Zurbarán. Ausgewählte Gemälde 1624-1664
Mit Texten von Cees Nooteboom
Francisco de Zurbarán gehört zu den großen spanischen Malern des 17. Jahrhunderts. Anders als sein Freund und Zeitgenosse Diego Velazquez, schuf Zurbarán vor allem sakrale Kunst: In seiner Werkstatt entstanden Tausende Gemälde für spanische und lateinamerikanische Kirchen und Klöster.
Charakteristisch ist eine dramatische hell-dunkel-Malerei, mit der er leidende und ekstatische Heilige zeigt. Im Schirmer/Mosel-Verlag ist nun seit langem einmal wieder eine Zurbarán-Monographie erschienen. Den Begleittext verfasste Cees Nooteboom.
Buchzitat:
"Die Arme schmerzhaft nach oben gerissen, den Körper in die Länge gezogen, den Kopf leicht geneigt - so hängt der gekreuzigte Jesus vor nachtschwarzem Grund, von dem sich sein Körper hell und plastisch abhebt: Haut, Muskeln, Sehnen, das Lendentuch - alles scheint 'lebendig'."
Inszenierte Dramatik des Lichts
Francisco de Zurbaran, 1598 geboren und 1664 gestorben, griff Caravaggios Hell-Dunkel-Malerei auf: Mit dramatischen Licht-und Schattenwirkungen inszenierte er Heilige und Ordensbrüder, zeigt sie inbrünstig betend, zweifelnd, ekstatisch.
Buchzitat:
"Aus diesen Gesichtern mit den weit geöffneten Augen kommt ein Strahlen, das (...) von einer stillen Ekstase spricht, einer mythischen Frömmigkeit, die nicht mehr von dieser Welt ist."
So schreibt Cees Nooteboom im Begleittext. Doch wer hofft, der Schriftsteller brächte Licht ins Dunkel der Zurbaránschen Malerei, wird enttäuscht. Er verharrt in Faszination.
Buchzitat:
"Der Grund, weshalb mich sein Werk so fasziniert? Ich weiß es nicht.... Die Menschen, die er malte, gehören einer Welt an, die für uns endgültig unzugänglich geworden ist. Das Wunder besteht darin, dass wir sie trotzdem sehen können. Näher kann man einem Rätsel nicht kommen."
Blutige Zeiten
Etwas mehr Erkenntnisinteresse wünscht man sich von einer Monographie aber doch, zumal Zurbaráns Bildwelt so rätselhaft nicht ist. Zu seinen Lebzeiten herrschten Gegenreformation und blutige Inquisition. Die spanische Kirche verlangte nach monumentalen, bühnenhaft inszenierten Heiligen, die Zweifler und Gläubige einschüchtern sollten, einbinden, aufs Jenseits vertrösten.
50 ganzseitige, hervorragend gedruckte Abbildungen umfasst der Bildband, leider ohne sie zu erläutern. Auch ein biografischer Anhang fehlt. Die Auswahl der Bilder indes überzeugt: Neben düsteren Heiligendarstellungen präsentiert der Band etwa Gemälde wie "Die Heilige Margareta von Antiochia".
Buchzitat:
"Zurbarán zeigt sie als junge Frau, die den Betrachter direkt anblickt, und die zeitgenössische Kleidung einer spanischen Hirtin trägt."
Oder: die "Flucht nach Ägypten".
Buchzitat:
"Ein Strohhut auf den schwarzen Haaren, sitzt Maria wie eine spanische Bäuerin auf dem Esel, und hält dabei behutsam ihren kleinen Sohn."
Irdisches
Und - last but not least - ist der niederländische Einfluss in den Stilleben sichtbar: Aus dunklem Bildgrund schälen sich ein Wasserbecher mit Rosenblüte, einige tönerne Gefäße, Zitronen und Apfelsinen. Sehr irdische Dinge also, mit dem der Bildband über die herkömmliche Wahrnehmung Zurbaráns als "reiner Heiligenmaler" hinausweist.
Zurbarán. Ausgewählte Gemälde 1624-1664
- Seitenzahl:
- 132 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Verlag:
- Schirmer/ Mosel, 50 Farbtafeln, 27 Abbildungen
- Bestellnummer:
- 978-3829605106
- Preis:
- 49,80 €