spitzenmäßig. Ich bin hin und weg. Die Härte der Musik wird durch das Orchester genommen", schwärmen zwei Zuschauerinnen. Und das stimmt: Das Royal Ballet Sinfonia - plus Schlagzeug und E- Gitarre - macht gute Laune und produziert den ein oder anderen Headbanger im Publikum.
Für die Ballettreise über Black Sabbath haben sich Compagnie und Direktor Carlos Acosta Gründungsmitglieder der Band an die Seite geholt. Entstanden sind drei Akte mit ganz unterschiedlichen Blickwinkeln: Herkunft, Band und Fans sind die Themen. Jeder Akt wurde von einem anderen Choreografen und Komponisten kreiert.
"Black Sabbath - The Ballet": Gute-Laune-Ballett mit Musical-Tendenz
Der Compagnie merkt man den Spaß an der Bewegung an. Die Drehungen sind unfassbar schnell, die Sprünge hoch, das Tempo auch. Bemerkenswert: eine Show mit Luftgitarre und einem echten Gitarristen, der allerdings keine gute Idee ist. Das liegt nicht am Gitarristen. Er ist einfach zu viel des Guten. Manche Ensemble-Szenen erinnern eher an ein Musical, die Tanzsprachen sind begrenzt, erreichen vielleicht das "Gute Laune"-Zentrum, aber nicht das Herz. Wie schwer es so eine Band von den Straßen Birminghams mit düster, harter Musik und dem legendären "Teufelsakkord" möglicherweise hatte, kann man nur erahnen.
Auch wenn die Choreografie sich voller Energie mit dem Orchester verbündet - der rote Faden ist die Musik, und die ist und bleibt berührend. Das Hamburger Ballettpublikum jedenfalls ist elektrisiert, "weil das etwas ganz Außergewöhnliches war. Wenn man Neumeier kennt, den wir ja auch alles sehr lieben, ist das mal etwas total anderes. Ich fühle mich 50 Jahre jünger", erzählt eine Zuschauerin. "Das ist die Musik meiner Jugend. Ich bin total begeistert."