"Halt mal kurz": Marc-Uwe Kling feiert 100. Folge eat.READ.sleep
Mit seinen Känguru-Chroniken wurde Marc-Uwe Kling berühmt. Vor einigen Jahren erfand er das "Neinhorn". Nun hat er zusammen mit seinen Töchtern einen Fantasy-Krimi geschrieben - mit Überraschungen, wie er bei eat.READ.sleep erzählt.
"Der Spurenfinder" heißt der neue Roman. Für wen ist er geeignet? Für Kinder? Für Erwachsene? Für alle mit Freude an Fantasy?
Marc-Uwe Kling: Ich würde sagen, er ist für alle, aber erst so ab zwölf. Weil es darin ja schon um einen Mord geht. Das ist übrigens interessant. Als meine Kinder gesagt haben, dass sie mit mir ein Buch schreiben wollen, dachte ich an ein Kinderbuch. Aber das wollten sie auf keinen Fall. Sie wollten das mit dem Mord und der ganzen Back-Story. Ich wollte immer ein bisschen entschärfen, aber sie wollten, dass es so spannend bleibt. Als wir dann angefangen haben zu schreiben und sie die Figuren kennen- und liebengelernt haben, da wollten sie die Geschichte dann manchmal ein wenig entschärfen.
Auch das Känguru wird ja viel von Kindern und Jugendlichen gelesen. Hast du damit eigentlich gerechnet?
Kling: Nein, damit habe ich nicht gerechnet. Ich glaube, dass die Bücher auf verschiedenen Ebenen funktionieren und da einfach für verschiedene Altersgruppen etwas drin ist. Da sind vielleicht einige Witze, die Zwölfjährigen noch nicht richtig verständlich sind, weil sie irgendwelche philosophischen oder politischen Bezüge haben. Aber es gibt dieses Grundmuster des frechen Tieres, das sich nichts gefallen lässt. Das glaube ich, den Kindern auch schon Spaß macht.
Bist du denn manchmal bei Lesungen mit der jüngeren Altersgruppe im Gespräch?
Kling: Ja, die kommen und dann sagen die so ganz komische Sachen, über die ich mich wundere. Fünf Minuten später fällt mir dann ein, dass sie irgendeine Geschichte aus dem zweiten Band zitiert haben, irgendetwas, das das Känguru da sagt. Und ich habe das schon längst vergessen. Aber Sie haben das hundertmal gehört und kennen die Bücher viel besser als ich. Oder sie sagen einfach 'Halt mal kurz'.
Es soll Eltern geben, die das "Neinhorn" vor ihren Kindern versteckt haben, weil es widerspenstig machen kann. Kannst Du das nachvollziehen?
Kling: Wir haben damals "Lotta zieht aus" vor unseren Kindern verstecken müssen, weil da plötzlich Löcher in Pullover geschnitten wurden und solche Sachen. "Das Neinhorn" ist aber für viele Familien ein Buch, das Konflikte lösen kann. Wenn dieser Trotz-Konflikt kommt, muss man an das Buch denken und fängt an zu lachen. Ich finde, Lachen ist das beste Mittel, um Streit zu lösen.
Ein Känguru Zutat lautet: "Ich bin Kommunist. Was sind Sie so? Ich bin Anarchist. Cool, dann können wir Freunde sein bis zur Revolution. Dann wird es natürlich schwierig." Bedeutet das, das Anarchismus und Kommunismus nicht gut zusammen gehen?
Kling: Anarchismus heißt eigentlich Herrschaftsfreiheit. Und ich glaube, es wird oft verwechselt mit Chaos und Willkürherrschaft. Dabei ist das Chaos überhaupt nicht herrschaftsfrei, sondern es gibt ungeregelte Herrschaftsbeziehungen in alle Richtungen. Also das ist ja die Willkürherrschaft. In einer Känguru-Geschichte, sagt Hertha: Die Freiheit, meine Faust zu schwingen, endet dort, wo die Nase des anderen beginnt.
Wird es denn einen neuen Känguru-Band geben?
Kling: Vielleicht irgendwann. Ich habe grundsätzlich schon Lust. Ich habe nur gerade zu viele andere Ideen, die sich vorher angestellt haben.
Viele fragen sich auch, wann das Känguru Geburtstag hat.
Kling: Ja, das ist genauso wie die Frage nach dem Vornamen des Kängurus. Natürlich hat das Känguru einen Vornamen, aber ich darf ihn nicht verraten. Das ist Datenschutz. So ist es auch mit dem Geburtstag. Das haben wir ganz am Anfang vereinbart. Ich darf über das Känguru schreiben. Aber ich darf nicht sagen, wie es heißt, und ich darf nicht sagen, wann es Geburtstag hat.
Und wie steht es mit dem Neinhorn, dem trotzigen Einhorn, das sich mit drei anderen unangepassten Wesen zusammentut. Können sich da die Fans Hoffnung auf einen neuen Band machen?
Kling Sogar mehr als Hoffnung. Ich habe ihn schon geschrieben. Der liegt gerade bei der Illustratorin Astrid Henn. Sie muss ihn noch zeichnen. Aber der kommt nächstes Jahr irgendwann.
Das Gespräch führten Katharina Mahrenholtz und Jan Ehlert.