Zum Tod von Cormac McCarthy: Der große Existentialist
Der Autor Cormac McCarthy ("The Road", "No Country for Old Men"), der große Monolith, ist mit 89 Jahren gestorben. Niemand konnte den US-amerikanischen Südwesten in makaberen Geschichten besser beschreiben.
Der US-Autor Cormac McCarthy ist im Alter von 89 Jahren in seinem Haus in Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexico "eines natürlichen Todes" gestorben, sagte seine Agentin der Deutschen Presse-Agentur in New York. In den USA war er zeitlebens gefeiert, in Deutschland vergleichsweise unbekannt. Begeisterte Kritiker verglichen die Bücher wie "Die Straße" ("The Road") des 1933 in Tennessee geborenen Anwaltssohns mit dem Alten Testament.
Der Literaturstar lebte zurückgezogen in Texas. Die Literaturverfilmung seines Romans "No Country For Old Men" mit Javier Bardem der Brüdern Ethan und Joel Coen war der Oscar-Gewinner für den besten Spielfilm im Jahr 2007. Die Dialoge aus dem Film stammen zum Teil eins zu eins aus dem Buch. Wenn der Killer sein Opfer mit einer Münze um sein Leben wetten lässt, ist das McCarthy "at his best", also in Bestform.
Kopf oder Zahl?
Und um was geht es?
Sagen Sie an.
Tja ich muss doch erstmal wissen, worum wir spielen!
Sie müssen ansagen. Ich kann nicht für Sie ansagen. Das wäre nicht fair.
Ich habe nichts gesetzt, worum ich spiele.
Oh doch! Sie haben es Ihr ganzes Leben lang gesetzt und es nur nicht gemerkt.
Das umfassende Dunkel der Welt in McCarthys Literatur
Die Schule hasste er, brach sie zweimal ab und zog stattdessen durch die großen Städte in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Mit 23 Jahren begannt er zu schreiben. Seine Helden waren Verlorene im eigenen Land. Wie einst die amerikanischen Pioniere, hoffen sie auf ein besseres Leben. Doch am Horizont erwartet sie nur das umfassende Dunkel der Welt. Es ist McCarthys immer wieder kehrende Thema: die Besiedelung Amerikas als ein Akt der Gewalt. Die Zivilisation hat nur eine dünne Kruste.
Interviews hat der medienscheue Schriftsteller fast immer abgelehnt. Der Apokalyptiker war jedoch in der Talkshow von Oprah Winfrey und sprach gelassen über seine Arbeit. "Ich mag einfach was ich tue. Manche Schriftsteller haben gesagt, dass ihnen das Schreiben eine Bürde ist. Ich sehe das nicht so. Manchmal ist es schwierig. Und du hast immer dieses Bild von Perfektion im Kopf, das du nie erreichst, dem du aber immer nacheiferst. Das ist dein Wegweiser bei der Arbeit", sagte er damals.
Stephen King trauert um den "größten amerikanischen Schriftsteller" seiner Zeit
Kultautor Stephen King verlieh seiner Trauer via Social Media auf Twitter Ausdruck und bezeichnete McCarthy als "vielleicht den größten amerikanischen Schriftsteller meiner Zeit". Rund ein Dutzend Romane hat der Autor veröffentlicht, für "The Road" erhielt er den Pulitzer-Preis. Zuletzt erschienen in Deutschland die Bücher "Der Passagier" und "Stella Maris".