"Iowa": Stefanie Sargnagel über Frauenfreundschaften und die USA
In ihrem Buch "Iowa - Ein Ausflug nach Amerika" erzählt Stefanie Sargnagel die wahre Geschichte ihrer Amerikareise mit ihrer Freundin, der Musikerin Christiane Rösinger.
Titel und Untertitel des neuen Buches von Stefanie Sargnagel führen etwas in die Irre. Denn es geht zwar vordergründig um eine Reise nach Amerika, aber eigentlich und viel mehr um eine Frauenfreundschaft. Um die Freundschaft der Autorin Stefanie Sargnagel mit der Musikerin Christiane Rösinger, die die Älteren unter uns kennen und lieben als Sängerin der Lassie Singers:
Dass man Christianes Genie nicht ausreichend würdigt, beleidigt mich persönlich. Genug kulturelles Kapital der Indie-Kultur trägt sie als beste Songwriterin Deutschlands und zentrale Figur des Berliner Szenelebens auf ihren Schultern, und trotzdem wird sie weniger gewürdigt als verblichene Männer derselben Generation. Zu Füßen werfen sollte man sich ihr, jedes Wort aus ihrem Mund anbeten. Leseprobe
Ankunft in der amerikanischen Einöde
Stefanie und Christiane sind nicht unbedingt eng miteinander befreundet, als sie das Angebot bekommen, gemeinsam ein paar Wochen in Iowa zu verbringen. Dort sollen sie an einem privaten Elite-College unterrichten, beziehungsweise auftreten. Im winzigen Ort Grinnell, irgendwo in der amerikanischen Einöde, beziehen sie ein Haus zusammen und müssen sich erst einmal miteinander zurechtfinden:
Das gemeinsame Fernsehen fühlt sich gut an, dieses Bonding in Jogginghosen bringt uns einander täglich näher. Davor waren wir noch distanzierter, so gut kannten wir uns ja noch gar nicht. Jeden Morgen nach dem Aufwachen freue ich mich, Christiane wiederzusehen. Immer wieder verspüre ich den Impuls, sie zu umarmen. Leseprobe
Lustig beschriebene Klischees über Amerikaner
Wer Stefanie Sargnagel schon mal gehört hat, wird beim Lesen immer ihre Stimme hören, dieses weiche Wienerisch, dass sich so in die Ohren schmiegt. Wie bei diesem NDR Interview, als sie über eines ihrer Lieblingsthemen sprach: "So 'ne gewisse Kneipenmelancholie, dieses träge an der Bar Sitzen, war eine Beschäftigung von mir, der ich sehr engagiert nachgegangen bin. Es ist ganz lustig: Die Leute reden viel, man kriegt viel mit über die Welt da draußen."
Das funktioniert auch in Grinnell. Dort besuchen die Frauen "abgeranzte Bierspelunken" und studieren das Leben der Einheimischen. Sie streifen durch menschenleere Straßen - der Amerikaner läuft ja selbst kleinste Strecken nicht - und sind fasziniert von riesigen Supermärkten und schlechtem Essen. Das klingt nach amerikanischen Klischees. Glücklicherweise schreibt Stefanie Sargnagel darüber aber liebevoll spöttisch, nie überheblich, sehr lakonisch, ziemlich böse und ganz schön lustig. Und sie muss sich in eingestreuten Fußnoten immer wieder von ihrer Freundin Christiane Rösinger berichtigen lassen. Beispielsweise beim Thema Alkoholkonsum:
Gegendarstellung: Es ist historisch verbrieft, wir haben schon als Lassie Singers mehr getrunken als die ganze Hamburger Schule zusammen. An einem Abend in der Flittchenbar am Ostbahnhof wurden pro Kopf in einer Nacht mindestens 5 Caipirinhas, viele Gläser Sekt, viertelstündlich 4-cl-Wodkas zum Anstoßen und morgens dann Jägermeister zum Aufräumen getrunken. Leseprobe
Am Ende ist man als Leserin gemeinsam mit Stefanie Sargnagel Amerika ein wenig nähergekommen. Vor allem aber möchte man mehr von Christiane Rösinger hören.
Iowa - Ein Ausflug nach Amerika
- Seitenzahl:
- 304 Seiten
- Genre:
- Roman
- Verlag:
- Rowohlt
- Bestellnummer:
- 978-3-498-00340-1
- Preis:
- 22 €