Buchcover: Caspar David Friedrich - Gemälde und Zeichnungen aus russischen Museen © Schirmer/Mosel Verlag
Buchcover: Caspar David Friedrich - Gemälde und Zeichnungen aus russischen Museen © Schirmer/Mosel Verlag
Buchcover: Caspar David Friedrich - Gemälde und Zeichnungen aus russischen Museen © Schirmer/Mosel Verlag
AUDIO: Caspar David Friedrich: Gemälde und Zeichnungen aus russischen Museen (5 Min)

Caspar David Friedrich: Gemälde und Zeichnungen aus russischen Museen

Stand: 21.04.2024 06:00 Uhr

Der Bildband eröffnet die Möglichkeit, einen bedeutenden Teil des Gesamtwerks von Caspar David Friedrich kennenzulernen. Nicht nur theoretisch, sondern ganz sinnlich.

von Silke Lahmann-Lammert

Zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich sind in diesem Jahr große Jubiläumsausstellungen in Hamburg, Berlin und Dresden zu sehen. Und die Zahl der neu erschienenen Prachtbände über den Meister der Romantik lässt sich kaum zählen. Man könnte also meinen, über den Künstler sei alles gesagt, all seine Bilder seien gezeigt worden. Dabei vergisst man leicht, dass ein Teil der Werke sich in russischen Museen befindet - und seit Putins Überfall auf die Ukraine kaum absehbar ist, ob sie das Land künftig noch einmal verlassen werden.

Deshalb sticht einer der vielen Bildbände, die jetzt in den Schaufenstern der Buchhändler stehen, aus der Menge hervor: ein Buch, das sich mit den Zeichnungen und Gemälden von Caspar David Friedrich in St. Petersburg und Moskau befasst. Eines der schönsten Bilder, die darin zu bestaunen sind, ist kurz nach der Hochzeit des Malers im Jahr 1818 entstanden.

Erweiterte Neuauflage eines Katalogs von 1991

Seine Freunde hielten ihn für einen eingefleischten Junggesellen, aber im Alter von 43 Jahren trat Caspar David Friedrich doch noch vor den Traualtar und heiratete die fast zwei Jahrzehnte jüngere Caroline Brommer.

Die Liebe scheint den Künstler beflügelt zu haben: Wichtige Gemälde wie "Der Wanderer über dem Nebelmeer" oder die "Kreidefelsen auf Rügen" entstanden in den Monaten nach der Hochzeit. Auch eines seiner wohl persönlichsten Bilder malte er in dieser Zeit. Auf dem hölzernen Bug eines Segelboots sitzen ein Mann und eine Frau. Sie halten sich an den Händen und blicken über das Wasser auf die Türme einer Stadt, die im Dunst des Abendhimmels verschwimmt. Wie so oft bei Friedrich sehen wir die Menschen von hinten und können sie nicht eindeutig zuordnen. Mit ihrer schlanken Gestalt und den aufgesteckten Haaren hat die weibliche Figur jedoch auffällige Ähnlichkeit mit der jungen Caroline. Außerdem lässt die Entstehungszeit auf ein Doppelporträt des frisch verheirateten Ehepaars schließen.

Das Paar auf dem Segler schmückt das Cover des Bildbands, der gerade bei Schirmer und Mosel erschienen ist. Genauer gesagt, handelt es sich um eine erweiterte Neuauflage eines Katalogs, der 1991 zur ersten Caspar David Friedrich-Schau des Metropolitan Museum of Modern Art erschien. Damals wurden in New York ausschließlich Leihgaben aus russischen Sammlungen gezeigt. Kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs waren solche Kooperationen noch möglich.

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Schönste Caspar David Friedrich-Kollektion außerhalb Deutschlands

Dass sich so viele Werke des deutschen Malers in Moskau und St. Petersburg befinden, hat seinen Grund: Zu Friedrichs Lebzeiten gehörte die Zarenfamilie zu seinen treuesten Käufern. Nikolai Pawlowitsch - später Zar Nikolaus - und seine Gemahlin Alexandra Fjodorowna besuchten den Maler 1820 sogar in seinem Dresdener Atelier.

Dass der menschenscheue und verschlossene Friedrich auch in den folgenden Jahren immer wieder Werke an die Romanows verkaufte, verdankte er seinem Freund Wassili Andrejewitsch Schukowski. Der Schriftsteller, der selbst neun Arbeiten des Künstlers besaß, warb in seinen Briefen an die Adelsfamilie ganz unverblümt für Friedrichs Gemälde: "Dieses Bild ist eben angefangen; aber die Zeichnung ist herrlich - einfach und ausdrucksvoll. Das Bild ist zweimal so groß wie das Ihre; ich fragte nach dem Preise: 100 Tscherwonzen", schreibt Schukowski über Friedrichs "Mondaufgang am Meer".

Der Zar und seine Gemahlin vertrauten bei ihren Käufen zu Recht auf das Urteil des Schriftstellers: Mit seiner Hilfe trugen sie die wohl schönste und umfangreichste Caspar David Friedrich-Kollektion außerhalb Deutschlands zusammen. Zu der Sammlung gehören nicht nur die stillen Seelenlandschaften, für die der Maler bekannt ist, sondern auch Szenen mit Figuren, die einander in ungewöhnlicher Zärtlichkeit zugetan sind.

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Heute befinden sich die Bilder in der St. Petersburger Eremitage und im Puschkin Museum in Moskau. In den deutschen Jubiläumsausstellungen werden wir sie nicht zu sehen bekommen: Seit Putins Überfall auf die Ukraine ist der Leihverkehr mit russischen Museen zum Erliegen gekommen.

Es versteht sich von selbst, dass der neu aufgelegte Katalog von Schirmer und Mosel die Begegnung mit den Meisterwerken nicht ersetzen kann. Aber das Buch eröffnet die Möglichkeit, diesen bedeutenden Teil des Gesamtwerks kennenzulernen. Nicht nur theoretisch, sondern ganz sinnlich: Denn wer immer in dem Bildband blättert, wird vom Zauber der Welten gefangen, die Caspar David Friedrich auf seinen Leinwänden erschaffen hat.

Caspar David Friedrich: Gemälde und Zeichnungen aus russischen Museen

von Sabine Rehwald (Hg.)
Seitenzahl:
128 Seiten
Genre:
Bildband
Verlag:
Schirmer/Mosel
Bestellnummer:
978-3-8296-0992-0
Preis:
48 €

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | 21.04.2024 | 16:20 Uhr

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