Sendedatum: 13.02.2011 17:20 Uhr

Spaces Of Their Own

von Martina Kothe

Fotoband mit Texten in englischer Sprache von Herbert Burkert, Luisa Castro und Enrique Vila-Matas.

Die Arbeiten der Fotografin Candida Höfer zeichnen sich vor allem durch Konsequenz und Stringenz aus. Der Mensch oder vielmehr die Umgebung, die der Mensch sich selbst erschafft, interessierte Candida Höfer von Beginn an. Jetzt ist bei Schirmer und Mosel ein neuer Band ihrer Fotos erschienen: "Spaces Of Their Own". Martina Kothe hat ihn angesehen.

Die "eigenständigen Räume", die Candida Höfer ausgewählt hat, können mal Theatersäle, mal die großen Leseräume berühmter Bibliotheken sein, oder auch ein historischer Hörsaal der Fakultät für Geographie und Geschichte der Universität von Santiago de Compostella. Auf der ganzen Welt suchte und fand die Fotografin Räumlichkeiten die das soziale und kulturelle Umfeld widerspiegeln, in dem sich ihre Besucher bewegen. Zwischen Büchern, umgeben von alten Folianten und holzgetäfelten Wänden, mit historisch anmutenden Leselampen auf den blankgeputzten Holztischen, wie in der Universitätsbibliothek von Bologna.

Sachlich schlichte Eleganz

Ganz anders das Bild in Rio de Janeiros Nationalbibliothek, sachlich und schlicht wurden hier Hunderte schwarzer Regalböden eingezogen, Tausende Bücher und Zeitschriftensammlungen eingeordnet, das alles auf den Galerien eines altertümlichen Gebäudes.

Immer sind ihre Bilder menschenleer, stets ist der Blick konzentriert auf den Innenraum gerichtet. Eine Vorgehensweise, die die abgelichteten Motive auf eine eigentümliche Weise zum Leben zu erwecken scheint.

Candida Höfer: "Was ich eben auch finde, was man auch an meinen Arbeiten merkt, es sind eben auch Räume der Begegnung. Also es sind Räume in denen sich zu bestimmten Zeiten Leute aufhalten und Leute nicht kommunizieren können, weil es sind Räume in denen entweder Veranstaltungen stattfinden, oder in denen gelesen wird. Aber es sind immer Räume der Begegnung. Und dann sind es auch Räume, aber das ist mir eigentlich erst später bewusst geworden, die es eventuell in dieser Art, vielleicht in zehn Jahren gar nicht mehr geben wird."

Greifbare Geschichte

Und damit hält die Fotografin Candida Höfer ein Stück Geschichte fest. Oft fotografierte sie in Museen wie dem Louvre, sie bildet altertümliche Arbeitsräume ab, mit dunklen, klobigen Schreibtischen, oder verspielt barocken Lesesesseln um einen blankpolierten Holztisch.

Wenn auch auf den meisten Arbeiten die mitunter beeindruckenden, bis zur Decke geordneten Bücherbestände von Museen oder Bibliotheken gezeigt werden, enthüllt sich nach und nach ein weiterer Protagonist dieser Bilder: das Sitzmöbel. Seien es rosa gemusterte Sofas und Sessel, oder die roten Plüschsitze des Theatersaals des Centro Cultural im spanischen Vigo, oder die wie eine Gruppe Schafe zusammengedrängten dunkelbraunen, mit grünem Samt bezogenen Holzstühle einem Raum der Österreichischen Nationalbibliothek.

Purer Raum

Tische und Stühle, Bücher in Regalen - kein einziges liegt auf dem Tisch, kein Mensch liest, die Räume atmen ihre Bedeutung - oder vielmehr, das was wir mit ihnen verbinden. "Spaces Of Their Own" diese mitunter eigensinnigen, manchmal tristen oder auch humorvollen Räume von Candida Höfer kann und muss man sich wieder und wieder ansehen. Man wird stets neue Entdeckungen machen.

Spaces Of Their Own

von Höfer, Candida, mit Texten in englischer Sprache von Herbert Burkert, Luisa Castro und Enrique Vila-Matas
Seitenzahl:
208 Seiten
Genre:
Bildband
Verlag:
Schirmer und Mosel, 208 Seiten, 112 Farbtafeln
Bestellnummer:
978-3-8296-0514-4
Preis:
49,80 €

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Neue Bücher | 13.02.2011 | 17:20 Uhr

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