Mimi (Sunnyi Melles, l-r), Jackie (Mark Ivanir), Symcha (Mike Burstyn), Lilka (Eleanor Reissa), Saba (Saffron Marni Coomber) und Samuel (Aaron Altaras) stehen vor einem Familienportrait der Zweiflers in einer Szene der gleichnamigen Mini-Serie (undatierte Filmszene). © picture alliance/dpa/ARD Degeto/HR/Turbokultur | Elliott Kreyenberg
Mimi (Sunnyi Melles, l-r), Jackie (Mark Ivanir), Symcha (Mike Burstyn), Lilka (Eleanor Reissa), Saba (Saffron Marni Coomber) und Samuel (Aaron Altaras) stehen vor einem Familienportrait der Zweiflers in einer Szene der gleichnamigen Mini-Serie (undatierte Filmszene). © picture alliance/dpa/ARD Degeto/HR/Turbokultur | Elliott Kreyenberg
Mimi (Sunnyi Melles, l-r), Jackie (Mark Ivanir), Symcha (Mike Burstyn), Lilka (Eleanor Reissa), Saba (Saffron Marni Coomber) und Samuel (Aaron Altaras) stehen vor einem Familienportrait der Zweiflers in einer Szene der gleichnamigen Mini-Serie (undatierte Filmszene). © picture alliance/dpa/ARD Degeto/HR/Turbokultur | Elliott Kreyenberg
AUDIO: Von "Die Zweiflers" bis TikTok: Jiddisch lebt in der Popkultur (4 Min)

Von "Die Zweiflers" bis TikTok: Jiddisch lebt in der Popkultur

Stand: 13.06.2024 14:49 Uhr

Es sind weltweit angeblich nur knapp 700.000 Menschen, die Jiddisch sprechen - umso schöner, dass man der Sprache immer häufiger auch in popkulturellen Zusammenhängen begegnet. Die Erfolgsserie "Die Zweiflers" ist dafür nur ein aktuelles Beispiel.

von Severine Naeve

"Jiddisch ist cool" titelte schon vor Jahren die Jüdische Allgemeine. Die Sprache erscheint denjenigen, die Deutsch sprechen, so vertraut. Immer häufiger begegnet sie auch in Film, Fernsehen, Literatur oder Musik.

Die Schweizer Sängerin Lea Kalisch betont bei allem, was sie macht, dass es sich immer um ihre "Jüdischkeit" dreht. Sie provoziert mit Shtreimel - dem runden Pelzhut, der meist von verheirateten chassidischen Juden getragen wird - bauchfrei mit pinker Bomberjacke. So tanzt sie in einem Musivideo zu ihrem Song "Eshet Chayil of Hip Hop" durch Jerusalem - Anlehnungen an große HipHop-Hymnen und jiddische Textpassagen inklusive:

Jiddisch hat Charme

"Es gibt ein jiddisches Lied, das heißt 'Jiddisch red sich so schein'. Das heißt 'Jiddisch hat so viel Charme' - und das finde ich auch", so Kalisch. "Jiddisch ist so eine reiche Sprache, eine Sprache in der ich meine Jüdischkeit ausleben kann. Es gibt so viel Literatur, die echt sexy ist - und 100 Jahre alt." Jiddisch hat Lea Kalisch übrigens erst als Erwachsene gelernt. Inzwischen lebt sie in den USA, zieht demnächst mit ihrem Mann, einem Rabbiner, nach Wien.

"Ich bin deutschsprachig aufgewachsen: Schweizerdeutsch mit meiner Mutter, Hochdeutsch mit meinem Vater, aber ich hatte schon immer eine Faszination für Jiddisch", sagt die Sängerin. Sie habe sich zudem schon "als Kind als Rabbiner verkleidet und Fake-Jiddisch vor mich hingebrabbelt."

"Harry Potter" auf Jiddisch und der ARD-Serienerfolg "Die Zweiflers"

Der amerikanische Jude Arun Schaechter Viswanath hat den ersten "Harry Potter"-Band ins Jiddische übersetzt. Wie ist er denn darauf gekommen? "Meine Frau und ich saßen an einem Sabbath nachmittags zusammen und meine Frau fragte mich, ob ich ernsthaft unsere Kinder in einer Welt ohne 'Harry Potter' auf Yiddish großziehen will …? Und die Aufforderung habe ich ernst genommen", berichtet er..

Und auch im Fernsehen wird man fündig. Der ARD-Serienerfolg "Die Zweiflers" dreht sich um eine jüdische Frankfurter Familie und mutet den Zuschauern sprachlich eine gewisse Herausforderung zu. Es wird Deutsch, Englisch und Jiddisch gesprochen. Die Serie berührt dabei oft Themen, die Deutschen sicher eher unangenehm sind. Und trotzdem - oder gerade deswegen - ist sie oft sehr komisch.

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Familienessen bei den Zweiflers. © ARD Degeto/HR/Turbokultur Foto: Elliott Kreyenberg

"Die Zweiflers" in der ARD Mediathek

In der vergnüglichen Serie um eine jüdische Familie in Frankfurt wird ein lange gehütetes Familiengeheimnis gelüftet. extern

Für Kinder: Jiddisch in der Sesamstraße und im Theater

Nicht unbedingt Popkultur, aber dennoch Kult ist die Sesamstraße. In der amerikanischen Ausgabe sprach in einer Folge schon 1974 der Besitzer des Süßigkeitenladens in der "Sesame Street" am Telefon plötzlich Jiddish: "Hello? Aaaah, es ist guat zu hören von Dir. Was machste?" In die fragenden Puppengesichter erklärt er dann: "Yiddish".

Auch die Bühne hat etwas zu bieten. Das jüdische Berliner Puppentheater Bubales reist etwa mit einer mobilen Theaterbühne herum und erklärt mit lustigen Stoffpuppen im Stil der Sesamstraße Kindern jüdische Feiertage und Traditionen. Mit viel Wortwitz und falls sich der Anlass bietet: jiddischem Geburtstagssong im Gepäck.

Jiddische Musik auf Instagram und TikTok

Auch auf Instagram und TikTok haben jiddische Musikerinnen und Musiker inzwischen eine große Fangemeinde: Mendel Goldman beispielsweise, der bekannte Popsongs auf Yiddish covert. Oder The Shvesters, zwei junge Israelinnen, die sich mit ihren jiddischen Interpretationen der Barry Sisters eine riesige Fangemeinde ersungen haben.

Musikerin Lea Kalisch freut sich darüber, dass Jiddisch gerade ein bisschen in Mode ist. Ein schöner Trend sei es: "Ich find's super". Sie findet die Sprache eben sexy und neben ihren Raps und Popsongs steht sie gelegentlich auch auf großen Bühnen - im Abendkleid, mit jeder Menge "Jüdischkeit" im Gepäck - und zeigt, dass Jiddisch nicht nur sexy ist, sondern auch jede Menge Herzenswärme erzeugen kann:

 

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"Die Zweiflers" (v. li. n. re.): Lilka (Ellanor Rissa), Saba (Saffron Marni Coomber), Samuel (Aaron Altaras), Leon (Leo Altaras) und Mimi (Sunnyi Melles) © ARD Degeto/HR/Turbokultur Foto: Elliott Kreyenberg

Mediathektipps: "Die Zweiflers", "Borders" und "ABBA"

Es geht um eine Serie über eine jüdische Familie in Frankfurt, eine Serie aus Israel und eine Doku über die Popgruppe ABBA mehr

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 13.06.2024 | 16:00 Uhr

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