Wagenknecht und Die Linke: ARD-Doku zeigt Chronologie einer Entfremdung
Sahra Wagenknecht ist aus der Linken ausgetreten und will eine eigene Partei gründen. Die ARD-Doku "Der Bruch" zeichnet das Auseinandergehen zwischen Politikerin und Partei nach. Sie steht in der ARD Mediathek.
Ohne Zweifel: Sahra Wagenknecht hat Fans. Wie auch immer sie ihre Entscheidung über ihre politische Zukunft begründet: Die treuen Anhänger machen mit, die Gegner hingegen nicht. "Der Weg, den Sahra Wagenknecht mit dieser Partei gehen will, ist nicht vereinbar mit dem, was die Partei an Programmatik hat und dem Weg, den wir für den richtigen halten", sagt Thomas Nord, Altlinker aus Berlin. Für ihn ist Wagenknechts Weg ein Egotrip. Der Streit zwischen ihr und der Partei Die Linke sei eine "Never ending Story", die zur vollständigen Zerstörung der Partei führen werde.
"Manifest für den Frieden" - der Beginn des Bruchs?
Wann hat das eigentlich alles begonnen, dieses Zerwürfnis zwischen Wagenknecht und der Linken? Ein genaues Datum kann vermutlich niemand nennen. Doch das sogenannte "Manifest für den Frieden" und die Kundgebung mit Alice Schwarzer im Februar in Berlin haben gewiss als Beschleuniger gedient. Sahra Wagenknecht wird bei dieser Kundgebung von der Parteiführung der Linken nicht unterstützt. Sie habe sich nicht genug von der AfD und Co abgegrenzt. Ihr Vorgängerprojekt "Aufstehen" vor mehr als vier Jahren hat gezeigt, dass sie viele Menschen hinter sich versammeln kann. Aber, so die Kritik, dabei handele es sich um ein diffuses Umfeld, bestehend aus Querdenkern, Rechtsradikalen, Altkommunisten und Putinverstehern. "Die Kampagne gegen uns gipfelte darin, dass man versucht hat, uns in die Nähe der extremen Rechten zu rücken. Daran sieht man, wie krank die Diskussion in Deutschland inzwischen ist", entgegnete Wagenknecht ihren Kritikern auf der Kundgebung mit Alice Schwarzer.
Wagenknecht will mit AfD nichts zu tun haben
Die Autorin der ARD Story "Der Bruch" hat diesen Aspekt der Diskussion aufgegriffen. Einen Abend vor der Kundgebung versucht Björn Höcke von der AfD einen vergifteten Schulterschluss. "Er schlägt ihr vor: Kommen Sie zu uns. Hier können Sie die Politik machen, von der sie bei der Linken nur träumen", erzählt Birgit Wärnke. "Machen wir gemeinsam Deutschland zur Friedenspartei". Wagenknecht entgegnet in der Doku: "Warum tun wir dem Mann den Gefallen, ihn für so wichtig zu halten? Er will, dass die AfD stark wird. Ich will nicht, dass die AfD stark wird, das ist völlig klar."
Chronologie eines Niedergangs
Wärnkes Film ist nicht nur das Porträt einer Politikerin. Er ist auch eine Chronologie eines Niedergangs einer Partei. Die Bemühungen um Schlichtungen wirken wie ein Lehrbeispiel misslungener Kommunikation. Sahra Wagenknecht und die Linke - entweder sie konnten sich nicht verständigen oder sie wollten sich nicht verstehen. "Ich habe schon in der Linken meine politische Heimat verloren. Das würde ich jetzt in der Vergangenheit sehen - nicht mehr als Prozess", sagt Wagenknecht schon in der Doku - da hatte sie die Partei noch gar nicht verlassen. Den Prozess hat sie nun abgeschlossen.