Buch-Cover: Hanna Bjørgaas - Das geheime Leben in der Stadt © Stroux Edition

Naturbuch "Das geheime Leben in der Stadt" öffnet neue Horizonte

Stand: 26.09.2023 06:00 Uhr

Die norwegische Biologin Hanna Bjørgaas entdeckt in ihrem Buch die Natur direkt vor der Haustür in einer Großstadt. In ihrem Fall ist es Oslo, aber es könnte auch eine Stadt in Deutschland sein.

von Annemarie Stoltenberg

Es begann damit, dass Hanna Bjørgaas auf einer Kreuzfahrt in das südliche Polarmeer als Reiseleiterin dafür zu sorgen hatte, dass die Touristinnen in der Pinguinkolonie nicht die markierten Wege verließen. Eine Dame aus der Reisegesellschaft zeigte ihr ein Foto, das sie beim Überqueren eines Schneefeldes mit kleinen Felsen gemacht hatte und besonders schön fand. Es zeigte eine Gelbflechte, wie sie auch in Oslo vorkommt. Und plötzlich kam ihr das alles, die Touristinnen mit den Pinguin-Selfies, falsch vor.

Vor den Eisgletschern und den Zügelpinguinen stehend (…) begriff ich plötzlich, dass ich mehr über die Flechten der Antarktis wusste als über meinen eigenen Hinterhof. Leseprobe

Neueste Erkenntnisse über die Tier- und Pflanzenwelt

Blind gegenüber der Natur direkt vor der eigenen Haustür sind vermutlich die meisten von uns. Hanna Bjørgaas fing nun systematisch an, die Tier- und Pflanzenwelt ihrer Stadt zu erkunden. Sie hat sich mit Experten für Krähen, Möwen oder Ameisen getroffen, um mehr darüber zu erfahren. Dass Raben hochintelligente Wesen sind, wird hier wieder einmal bestätigt. Nach neuesten Erkenntnissen sind sie zum Beispiel in der Lage, sich menschliche Gesichter zu merken, Werkzeug zu benutzen, etwas zu lernen, im Team zu arbeiten oder sich durchzusetzen:

Man hat nachgewiesen, dass Rabenvögel sogar falsche Verstecke ohne Fressen anlegen, um andere zum zeitaufwendigen Suchen zu verleiten und für sich selbst mehr Zeit zum Fressen rauszuschlagen. Die Fähigkeit dieser Vögel, sich in das hineinzuversetzen, was andere denken und verstehen, ist ein solch mentales Werkzeug, wie es nur wenige Tiere besitzen. Leseprobe

Auch Krähen oder Tauben haben sich auf das Leben in der Stadt eingestellt, obgleich sie dort nicht wirklich willkommen sind. Möwen überleben im urbanen Raum besser, weil an der Küste oder auf Inseln die Fische seltener geworden sind und weil es dort Nesträuber gibt, die ihnen jedes Frühjahr den Nachwuchs rauben. Da sind sie auf dem Flachdach eines Industriegebäudes sicherer. Und wenig bekannt ist, dass zum Beispiel Stare perfekte Laut-Imitatoren sind:

Eine norwegische Lokalzeitung berichtete von einem Star, der auf einem Bahnhof die Pfeife für das Abfahrtsignal so gut nachahmte, dass die Züge nur seinetwegen abfuhren. Leseprobe

Wunderbare Geschichten und Anekdoten

Hanna Bjørgaas erkundet das Sozialleben von Ameisen, die sich Blattläuse als Haustiere halten, weil sie ihnen als Nahrungsquelle dienen, oder erläutert die Bedeutung von Mikroben und steigt für Fledermäuse in die Unterwelt. Darüber erzählt sie wunderbare Geschichten und Anekdoten. Ihr Buch öffnet neue Horizonte und ist dazu eine höchst vergnügliche Lektüre. Weil es irgendwie immer auch Freude macht, etwas zu lernen.

Das geheime Leben in der Stadt. Nachrichten aus der urbanen Wildnis

von Hanna Bjørgaas
Seitenzahl:
304 Seiten
Genre:
Roman
Verlag:
STROUX edition
Bestellnummer:
978-3-948065-27-0
Preis:
26 €

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Neue Bücher | 26.09.2023 | 12:40 Uhr

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