Roman von Jan-Philipp Sendker: Tür in eine andere Welt
Jan-Philipp Sendker beschreibt in seinem neuen Roman "Die Rebellin und der Dieb" einen Teil der Welt in Pandemie-Zeiten. Mit dem verglichen, leben wir in Europa wie in einem behüteten Sanatorium.
Sendkers neuer Roman spielt wieder in Südostasien.Die Hauptfigur ist ein 18-jähriger Junge namens Niri, der unter großem Druck steht. Gleich zu Beginn sagt er, dass ihm nicht mehr viel Zeit bliebe, es sei nur eine Frage von Stunden, bis er und offenbar auch seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter gefunden werden. Wie er in diese große Gefahr geraten ist, wie er zum Helden wider Willen wurde, davon wird er dann erzählen.
"Das ist ein fiktives Land, in diesem Fall angesiedelt in Südostasien, also vielleicht eine Mischung aus Burma und Thailand. Aber ich wollte das nicht so direkt zuordnen, weil es eine ganz universelle Geschichte ist, die eigentlich in ganz vielen Teilen der Welt spielen kann. Mir hat es geholfen, das in Südostasien anzusiedeln, weil ich mich da einfach sehr gut auskenne. Ich konnte keine Recherchereise machen wegen Corona und konnte einfach jetzt aus meinem 30-jährigen Fundus an Reise-Erfahrungen schöpfen", erklärt der Autor.
Jan-Philipp Sendker thematisiert soziale Ungerechtigkeit
Bisher haben Niri und seine Familie gut leben können als Hausangestellte einer wohlhabenden Familie. Niri war eine Weile sogar befreundet mit Mary, der Tochter des Hauses, was von den Eltern dann streng unterbunden wurde. Doch als eine Epidemie ausbricht, werden Vater und Mutter entlassen.
Niris Familie lebt jetzt in bitterer Armut, praktisch in Obdachlosigkeit, und der Vater, ein strenggläubiger Buddhist lehnt jede Form halblegaler Beschaffung von Nahrungsmitteln ab, selbst wenn seine Tochter nachts bitterlich vor Hunger weint.
Sein Sohn Niri überschreitet die Grenzen, die ihm durch die religiöse Moral des Vaters gezogen wurde und wird zum Dieb. Durch eine streng abgeriegelte, gesperrte Stadt gelangt er zur Villa der früheren Arbeitsgeber und begegnet dort Mary.
"Die Pandemie ist in diesem Buch nur der Auslöser der Geschichte. Die Pandemie ist nicht der Inhalt der Geschichte, sondern es geht um die soziale Ungerechtigkeit. Es geht um die Verwerfungen und es geht einfach auch um den Mut aufzustehen und sich zu wehren gegen Ungerechtigkeit. Es ist natürlich auch eine Liebesgeschichte. Zwei Menschen, die merken in der Not, dass sie gar nicht anders können als sich zu vertrauen und dann tatsächlich unglaubliche Dinge bewegen können", sagt Sendker.
"Die Rebellin und der Dieb": Liebesgeschichte in einem Land der Armut
Jan-Philipp Sendker erzählt eine Romeo-und-Julia-Geschichte in seinem neuen Roman und es schwingt immer mit, dass er nur der Beobachter, der Berichterstatter ist, der nie eingreifen und helfen könnte dort, wo er mit Armut und Hunger konfrontiert wird.
"Es geht auch sehr um das Elend in diesen armen Ländern, was ich bei meinen Reisen früher als Journalist für den "Stern“ dann später als Schriftsteller sehr hautnah erlebt habe", erzählt Sendker. "All das, was ich dort beschreibe, habe ich im Prinzip selber auf die eine oder andere Art gesehen".
Es könnte durchaus sein, dass dieser Roman die richtige Lektüre ist für Tage, an denen man vielleicht das Tragen einer Maske oder die ein oder andere Einschränkung im Alltag als sehr lästig empfindet. Der Roman öffnet eine Tür in eine andere Welt mit anderen Sorgen. Man kann es nicht vergleichen und das Leid nicht relativieren, aber es ist ganz gut, sich daran erinnern zu lassen.
Die Rebellin und der Dieb
- Seitenzahl:
- 320 Seiten
- Genre:
- Roman
- Verlag:
- Karl Blessing Verlag
- Bestellnummer:
- 978-3896676283
- Preis:
- 22,00 €