Lesung: Ulrike Draesner in Hamburg
Die achte Lesung der Herbsttour von "Der Norden liest" führte nach Hamburg. Dort präsentierte Ulrike Draesner im Malersaal des Hamburger Schauspielhaus ihren Roman "Die Verwandelten". Begleitet wurde sie von der Verlegerin Halina Simon, deren Familiengeschichte Ulrike Draesner zu ihrem Roman inspiriert hat.
Was, wenn man unvermutet auf einen unbekannten Zweig der eigenen Familie stößt? Das ist Halina Simon passiert, als sie erfuhr, dass ihre polnische Mutter aus einer deutschen Familie stammt. Woraufhin sich ein ganzes Knäuel an Geschichten entrollte. Bei einer Lesung in Hamburg erzählte sie der SchriftstellerinUlrike Draesner davon. Sie hat den Faden aufgenommen, weiter gesponnen und große Literatur daraus gemacht. "Die Verwandelten" erzählt von drei Generationen Frauen dies- und jenseits der deutschpolnischen Grenze, von ihrer Kraft, ihrem Humor und ihrem Überlebensmut angesichts von Krieg und Nachkrieg, Flucht, Vertreibung und Gewalt.
In Hamburg wird es nun eine besondere Premiere geben, denn erstmals lassen die Autorin Ulrike Draesner und ihre Romanfigur alias Halina Simon gemeinsam live auf einer Bühne die Vergangenheit lebendig werden: Eine nationalsozialistische Vorzeigemutter, die anderen beibringt, wie Kinder zu erziehen sind, doch über das Wichtigste, was sie verloren hat, niemals spricht. Eine Köchin, die lieber Frauen geliebt hätte als den Dienstherrn, unterwegs durch das zerstörte Deutschland im Sommer 1945. Ein Mädchen in München Solln, geboren in einem Lebensbornheim der SS. Eine alleinerziehende Anwältin von heute, die nach dem Tod ihrer Mutter unverhofft eine Wohnung in Wrocław erbt - und einen polnischen Zweig der Familie entdeckt. Alle Figuren verbindet ein Jahrhundert von Krieg und Nachkrieg, Flucht und Vertreibung, von Gewalt.
"Die Verwandelten" sei "der große deutsch-polnische Roman seit Günter Grass‘ Blechtrommel" so der Literaturkritiker Denis Scheck. Ulrike Draesner habe "einen großartigen Frauenroman über das 20. Jahrhundert geschrieben" schrieb Eberhard Rathgeb in DIE ZEIT. Die Autorin wurde 1962 in München geboren und für ihre Romane und Gedichte vielfach ausgezeichnet: Zuletzt erhielt sie den Preis der LiteraTour Nord, den Bayerischen Buchpreis, den Deutschen Preis für Nature Writing, den Ida-Dehmel-Literaturpreis (alle 2020) sowie den Großen Preis des Deutschen Literaturfonds (2021). Von 2015 bis 2017 lehrte sie an der Universität Oxford, seit April 2018 ist sie Professorin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und lebt in Berlin und Leipzig. Im Frühjahr 2023 war ihr Roman auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse.
Eine Veranstaltung der Reihe "Der Norden liest" von NDR Kultur. Unter der Schirmherrschaft der Stiftung Lesen. In Kooperation mit dem Schauspielhaus Hamburg, den Bücherhallen Hamburg und der deutsch-polnischen Gesellschaft Hamburg.