1914 - Bücher über den Ersten Weltkrieg
Eine schier unübersehbare Menge von Büchern erscheint zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs 1914. Persönliche Erinnerungen einzelner Soldaten sind ebenso darunter wie schwergewichtige Studien.
"Meine Nerven sind hin und die Knochen zittern wie Espenlaub im Winde. Es war das Schlimmste vom Schlimmen, was ich erlebt habe", schreibt der Unteroffizier Otto Hanisch am 6. März 1916 nach der Schlacht von Verdun an seine Familie. Und weiter: "Ein Volltreffer von einer 30,5 cm Granate, der in unsere am Abhang liegenden Truppen einschlug, tötete und verwundete annähernd 100 Mann. Feder und ich entgingen nur um Haaresbreite dem Schicksal."
Diesen Brief zitieren Gerhard Hirschfeld und Gerd Krumeich in ihrem Buch "Deutschland im Ersten Weltkrieg". Mit solchen Dokumenten machen die Historiker anschaulich, was sie auf gut 300 Seiten sachlich und gut lesbar darstellen: Den Kriegsausbruch, der lange erwartet worden war und für viele dann doch überraschend kam.
"Ein wirklicher Neuanfang war damals kaum möglich"
Ein deutsches Reich, das in seiner Suche nach "Weltgeltung" nicht allein, aber doch maßgeblich verantwortlich war für diesen Krieg. Eine deutsche Bevölkerung, die überzeugt war, einen Verteidigungskrieg zu führen, obwohl die deutschen Truppen in Frankreich und Russland kämpften. Ein Kriegsverlauf, in dem die Träume von kriegerischen Heldentaten endeten in den Schützengräben des Stellungskrieges und den Maschinengewehrsalven der Materialschlachten und in dem die Heimat unter Hunger und Mangel litt. Schließlich der Friedensschluss von Versailles mit seinen Reparationsforderungen und Schuldzuweisungen an Deutschland.
"Dieser Krieg war derart umfassend, auch umfassend erbarmungslos und grausam gewesen, dass ein wirklicher Neuanfang für die Menschen und die Völker Europas damals kaum möglich war."
Aufstieg der USA zur globalen Macht wird erkennbar
Gerhard Hirschfeld und Gerd Krumeich haben einen Überblick über die Geschichte des Ersten Weltkriegs geschrieben - konzentriert auf Deutschland. Wer wissen will, warum dieser Krieg ein "Weltkrieg“ war, sollte zu dem Buch "14 - Der Große Krieg" des Berliner Historikers Oliver Janz greifen. Er schreibt: "Er war nicht nur für Europa, sondern auch für viele Länder der außereuropäischen Welt die 'Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts'. Kein anderes Ereignis vor ihm hat das Leben so vieler Menschen auf allen Kontinenten verändert."
So tritt bei Janz die Schilderung der Entscheidungen in Berlin neben die in Wien, Paris, London oder St. Petersburg. Zu den Kriegsschauplätzen in Frankreich und Russland kommen die auf dem Balkan, in der Türkei oder Afrika. Der Aufstieg der USA zur globalen Macht wird erkennbar und die Erschütterung des britischen Kolonialreichs vom Nahen Osten über Indien bis Australien. Mit breiten Pinselstrichen, manchmal spröde, dann wieder spannend, malt Janz das Panorama des "Großen Krieges". "
"Er war nicht nur der erste totale Krieg, in dem alle gesellschaftlichen Kräfte und wirtschaftlichen Ressourcen mobilisiert wurden, sondern auch der erste wirklich globale Krieg der Weltgeschichte."
Zurück blieb eine verkrüppelte, zertrümmerte Welt
"Selten hatte in diesem Krieg nur eine Seite ein Monopol auf den Wahnsinn", schreibt der amerikanische Journalist und Historiker Adam Hochschild. Er konzentriert sich in seinem Buch "Der große Krieg" auf die englische Sicht des Geschehens. Hochschild bemüht sich nicht um jedes Detail, sondern erzählt die Geschichte anhand einzelner Personen wie ein historischer Roman. Er schildert die Militärs mit ihren Erfahrungen aus den Kolonialkriegen, er berichtet von kriegsbegeisterten Schriftstellern, von Kriegsgegnern innerhalb und außerhalb des Parlaments oder von Frauenrechtlerinnen, die ihren eigenen Kampf kämpften.
Die Schlacht von Verdun etwa ist ihm kaum mehr als eine Randnotiz wert, aber am Beispiel der Schlacht an der Somme, in der die britische Militärführung die Soldaten zu Tausenden ins deutsche Maschinengewehrfeuer schickt, macht er den Wahnsinn dieses Krieges genauso deutlich. Am Ende steht nicht nur ein zerfallendes Empire, sondern vor allem viele gebrochene und zerbrochene Biographien. "Der Krieg ließ zurück, was Churchill eine 'verkrüppelte, zertrümmerte Welt nannte'."