"Wespen" von Michael Ohl: Die Wahrheit über die Plagegeister
Wespen haben eindeutig ein Imageproblem. Sie gelten als gefährlich, lästig, beängstigend. Aber sie seien auch wichtig im Ökosystem, sagt der Wespenforscher Michael Ohl. Sein Buch über Wespen ist im Verlag Matthes & Seitz in der Reihe Naturkunden erschienen.
Mit Schönheit und Mode haben Wespen ja durchaus zu tun. Immerhin ist die berühmte Wespentaille nach diesem Insekt benannt und das ungemein schicke italienische Fortbewegungsmittel namens Vespa. Bei Wespen dient ihre Taille übrigens der freieren Beweglichkeit des Hinterleibs bei der Eiablage und beim Stechen. Dass auch die Biene Maja, jedenfalls so, wie sie dargestellt wird, in Wirklichkeit eine Wespe ist, wissen nur Eingeweihte. Dass man sie im Zeichentrickfilm, um Kinder nicht zu erschrecken, ohne Stachel darstellt, zeugt von einer groben Unterschätzung der Intelligenz unserer Nachkommen.
Abneigung gegen Wespen: Einseitige Sicht auf Natur
Dass wir Wespen nicht mögen, zeugt natürlich von einer einseitigen Sicht auf Natur:
Unter Ökosystemleistungen werden Funktionen und Leistungen der Natur zusammengefasst, die direkt oder indirekt der Lebensqualität des Menschen dienen. Per Definition sind Ökosystemleistungen eine vollkommen anthropozentrische Perspektive auf die Relevanz der Natur und ihrer Elemente. Solche Dienstleistungen reichen von der Bereitstellung von Nahrung, Pharmaka und Rohstoffen bis hin zur Funktion im Kultur-, Freizeit- und Bildungsbereich. Leseprobe
Wespenarten von Australien bis Südamerika
So bringt es der Biologe Michael Ohl auf den Punkt: Warum wir etwas in der Natur lieben. Übrigens, weiß Ohl zu berichten, werden in asiatischen Ländern Wespen durchaus zu Speisen verarbeitet. Große, interessante Wespenarten hat Michael Ohl auch in anderen Ländern erforscht. In Australien oder in Südamerika.
In Südamerika, in Peru gibt es eine Forschungsstation. Sie wird von Juliane Koepke geleitet. Sie war 1971 die einzige Überlebende eines Flugzeugabsturzes auf dem Weg nach Lima und hat damals unter abenteuerlichen Umständen den Weg aus dem Regenwald gefunden.
1972 zog sie nach Deutschland und studierte dort Biologie. Im Jahr 2000, nach dem Tod ihres Vaters übernahm sie dann die Leitung in Panguana. Dank ihres Einsatzes sind dort erhebliche Flächen des Waldes unter Schutz gestellt worden und Panguana hat sich zu einer prosperierenden und international bekannten Forschungsstation entwickelt. Leseprobe
Aasfresser, Bestäuber, Widersacher und Hersteller von Gleichgewicht
Michael Ohl weiß lauter spannende Geschichten über Wespen zu erzählen. Und er ordnet ihre Rolle im Ökosystem als Aasfresser, Bestäuber, Widersacher und Hersteller von Gleichgewicht ein. Es gibt solitär lebende Wespen, die als Einzelkämpfer unterwegs sind und sozial lebende Wespen, die hochkomplizierte, oft wunderschöne Nester bauen. Kleine Architekturwunder! Bildtafeln im Buch zeigen Wespen in der Kunstgeschichte. Und so kommt zum Schluss heraus, dass Wespen wundervolle Geschöpfe sind.
Wespen
- Seitenzahl:
- 135 Seiten
- Genre:
- Sachbuch
- Zusatzinfo:
- Illustration: Falk Nordmann
- Verlag:
- Matthes & Seitz Berlin
- Bestellnummer:
- 978-3-7518-0225-3
- Preis:
- 22 €