Manuskript und Brief von Kafka für 286.000 Euro versteigert
100 Jahre nach dem Tod von Franz Kafka sind in Hamburg ein Originalmanuskript und ein Brief des Schriftstellers für 286.000 Euro versteigert worden. Der Zuschlag ging an einen deutschen Privatsammler, wie das Auktionshaus Hesse mitteilte.
Bei den Dokumenten handelt es sich um ein fünf Seiten langes Originalmanuskript der Erzählung "Erstes Leid" und einen begleitenden dreiseitigen Brief von 1922 an Hans Mardersteig, Mitherausgeber der Kunstzeitschrift "Genius". Kafka starb am 3. Juni 1924 mit 40 Jahren an Tuberkulose.
430 wertvolle Bücher unterschiedlicher Epochen sollen im Auktionshaus Ketterer zum Aufruf kommen. Darunter auch eine erste Buchausgabe mit Original-Schutzumschlag von Kafkas Werk "Die Verwandlung". Der Schätzpreis liegt bei 3.000 Euro. Im Angebot ist auch ein anderer Klassiker: eine seltene Erstausgabe von Wilhelm Buschs Geschichte "Max und Moritz" aus dem Jahr 1865. Sie ist den Angaben zufolge rund 15.000 Euro wert.
Gut erhaltene Erstausgabe
Den Farben haben die rund 160 Jahre fast nichts ausgemacht. "Das ist hier noch sehr zart koloriert. Das ist auch ein Kriterium dafür, dass es sich um die Erstausgabe handelt, weil die späteren Ausgaben kräftiger koloriert wurden", erzählt Enno Nagel vom Auktionshaus Ketterer.
Bei der Erstausgabe von Kafkas "Die Verwandlung" ist sehr ungewöhnlich, dass der Buchumschlag noch so gut erhalten ist: "Das kommt selten vor. Denn die Umschläge leiden natürlich am ehesten, weil sie angefasst werden beim Lesen. Die meisten sind dann schon sehr gebraucht, eingerissen oder gar nicht mehr vorhanden", sagt Enno Nagel.
Orson Welles Drehbuch zum Kafka-Film "Der Prozess"
Kafka scheint 100 Jahre nach seinem Tod derzeit sehr gefragt. "Handschriften von Franz Kafka sind sehr selten. Zudem war er mit seinen literarischen Manuskripten auch sehr zurückhaltend", weiß Auktionator Christian Hesse. Es ist erst das dritte Mal seit 1988, dass ein Kafka-Manuskript auf dem Markt ist. Obendrauf gibt es auch ein Drehbuch zum Kafka-Film "Der Prozess": Das persönliche Exemplar von Filmlegende Orson Welles mit einem Schätzwert von 50.000 Euro. Die Echtheit ist nachgewiesen, sagt Hesse: "Wir haben es von einem Sammler bekommen, der es seit 30 Jahren besitzt - und der hat es direkt von der Tochter von Orson Welles erworben."
Die Auktionen bei Hesse und Ketterer stehen allen offen. Wer schon immer mal einen signierten "Zauberberg" von Thomas Mann oder Schillers Doktorarbeit haben wollte - mit dem nötigen Kleingeld ist das nun möglich.