Best of auf der Bühne: "Loriot 100" am Jungen Theater Göttingen
Die Sketche von Loriot haben teilweise eine ganz besondere, ungewollte Aktualität, wie die Schauspielerinnen und Schauspieler des Jungen Theaters in Göttingen finden. Sie haben zum 100. Geburtstag das Best-of-Loriot-Theaterstück "Loriot 100" konzipiert - und sind dabei auf ganz besondere Parallelen zur heutigen Gesellschaft gestoßen.
"'Mein Name ist Müller-Lüdenscheid' - 'Klöbner, Dr. Klöbner' - 'Angenehm' - 'Angenehm!'" aus Loriots "Herren im Bad"
Fast schon auswendig werden viele Menschen diesen ikonischen Sketch der deutschen Comedy-Legende Loriot mitsprechen können. Anlässlich des 100. Geburtstags des Künstlers hat das Junge Theater Göttingen ein besonderes Theaterstück konzipiert - vorgeführt werden die vielleicht besten Sketche von Loriot. Für viele wecken die Stücke Loriots noch heute Gedanken an besondere Zeiten.
Kulisse ist Fernsehstudio der 60er-Jahre bei Loriot-Produktion
Ein Fernsehstudio der 60er-Jahre als Bühnenbild soll die Zuschauer direkt mitnehmen, in eine vermeintlich einfachere Zeit. Komplett mit übergroßem Röhren-Fernseher als Hintergrund, alten Filmkameras und riesigen Fernsehlichtern fühlt man sich, als würde man direkt bei einer Loriot-Produktion dabei sein.
"Auf Loriot konnte sich die ganze Familie einigen"
Für die Schauspieler des Jungen Theaters ist es etwas Besonderes, sich beruflich mit dem Werk Loriots auseinanderzusetzen, sagt Jan Reinartz, der sich direkt als Loriot-Fan outet: "Loriot war ein bisschen der Hausname unserer Familie. Ein Humorist, auf den sich bei uns zu Hause alle einigen konnten. Heinz Erhardt zum Beispiel hat die Familie gespalten. Bei Loriot waren wirklich alle dafür und konnten darüber lachen."
Sketche auch heute noch aktuell
Es ist die Art, welche die Menschen begeistert, wie Loriot es schafft, das Alltagsleben der Deutschen nüchtern zu betrachten. Und es dann pointiert in seine oft trocken-ironischen Stücke zu verpacken. Auch das motivierte den Intendanten des Jungen Theaters, Nico Dietrich, das Stück auf die Bühne zu bringen. "Das Thema ist halt schon in der bundesdeutschen DNA eingeschrieben", sagt er. "Das ist eine ganz merkwürdige Sache, dass der Vicco von Bülow und seine Sketche schon etwas aufgreifen, was auch so einer preußischen Adelsfamilie bis in die 50er- und 70er-Jahre hineinreicht und so trocken ist, aber Themen behandelt, die auch heute noch aktuell sind."
So wie im Sketch "Fernsehabend", wo ein Ehepaar aus Gewohnheit auf den kaputten Fernseher schaut. Das hat durchaus Parallelen zur heutigen Smartphone-fixierten Gesellschaft. Aber auch unbekanntere Sketche von Loriot erweisen sich als sehr aktuell, wie die Heim-OP, bei der aus Kostengründen operative Eingriffe zu Hause durchgeführt werden sollen, oder die nichtssagende Rede eines Politikers.
"Loriot 100" im November und Dezember zu sehen
Die Sketche von Vicco von Bülow - neu interpretiert vom Jungen Theater unter dem Namen "Loriot 100" werden noch den ganzen November und Dezember in Göttingen und auch in Northeim vorgeführt. Einige der Veranstaltungen sind schon ausverkauft. Loriot begeistert auch zu seinem 100. Geburtstag weiterhin die Menschen - wohl auch, weil sein Werk teilweise aktueller ist, denn je.