Britney Spears' Autobiografie: Rührend, feministisch, eine Abrechnung

Stand: 31.10.2023 06:00 Uhr

Die US-Sängerin Britney Spears hat ihre Memoiren "The woman in me" veröffentlicht. Sie schreibt über ihre Liebe zu Justin Timberlake und die jahrelange Vormundschaft ihres Vaters. Es ist herzzerreißend und rührend.

von Katharina Preuth

Der Rückblick auf ihr Leben ist kein literarisches Meisterwerk. Mehr oder weniger chronologisch erzählt Britney Spears ihr Leben in einer einfachen, oft naiven und fast schon kindlichen Sprache, die ihre Erlebnisse nicht selten umso drastischer erscheinen lässt. An einer Stelle über ihre Kindheit heißt es schlicht:

Wenn mein Vater trank, war er äußerst gemein. Leseprobe

Die Autobiografie hat einen weltweiten Medienrummel verursacht und bereits Monate vor ihrem Erscheinen die Amazon-Buchcharts angeführt. Warum interessieren sich die Menschen so sehr für das Leben des US-Stars? Die Antwort: It's Britney, bitch! Britney Spears ist ein Superstar und eine Ikone für Feministinnen und die queere Community.

Britney Spears' Image war unschuldig und jungfräulich

Als 1998 ihre erste Single "Baby One More Time" erschien, wurde sie als unschuldiges, jungfräuliches Schulmädchen vermarktet. Dieses Image blieb lange an ihr haften:

Ich hatte so hart an meiner Musik und an meinen Bühnenshows gearbeitet, aber jetzt fiel manchen Reportern nichts Besseres ein, als mich zu fragen, ob meine Brüste echt waren (…), und ob mein Jungfernhäutchen intakt war oder nicht. Leseprobe

Von Justin Timberlake betrogen

Umso mehr wurde das Beziehungs-Aus des einstigen netten Mädchens aus den Südstaaten mit dem Sänger Justin Timberlake medial ausgeschlachtet. Die Beziehung der beiden und Britney Spears' fehlende Aufarbeitung nach dem Ende spielt an verschiedenen Stellen im Buch eine zentrale Rolle. In der Meinung der Öffentlichkeit galt sie als die Böse:

In den Medien wurde ich als Schlampe beschrieben, die Amerikas Goldjungen das Herz gebrochen hatte. Leseprobe

Ihre eigene Darstellung ist eine andere. Britney Spears beschreibt, wie sie sich als Kinder in der Fernsehsendung "Mickey Mouse Club" kennenlernten, später ein Paar wurden und er sie viele Male betrog. Dann wurde sie von ihm schwanger.

Es war zwar eine Überraschung, aber für mich war es keine Katastrophe. Ich liebte Justin sehr und hatte immer gehofft, dass wir eines Tages eine richtige Familie werden. (…). Aber Justin war überhaupt nicht glücklich darüber. Leseprobe

Die beiden nahmen laut ihrer Darstellung eine heimliche Abtreibung ohne ärztliche Hilfe vor.

Wenn Britney Spears über seine Trennung per SMS schreibt und darüber, wie Justin Timberlake das Ende ihrer Beziehung für sein erstes Soloalbum nutzt, sind die frühen 2000er-Jahre plötzlich sehr präsent.

Damals liebte die Hip-Hop-Welt Skandalstorys zum Thema "Fuck you, bitch!" Sich an Frauen für angebliche Untreue oder Missachtung zu rächen, war in jenen Tagen schwer in Mode. Eminems gewalttätiger Rachesong "Kim" war ein Mega-Erfolg. Leseprobe

So sei es auch bei Justin Timberlake gewesen. Seine Solokarriere sei gestartet, in dem er ihr die Schuld am Scheitern der Beziehung gab, so Britney Spears.

13 Jahre unter Vormundschaft des Vaters

Einen großen Teil des Buches nimmt die Zeit ein, in der Britney Spears unter der Vormundschaft ihres Vaters stand. Als erwachsene Frau hat ihr Vater über ihr Leben und ihre Finanzen bestimmt, abgesegnet vom Staat Kalifornien. Sie erzählt, wie er ihre Auftritte kontrollierte, ihre Verabredungen, ihre Mahlzeiten.

Dreizehn Jahre lang durfte ich nicht essen, was ich wollte, nicht Auto fahren und mein Geld nicht ausgeben, wie ich es wollte. Leseprobe

Heute in ihren Vierzigern, schreibt sie, sei sie frei und fühle sich nach langer Zeit als erwachsene, selbstbestimmte Frau.

"The Woman in Me" ist darüber hinaus ein Stück Pop-Geschichte, in der viele Prominente auftauchen, wie Madonna, Paris Hilton, Elton John oder Ryan Gosling. Denn bei allen Skandalen und Enthüllungen der letzten Jahre ist Britney Spears eben vor allem eins: ein Mega-Star.