Mord und Totschlag im Harz - Krimifälle von Helmut Exner
Ein Ehepaar verschwindet spurlos bei einer Moorwanderung im Harz. Zurück bleibt ihr zwölfjähriger Sohn Amadeus, er wächst bei seiner schrägen Großtante Lilly auf. Die findet 20 Jahre später eine Leiche in ihrem Garten.
Helmut Exners erster Regional-Krimi mit dem Titel "Walpurgismord" erscheint 2011 und markiert den Beginn seiner Krimi-Reihe über die forsche, resolute Ermittlerin Lilly Höschen. Eine Ermittlerin im eigentlichen Sinn ist Lilly Höschen jedoch nicht. Vielmehr eine pensionierte Studienrätin, die auf die 90 zugeht und reihenweise Kriminalfälle im Harz löst. Autor Helmut Exner beschreibt seine Hauptfigur liebevoll als die "Miss Marple des Harzes". Hinter der Fassade der alten, harmlosen Dame verbirgt sich ein klarer, kluger Kopf garniert mit einer scharfen Zunge. So kommt er schon mal vor, dass Lilly Höschen einen ehemaligen Schüler, der jetzt Amtsrichter ist, in einer Verhandlung als liederlichen Bengel bezeichnet. Vorbild für diese Figur ist eine Lehrerin von Exners Mutter, "eine sehr selbstbewusste Dame, eine echte Persönlichkeit", wie der Autor sagt. So wie Lilly Höschen. Ausgesprochen wird ihr Name übrigens: Hö-schen mit einem "Sch" wie in Schule, nicht Hös-chen. "Wer das sagt, der riskiert, eine Feindin fürs Leben zu haben!"
Der Harz bietet die perfekte Krimi-Kulisse
Mit seinen urigen Bergwäldern, klaren Seen und beschaulichen Dörfern und Städtchen biete der Harz die perfekte Krimi-Kulisse und Tatorte, meint Autor Helmut Exner. "Außerdem kenne ich mich dort einfach am besten aus. Ich bin hier in der Region aufgewachsen und Mord und Totschlag gibt es überall." 1953 kommt Helmut Exner in Lautenthal im Nordharz zur Welt. "Dort, wo Lilly wohnt, am Berg, da habe ich als kleines Kind immer von meinem Elternhaus draufgeschaut - von dort oben hat Lilly alles gut im Blick", erklärt Helmut Exner schmunzelnd. Später zieht die Familie nach Clausthal-Zellerfeld. Heute lebt der Krimi-Autor zusammen mit seiner Frau in Duderstadt, einem Fachwerkstädtchen mit rund 20.000 Einwohnern in Südniedersachsen. Dort gründet der gelernte Buchhändler 1988 einen Verlag für Elektronik-Fachbücher.
Helmut Exner verlegt seine Krimis selbst
Seine Krimis verlegt er natürlich auch selbst. Sowie die Bücher von weiteren zwölf Harzkrimi-Autorinnen und Autoren. "Das Gute an den Harzkrimis ist, dass sie sehr unterschiedlich sind. Jeder Autor, jede Autorin hat einen eigenen Stil, verfolgt ein eigenes Anliegen. Und das ist gut so! So findet man in ihnen Spannung wie in einem Thriller, Dramatik, Abenteuer, Familiengeschichten, historische und mystische Begebenheiten, skurrile Protagonisten, schwarzen Humor."
Krimis von Exner haben schwarzen Humor
Exners Geschichten aus dem Harz kommen ohne blutrünstige Mordszenen aus. "Mit Blutorgien und der Aneinanderreihung von Grausamkeiten habe ich nichts am Hut." Er sei ein Mensch, der gern lacht und dabei dürfe der Humor auch ruhig mal schwarz, auf jeden Fall skurril und ein bisschen schräg sein. Am liebsten schreibt Exner am späten Abend und in der Nacht. "Ich bin eine absolute Nachteule. Außerdem muss ich ja tagsüber in meinem Verlag arbeiten.
Bei schönem Wetter schreibe ich in meiner Freizeit auch gerne in meiner Leseschaukel in unserem Garten." Einen genauen Plan macht er sich nicht, vielmehr verselbstständige sich das Schreiben. Mancher Autor hat die komplette Geschichte schon im Kopf, wenn er mit dem Schreiben beginnt. Nicht so Helmut Exner. "Ich bin manchmal auch ganz überrascht, welche Personen da plötzlich in meinen Büchern aufkreuzen, die ich zu Beginn gar nicht vorgesehen hatte. Es ist für mich genauso spannend wie für den Leser. Das ist das, was richtig Spaß macht."
Helmut Exner verwendet gerne alte Worte in seinen Büchern
Und er offenbart noch einen speziellen Spleen: "Ich verwende in meinen Büchern gern alte Worte, die heute kaum noch einer verwendet. Ich bemühe mich darum, vergessene Worte auszugraben, das passt auch gut zu einer alten Dame, die in den 1920er Jahren geboren wurde." Die bezeichnet dann ihr Gegenüber auch gerne einmal als Piesepampel. Eine abfällige Bezeichnung für einen engstirnigen, dummen Menschen. Und welche Taste benutzt er am meisten am PC? "Das 'e' und die Leertaste."
Eigenwillige Menschen mit viel Lokalkolorit
Die Harz-Krimis von Helmut Exner erzählen liebenswerte Geschichten über etwas eigenwillige Menschen, lesen sich leicht und flott und bieten auf jeden Fall jede Menge Lokalkolorit. In der Lilly-Höschen-Reihe sind bisher 18 Bücher erschienen. Der 19. Band soll 2022 erscheinen. Im Dezember erscheint "Auf den Spuren von Lilly Höschen"- ein Bildband mit kleinen Geschichten, die zu den Orten führen, an denen Lilly bereits ermittelt hat.