Patrick Süskind: Vom Parfum zum Phantom
Der Schriftsteller und Drehbuchautor Patrick Süskind ist vor allem durch seinen Roman "Das Parfum" berühmt geworden. Doch der Schriftsteller meidet die Öffentlichkeit - gilt als Phantom.
"Letzte Woche habe ich ein Manuskript abgeschlossen, das ich Ihnen gerne schicken würde. Es ist die Geschichte eines Parfümeurs, heißt 'Das Parfum', spielt im Frankreich des mittleren 18. Jahrhunderts und hat 280 Seiten." Es klingt nicht gerade überzeugend, was Patrick Süskind 1984 in einem Brief an seinen Verleger Daniel Keel ankündigt. "Es ist ziemlich spannend und unheimlich. Und ziemlich eklig. Falls Sie es trotzdem lesen wollen, geben Sie mir Bescheid", schreibt er.
Süskinds Roman-Erstling "Das Parfum" wird ein "Knaller", ein weltweiter Bestseller, übersetzt in Dutzende von Sprachen und mehrfach verfilmt.
Im 18. Jahrhundert lebte in Frankreich ein Mann, der zu den genialsten und zugleich berüchtigsten Gestalten dieser Epoche gehörte. Sein Genie und sein ganzer Ehrgeiz beschränkten sich auf das flüchtige Reich der Gerüche. Sein Name war: Jean Baptiste Grenouille. Buchzitat "Das Parfum"
Süskind meidet die Öffentlichkeit
Der einzigartige Erfolg dieses Romans, der sich neun Jahre auf der Spiegel-Bestsellerliste hält, macht zwar auch den Namen seines Autors berühmt, doch als Person verweigert sich Patrick Süskind der Öffentlichkeit - aus "Angst vor dem Abgeschaut-werden", wie sein Freund, der Regisseur Helmut Dietl, einmal formulierte. Interviews oder Fotos von Süskind lassen sich an einer Hand abzählen.
"Der Patrick, der war ein großer, schlacksiger Zeitgenosse. Und er war eigentlich immer ziemlich scheu. Schon als Kind", erinnerte sich vor Jahren Florian Müller, ein Nachbar der Familie aus Ambach am Starnberger See. Hier wächst Patrick Süskind auf - als jüngstes von drei Kindern - in einem Haushalt voller Bücher. Der Vater ist Schriftsteller und Journalist bei der Süddeutschen Zeitung, auch der ältere Bruder Martin wird Journalist. Und Goethe - heißt es scherzhaft - war das sechste Mitglied der bildungsbeflissenen Familie. Patrick erhält Musikunterricht, was er später literarisch verarbeitet. Er schreibt schon während seines Geschichtsstudiums, das er nicht beendet.
Ungleiche Freunde schreiben Drehbücher
"Seither bin ich tätig als Autor von kürzeren unveröffentlichten Prosastücken und längeren, unverfilmten Drehbüchern. Meinen Lebensunterhalt verdiene ich mit letzteren", sagt Süskind. Seine Drehbücher sind ein großer Erfolg in den 80er-Jahren in Zusammenarbeit mit Helmut Dietl: Ihre gemeinsam erdachten Fernsehserien "Monaco Franze" und "Kir Royal", die die Münchner Schickeria satirisch aufspießen, begeistern Publikum und Kritik. In den 90er-Jahren schreiben die ungleichen Freunde auch das Drehbuch für die Komödie "Rossini" - und verleihen der Filmfigur des Bestsellerautors Jakob Windisch Züge des Bestsellerautors Patrick Süskind.
Süskind schützt seine Privatsphäre
Seine "Tendenz zu unterhaltender Leichtigkeit", wie die Literaturkritik durchaus kritisch anmerkt, verlässt den Autor immer dann, wenn es um den Schutz seiner Rechte, seiner Person und Privatsphäre geht. Als der Fotograf Konrad Rufus Müller Fotos von Süskind veröffentlicht, die dieser nicht autorisiert hat, geht Süskind per Anwalt gegen den Freund vor. Er hat den Ruhm im Griff, nicht umgekehrt - und das schon ziemlich lange.