Peter Mathis fotografiert "Schnee"
Unser Idealbild der Weihnachtszeit sieht Schnee vor und zu einem schönen Winter gehört weißer Zauber, doch in Norddeutschland ist meist Schmuddelwetter angesagt.
Bilder zu machen, die einzigartige Blicke offenbaren: Dieser Wunsch hat seit jeher Künstler zu Höchstleistungen angespornt. Der englische Maler Edward Theodore Compton erklomm 1882 - gemeinsam mit einem italienischen Alpinisten - als erster Bergsteiger den "Torre di Brenta". Einen Dreitausendergipfel in der Provinz Trentino. Heute lassen sich solche Rekorde nicht mehr erringen. Doch die Ziele, die den österreichischen Fotografen Peter Mathis antreiben, sind noch immer die gleichen.
Mathis ein erfahrener Bergsteiger und Skifahrer
"Fragt man ihn nach einem Vorbild, dann nennt er keinen Fotografenkollegen, sondern den britischen Maler und Bergsteiger Edward Theodore Compton, dessen Gemälde einerseits der Natur treu sind, andererseits aber auch gekonnt mit Kontrasten von Licht und Schatten, Schnee und Fels, Dunst und Klarheit und mit Stimmungen experimentieren", schreibt Buchautor Tom Dauer über den Österreicher.
Wie Compton ist Mathis ein erfahrener Bergsteiger und Skifahrer. Ebenso wie der britische Maler will der Fotograf auf seinen Bildern die überwältigenden Panoramen einfangen, die sich nur einem kundigen Kletterer offenbaren: In einer abgelegenen Region der Lechtaler Alpen fotografiert er die sanften Rundungen einer frisch verschneiten Alm. Eine Landschaft wie eine Aktaufnahme: Die schneebedeckten Hänge schmiegen sich aneinander - wie zwei Körper, auf deren Haut die Wintersonne ihr Spiel mit Licht und Schatten treibt.
Wichtig ist der richtige Zeitpunkt
Der einzige Mensch in der stillen Weite ist ein Skifahrer. In rasantem Tempo prescht er ins Tal hinab und wirbelt hinter sich eine glitzernde Wolke Pulverschnee auf.
Viele Gebirgsregionen sind für den allgemeinen Tourismus verbaut mit Seil- und Bergbahnen. Aber es gibt noch weniger frequentierte Gebiete, in denen man speziell im Winter fast alleine unterwegs sein kann. Das große Walsertal ist so ein Juwel, und da besonders die hintersten Orte mit ihren Almregionen. Leseprobe
In seinem Fotoband erzählt Mathis, wie er sich eines Januarmorgens in der Dunkelheit aufmacht. Nach einem beschwerlichen Aufstieg auf Tourenskiern erreicht er die "Alpe Laguz". Doch er ist zu spät. Als er die Kamera auspackt, steht die Sonne zu hoch und Spuren von Tourengehern zerstören die Schönheit der verschneiten Landschaft.
Ein Gespür für besondere Perspektiven
Also bricht er bei nächster Gelegenheit noch früher am Morgen auf. Diesmal durch knietiefen Neuschnee. Sein Einsatz lohnt sich: Oben angekommen, blickt er auf eine Welt in unberührtem Weiß. Aus der Distanz sehen die Almhütten im Tal wie geometrische Formen aus: Eine Flotte dunkler Dreiecke in einem Meer von Pulverschnee.
"Ich sehe Dinge, die andere womöglich nicht sehen", erklärt der 59-jährige Autodidakt, der seine Karriere als Outdoor- und Sportfotograf begann. Und es stimmt: Peter Mathis hat einen Blick für ungewöhnliche Perspektiven, für Licht und Schattenwürfe. Wie ein russischer Konstruktivist nimmt er Muster und Kontraste in den Fokus: Die gleichmäßigen Wellenlinien der Schneeverwehungen. Die Zickzackspur eines Skiwanderers, die sich wie eine Naht über die Bergflanke zieht.
Schwarz-Weiß-Fotos von strenger Schönheit
Peter Mathis Schneeaufnahmen sind ausschließlich schwarz-weiß. Keine zuckrigen Winterwunderwelten, sondern Bilder von strenger Schönheit. Wenn er das Montblanc-Massiv im Nebel fotografiert, kommt er seinem Vorbild, dem britischen Maler Edward Theodore Compton, ganz nah: Eine einsame Felsspitze ragt aus dem Wolkenmeer - wie ein Fingerzeig in himmlische Sphären.
Schnee
- Seitenzahl:
- 160 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Zusatzinfo:
- Hardcover, 29,0 x 31,0 cm, 82 s/w Abbildungen
- Verlag:
- Prestel
- Bestellnummer:
- 978-3-7913-8648-5
- Preis:
- 50,00 €