von Katja Eßbach

Kabuto ist ein Mann in den mittleren Jahren, ein treusorgender Familienvater, Angestellter einer Firma für Bürobedarf - und abgebrühter Profikiller. Wie viele Menschen er umgebracht hat, weiß er längst nicht mehr. Wen er umlegen soll, erfährt er in einer Arztpraxis - von einer sehr finsteren Figur, die nur "Der Doktor" genannt wird:

Sämtliche Aufträge der letzten 20 Jahre hatte er von diesem Arzt erhalten. Der da muss kalt gemacht werden, den musst du aus dem Weg schaffen. Vermutlich hatte der Doktor nicht nur ihn, Kabuto, sondern etliche Handlanger getarnt als Patienten unter seiner Fuchtel, die seine Aufträge ausführten. Leseprobe

Aber jetzt ist Kabuto müde, ihn plagen Gewissensbisse, er will in den Ruhestand und sich mehr um seine Frau und seinen Sohn kümmern, die nichts von seinem einträglichen Nebenjob ahnen. Das möchte "Der Doktor" unbedingt verhindern, auf keinen Fall will er seinen besten Killer verlieren. Also zwingt er ihn zu allerletzten Morden.

Kabuto wird selbst zur Zielperson

Kōtarō Isakas Stil ist unvergleichlich. Ruhig beschreibt Isaka die bizarrsten Szenen. Beispielsweise als Kabuto eigentlich zur Elternsprechstunde in die Schule seines Sohnes kommt und dort erstmal eine andere Profikillerin ausschalten muss:

Die Frau hatte ihm einen Schlag verpasst. (...) Sie hatte ihre Lehrerin-Attitüde bereits über Bord geworfen. Ihr Fuß schoss in seine Richtung. Kabuto duckte sich und drängte sie in den Medienraum. Nicht auszudenken, wenn sie jemand im Flur erwischte. Leseprobe

Schnell wird Kabuto klar, dass "Der Doktor" die als Lehrerin getarnte Auftragsmörderin auf ihn angesetzt hat und dass dieser Mann ihn nie ziehen lassen wird. Also braucht es einen Plan, um dem mörderischen Arzt zu entkommen.

Draußen eiskalter Killer - zu Hause Pantoffelheld

"Der Profi" ist eine Thriller-Komödie, und trotz der vielen Toten, die zu beklagen sind, ist es keine blutrünstige Geschichte. Kōtarō Isakas grotesker Humor, der auch seinen Vorgängerroman "Bullet Train" ausmachte, ist sehr charmant und liebenswert. Besonders scheint dieser Humor im Verhältnis des eiskalten Killers zu seiner Frau auf. In dieser Beziehung ist Kabuto nämlich ganz zahm und verhuscht, fast ängstlich. Der wenig schmeichelhafte Begriff "Pantoffelheld" scheint speziell für ihn erfunden worden zu sein:

In derart brenzligen Situationen kreisten Kabutos Gedanken nur noch um eins: Was konnte er sagen, um seine aufgebrachte Frau zu besänftigen und den Hausfrieden wiederherzustellen? Würde er ihre Anschuldigungen bestätigen, dass er damals geistesabwesend geantwortet hätte, oder gar behaupten, sie muss es jemand anderem erzählt haben, würde sie erst recht explodieren. Leseprobe

Im letzten Drittel des Buches kommt es dann zum Finale und einem Plot-Twist, den man nicht hat kommen sehen. Und Kōtarō Isaka zeigt, warum er einer der international erfolgreichsten Autoren Japans ist.

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