Vom Drehbuch- zum Krimiautor: Holger Karsten Schmidt
Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt ist mehrfacher Grimme-Preisträger. Wie er auf den Stoff für den Roman "Die Toten von Marnow" gekommen ist mehr Romane schreiben möchte, hat er im Gespräch mit NDR Kultur erzählt.
Die gleichnamige NDR Filmreihe lief im März 2021 bei das Erste, alle acht Folgen der Krimi-Serie"Die Toten von Marnow" stehen erneut in der ARD-Mediathek. Außerdem sind ab dem 29. November alle Folgen der Staffel 2 in der ARD Mediathek zu finden - die ebenfalls von Schmidt stammen.
Holger Karsten Schmidt schreibt am liebsten abends und nachts. "Gerade beim Drehbuch hat man ständig mit vielen Leuten zu tun und es gibt ständig Telefonate. Deshalb habe ich mir angewöhnt, ab 17, 18 Uhr zu schreiben. Da sind die ganzen Produzenten zu Hause bei ihrer Familie und gehen abendessen. Und dann hatte ich meine Ruhe".
Deutsch-deutscher Pharma-Skandal als historischer Romanstoff
Auf den düsteren Stoff zu "Die Toten von Marnow"ist Schmidt vor Jahren durch einen Magazin-Artikel im "Spiegel" über einen deutsch-deutschen Skandal gestoßen. "Es geht einfach um Machenschaften zwischen nicht nur westdeutschen, sondern westlichen Pharmakonzernen und ostdeutschen Kliniken. Als ich darüber las, was für ein Skandal das war, war mir sofort klar, dass ich das nicht nur als Drehbuch umsetzen möchte, sondern auch als Roman. Dieser spielt nicht in der Vergangenheit während der Vorfälle, sondern 15, 16 Jahre später, wo diese Vorfälle in einem Mord münden."
Schöpfer der NDR Serie Nord bei Nordwest
Schmidt kommt ursprünglich aus Hamburg, lebt aber seit Langem in Asperg bei Stuttgart und ist Drehbuchdozent an der Filmakademie Baden-Württemberg. Im Norden kennt man etwa seine humorvolle Serie "Nord bei Nordwest" mit Hinnerk Schönemann als Ex-Polizist und Tierarzt - erfundene Geschichten über Leben und Sterben an der Waterkant im 21. Jahrhundert. Oft sind es jedoch historische Stoffe über Sturmfluten, Mordfälle und Geiselnahmen, die der heute 59-Jährige für Kino- und Fernsehfilme und Reihen wie den Tatort verarbeitet. Bei der Arbeit hört er gern melancholische Musik von Hans Zimmer oder Leonard Cohen. So entstehen inzwischen auch immer mehr Romane.
Mehr Romane, weniger Drehbücher in Zukunft?
Nach sechs davon hat Schmidt so viel Spaß als Schriftsteller, dass das Konsequenzen für den Film haben könnte. "Ich habe jetzt über 100 Drehbücher geschrieben, von 1994 an. Davon sind 70 oder sowas verfilmt worden. Ich kann das auch mal zehn Jahre in Ruhe lassen. Bei einem Roman ist das so, dass einem eben kein halbes Dutzend Leute reinredet, und deshalb finde ich den Roman sehr viel attraktiver. Aber das Wichtigste ist, dass ich die Hoheit über meine Geschichte behalte."
Seinen Roman von 2021, zu dem Fortsetzungen geplant sind, hat Schmidt seiner Mutter gewidmet: "Das erste Buch, das ich schrieb, habe ich meinem Vater gewidmet. Und das kam zu spät. Und das wollte ich nicht, dass das hier noch einmal passiert."
Holger Karsten Schmidt: Mit Hamburg verbunden
Seine Herkunft ist ihm wichtig. Und so ist es natürlich kein Zufall, dass sich so viele seiner Geschichten in Norddeutschland abspielen: "Ich vermisse wirklich Hamburg und vermisse auch vor allem das Wasser. Man glaubt es kaum. Als ich mal nach zwei, drei Jahren hier unten hochmusste nach Boltenhagen, um zu recherchieren, konnte ich nicht anders, als die Schuhe auszuziehen, um barfuß ins Wasser zu gehen. Ich bin da eben groß geworden, ich kenne den Menschenschlag da. Und deshalb siedel' ich gern meine Geschichten dort an."
Die gleichnamige NDR Krimi-Serie "Die Toten von Marnow" mit Petra Schmidt-Schaller und Sascha Gersak in den Hauptrollen wurde 2021 in Das Erste ausgestrahlt und steht erneut in der ARD Mediathek. Am 7. und 11. Dezember 2024 werden die neuen Folgen ab 20.15 Uhr in das Erste die ausgestrahlt - und sie stehen bereits in der ARD Mediathek.