"Die geheime Welt der Superreichen": Auf den Spuren des Geldes

Stand: 31.08.2024 11:08 Uhr

Als "superreich" gelten Menschen, die über mehr als 100 Millionen Euro verfügen. Julia Friedrichs hat sich auf die Suche gemacht. Ihr Buch "Crazy Rich" erlaubt einen Einblick in die geheime Welt der "Superreichen".

von Thorsten Mack

Immer mehr Reiche, immer größere Boote - wie hier in Monaco, ein Koloss von 115 Metern Länge, sechs Etagen hoch. Einmal volltanken kostet eine halbe Million Euro, der Unterhalt eines Jahres bis zu 30 Millionen. Was lehrt uns die Luxus-Yacht über Superreiche? "Sie hat die absolute Faszination und sie hat die großen Fragen, die uns die Superreichen stellen", erklärt Julia Friedrichs: "Wie viel darf jemand für sich selbst besitzen? Wie viel darf jemand verbrauchen in Zeiten, in denen wir wissen, dass die Mittel endlich sind? Wie viel darf jemand bestimmen in einem Land, in dem eigentlich in der Demokratie jede Stimme gleich viel wert sein soll?"

Julia Friedrichs ist tief eingetaucht in die Welt der Superreichen. Hierzulande sind das oft Familienunternehmen, Menschen, die rund um die Uhr betreut werden von Hauspersonal, Steuerberatern und Anwälten. "Das Wort Familienunternehmen klingt so putzig und romantisch. In unserem Wirtschaftsmodell in Deutschland heißt das aber häufig, dass Milliardenvermögen in dynastischen Familienverbänden vererbt und weitergegeben werden", sagt Friedrichs.

Wenn Reichtum problematisch wird

Reiche leben meist abgeschottet. Für ihr Buch und eine Dokumentation mit Moderator Jochen Breier konnte Friedrichs einige filmen. Einer kauft unliebsame Nachbarn einfach mal weg:

"Ein Bordell, die hieß Flamingo-Bar."
"Und dann sorgen Sie dafür, dass das Bordell rauskommt?"
"Ich sorge dafür, dass gewisse Sachen passieren. Wenn das Geld verteilt wird, wird es nicht investiert. Dann wird es ausgegeben." Filmzitat aus "Das geheime Leben der Superreichen"

Um dieser Umverteilung zu entkommen, helfen Berater mit Steuersparmodellen.

"Der Staat versucht, immer mehr wegzunehmen. Die anderen versuchen oft, logischerweise, Mittel und Wege zu finden - ich rede jetzt nur von legalen Wegen -, das zu verhindern."
"Sie wollen den Vermögenden da helfen?"
"Ich will mir erstmal selbst helfen, indem ich so eine Veranstaltung mache und erstmal selber verdiene." Filmzitat aus "Das geheime Leben der Superreichen"

Julia Friedrichs sieht diesen Reichtum als problematisch an: "In 'Crazy Rich' geht es um sehr reiche Menschen. Das sind Menschen, die mindestens dreistellige Millionenbeträge haben. Ab dieser Schwelle wird aus Reichtum Einfluss, wird aus Reichtum Macht."

Seltene Einblicke ins Leben der "Superreichen"

Friedrichs hat Zugang zur geheimen Welt der Superreichen gefunden. Hauptfigur in "Crazy Rich" ist ein mit seinem Reichtum hadernder Milliardenerbe, der anonym viele Male mit ihr sehr offen über sein Leben gesprochen hat. "Er hat Einblicke gewährt und sehr lange über die Steuerkonstruktion seiner Familie nachgedacht: Wie schafft meine Familie es, die Steuer, die auf dem Papier fällig gewesen wäre - mehrere hundert Millionen Euro -, auf quasi null zu reduzieren und das auf legalem Weg? Das sind Einblicke, die reiche Menschen in der Regel um jeden Preis vermeiden", erzählt Friedrichs.

Über diesen "Sebastian" genannten Gesprächspartner erfährt Friedrichs nicht nur, wie "Superreiche" unentwegt legal ihr Vermögen mehren, sondern auch, wie groß ihr Einfluss auf die Politik ist: "Er hat gesagt, das, was er will, sei extrem wichtig. Seine Bedürfnisse werden von der Politik ernst genommen. Wenn er will, könnte er Termine mit jedem Politiker bekommen. Ihm wird teilweise sogar angeboten, dass gesagt wird: Willst du nicht mit dem sprechen und dem sagen, was deine Bedürfnisse sind?"

"Können Sie einen Karottensaft bringen, bitte, und einen Kamillentee?"
"Ist schon alles auf dem Tisch eigentlich."
"Dann sagen Sie mir bitte, wo der Karottensaft ist? Ich sehe keinen. Sehen Sie den?"
"Ne, da haben Sie tatsächlich recht."
"Sehr gut."
"Man muss schon ganz schön vermögend sein, um hier immer wieder herzukommen, oder?"
"Ja, mit Bürgergeld bestimmt nicht zu finanzieren." Filmzitat aus "Das geheime Leben der Superreichen"

"Crazy Rich": Kein Reichen-Bashing, sondern Debattenbeitrag

Die Kritik an den "Superreichen" ist gewachsen, weil der Graben zwischen arm und reich immer größer wird, aber auch durch die Klimakrise. Denn je reicher jemand ist, umso höher - und teilweise absurd höher - ist in der Regel sein Ressourcenverbrauch. "Ich würde mir wünschen, dass wir eine ausgeruhte und vernünftige Debatte führen, halte die aber für eine der schwierigsten, die auf uns zukommt: Wer verzichtet auf was und wie wird er zu diesem Verzicht gebracht?", sagt Friedrichs.

Reichtum, Armut, Ungleichheit: Damit beschäftigt sich Julia Friedrichs in vielen Büchern und Filmen seit Jahren. Aus ihrer Faszination für die Parallelwelt der "Superreichen" macht sie keinen Hehl. Ihr Buch ist kein Reichen-Bashing, sondern viel eher ein Debattenbeitrag. "Das Ganze mache ich nicht als Spleen, sondern weil ich das für eines der wesentlichen Themen halte, die unser Land prägen", erklärt die Autorin. "Ich glaube, dass das ein Thema ist, über das wir mehr wissen sollten, über das wir besser reden sollten und das auch politisch ganz anders bearbeitet werden müsste."

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Crazy Richs

von Julia Friedrichs
Seitenzahl:
384 Seiten
Genre:
Sachbuch
Verlag:
Berlin Verlag
Veröffentlichungsdatum:
29. August 2024
Bestellnummer:
978-3-8270-1512-9
Preis:
24 €

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | NDR Kultur - Das Journal | 02.09.2024 | 22:45 Uhr

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